Im Fertighausbau kommen seit Jahrzehnten technisch und energetisch optimierte Holztafeln zum Einsatz. Aufgrund der Kombination mit Gipsplatten, PE-Folien, mineralischen Fasern, Klammern, Klebern, Putz und Zuschlagstoffen ist die Recyclingfähigkeit des verbauten Holzes bislang jedoch stark eingeschränkt. Im Verbundprojekt »Holztafel_2.0« entwickeln Forschende derzeit eine Holztafel, die recyclingfähig und kreislaufgerecht ist.
„Bis heute sind keine Recyclingverfahren etabliert, mit denen sich aus der Werkstoffkombination Holztafel sortenreine, schadstofffreie Rohstoffe wiedergewinnen lassen“, erklärt Projektkoordinator Prof. Dr.-Ing. Mike Sieder vom Institut für Baukonstruktion und Holzbau der TU Braunschweig. „Um Holz ressourcenschonend einzusetzen und langfristig stofflich zu nutzen, müssen wir einen echten, nachhaltigen Kreislauf und eine Rohstoffkaskadierung ermöglichen – von der Zulieferindustrie bis zum Recyclingunternehmen und wieder zurück zum Zulieferer und Produzenten.“
Ein Verbundprojekt für die Zukunft
Im Zentrum des Verbundvorhabens »Recycling for Future – Holztafel_2.0« steht deshalb die Entwicklung von wiederverwendbaren Holztafel-Elementen, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich nachhaltige Lösungen für den Fertighausbau bieten sollen. Sieben Projektpartner – darunter renommierte wissenschaftliche Institute wie die TU Braunschweig, die Ruhr-Universität Bochum und das Fraunhofer WKI sowie vier erfahrene Praxispartner* – arbeiten gemeinsam an dieser Aufgabe.
Recycling- und Re-use-Konzepte
Das Projekt stellt nicht nur die Entwicklung geeigneter Holztafeln in den Fokus, sondern auch das zugehörige Recyclingverfahren und ein innovatives Second-use-Konzept. Diese Ansätze zielen darauf ab, alle Materialien möglichst sortenrein wiederzugewinnen und die Rohstoffkomponenten abfallreduziert weiterzuverwenden. Hiermit verfolgt das Projekt das Ziel, einen echten, nachhaltigen Kreislauf zu ermöglichen, der von der Zulieferindustrie bis zum Recyclingunternehmen reicht.
Urban Mining als strategischer Ansatz
Untermauert wird das Vorhaben durch die Strategie des Urban Mining, welche die Nutzung bestehender Gebäude als sekundäre Baustoffquelle für künftige Bauwerke vorsieht. Dieser Ansatz ist besonders relevant, da bisher keine Recyclingverfahren existieren, die es erlauben, aus der Werkstoffkombination der Holztafeln schadstofffreie Rohstoffe sortenrein wiederzugewinnen.
Holztafeln mit Mehrfachleben
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Untersuchung des Fertigungsprozesses konventioneller Holztafelkonstruktionen. Ziel ist es, Parameter für die Planung und Herstellung einer ökologischen, wirtschaftlichen und recyclinggerechten Holztafel abzuleiten. Zusätzlich wird ein Second-use-Konzept erarbeitet, um die recycelten Materialien erneut nutzbar zu machen.
Projektabschluss und Ausblick
Am Ende des Projekts, das bis Ende 2026 anberaumt ist, steht die Fertigung des Prototyps einer recyclierbaren Holztafel. Diese soll nicht nur in Bezug auf Tragverhalten und Schutzfunktionen den Normen entsprechen, sondern auch Konstruktions-, Recycling- und Re-use-Konzepte sowie Ökobilanzen und Nutzungszyklusanalysen liefern.
Damit leistet das Projekt einen entscheidenden Beitrag zur Förderung des ökologischen, ressourcenschonenden Holzbaus und zur langfristigen CO2-Speicherung in Holzgebäuden, unterstützt durch das BMEL und FNR im Rahmen der Holzbauinitiative der Bundesregierung.
* Otto Baukmeier Holzbau-Fertigbau GmbH & Co.KG | Sto SE & Co. KGaA | Fermacell – James Hardie Europe GmbH | ALBA Braunschweig GmbH