Buchenholzfasern sollen künftig als klimafreundlicher Ziegel-Dämmstoff zum Einsatz kommen. Um dafür ein passendes Verfahren zu entwickeln, fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) den Aufbau einer Pilotanlage.
Anfang September hat Dr. Ophelia Nick, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, die Förderbescheide in Höhe von insgesamt 1,86 Millionen Euro an die drei Projektbeteiligten übergeben.
„Mit der Verarbeitung von Buchenfasern zu Dämmmatten für Ziegelfüllungen erschließen die Projektbeteiligten eine weitere Nutzungsoption für Buchenholz“, so Dr. Ophelia Nick. „Hier wirken Forstwirtschaft, Dämmstoff- und Ziegelproduktion mit der Wissenschaft ganz im Sinne der biobasierten Wirtschaft zusammen.“
Arbeitsziele des Pilotprojekts
Das Konzept der Pilotanlage basiert auf den Erkenntnissen, die das Fraunhofer WKI bereits im Labormaßstab gewonnen hat. Zu den Arbeitszielen gehört die Entwicklung eines Verfahrens, mit dessen Hilfe u. a. kalamitätsgeschädigtes Buchenholz zunächst zerfasert und dann zu einer flexiblen Fasermatte oder zu Holzschaum weiterverarbeitet wird. Dabei sollen Wasseraufnahme-, Brand- und Glimmverhalten des Dämmstoffs optimiert werden.
Für das Befüllen der Ziegel mit Faserdämmmatten bzw. Holzschaum oder Holschaumgranulaten aus Buche werden verschiedene technische Verfahren untersucht. Am Ende stehen die Zulassung des Ziegel-Dämmstoffs beim Deutschen Institut für Bautechnik, die industrielle Umsetzung des Verfahrens und die zielgerichtete Vermarktung des buchenholzfasergefüllten Ziegels.
Startschuss im Oktober
Der Startschuss für die Konzeptentwicklung und den Bau einer Pilotanlage zur Holzfasermatten- bzw. Schaumherstellung bei der Teterower Loick Biowertstoff GmbH fällt im Oktober 2022. Das Fraunhofer WKI wird die Verwendung der Buchenholzfaserstoffe optimieren und evaluieren. Das Ziegelwerk Bellenberg Wiest arbeitet an einer Lösung für das Befüllen der Ziegel mit dem neuen Dämmstoff. Die Arbeiten sollen 2025 abgeschlossen sein.
Hintergrund
Bis in die 1980er Jahre hinein hatte die Verwendung von Dämmstoffen im Bau- und Sanierungsbereich aufgrund des niedrigen Ölpreises nur einen geringen Stellenwert. Der Ölpreisanstieg und veränderte politische Vorgaben – insbesondere die Wärmeschutzverordnungen WSVO 77 und WSVO 82 – trieben die Nachfrage nach neuen Dämmstofftechniken dann deutlich voran.
Heute sind der Rohstoffpreis, die Kosten für alternative Produkte, die Wärmeleitfähigkeit und die CO2-Bilanz bzw. der Carbon-Footprint sowie die Recyclingfähigkeit entscheidende Faktoren für die Beurteilung von Dämmprodukten.