Eine profane Bauaufgabe im städtischen Umfeld elegant und ästhetisch gelöst: Das Blockheizkraftwerk Leipzig-Möckern von thoma architekten mit einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus eloxierten Aluminiumschindeln ist Preisträger des Deutschen Fassadenpreises 2022 für VHF.
Gebäude, die Energie erzeugen, gehören zur wichtigen städtischen Infrastruktur. In Leipzig-Möckern gelang mit dem Neubau eines Blockheizkraftwerks eine elegante, ästhetische Integration in den städtebaulichen Kontext – „ein atmosphärischer Gewinn für Stadt und Gesellschaft“, so das Urteil der Jury.
„Es war die Herausforderung des Fassadenkleides, sich einerseits in Zurückhaltung zu üben und gleichzeitig städtische Anziehungskraft auszustrahlen“, beschreibt Susann Stiehl, Projektleiterin bei thoma architekten, die Bauaufgabe. Ziel war eine sehr langlebige Fassade, die sich in ihre Einzelkomponenten zerlegen und wiederverwerten lässt. Gleichzeitig sollte die Fassade als Blickfang auch die Funktion des Gebäudes abbilden. Die Bauart der Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade (VHF) bot den Architekten den möglichen Spielraum für ihre individuellen Entwurfsideen.
Gemeinsam mit einem unkonventionell denkenden Fassadenfachverleger, der die Aluminiumbleche jeweils zuschnitt und falzte, entwickelten die Planer eine einmalige Metallfassade, die aus dem direkt beauftragten Profanbau in der Stadt etwas ganz Besonderes machte. So bekleideten sie die VHF mit insgesamt zehn unterschiedlich dimensionierten Fassadenschindeln aus eloxiertem Aluminium. Deren jeweilige Dreieckform schließt sich an der Fassadenansicht zu einem diffusen, energiegeladenen Wirbel zusammen.
Die Jury zeigte sich beeindruckt vom technisch-pragmatischen Gebäudeentwurf, der gepaart ist mit einer künstlerisch gestalteten Fassade, und zeichnete das BHKW mit dem Deutschen Fassadenpreis 2022 für VHF aus. „Durch die Fassadengestaltung bietet das rein technische Gebäude einen atmosphärischen Gewinn für Stadt und Gesellschaft. Der Entwurf setzt ein Zeichen dafür, dass alles Gestaltungsaufgabe ist und gute Architektur etwas nach außen zurückgibt“, heißt es in der Jurybegründung.
Vier Anerkennungen für vorgehängte hinterlüftete Fassaden
Vier weitere Architekturbüros und die jeweiligen Bauherren erhielten zudem Anerkennungen für ihre herausragenden Projekte.
Düsseldorfer Schauspielhaus
Das denkmalgeschützte Schauspielhaus Düsseldorf ist aus drei zusammengelegten Schichten konzipiert, die als weiche Formen horizontal gestapelt sind. Die Fassadenbekleidung aus gewelltem und farbbeschichtetem Aluminiumblech führt ohne störende Zäsur über den Dachrand und entspricht im Erscheinungsbild der Ursprungsfassade.
Architekten: ingenhoven associates
Landesmuseum für Volkskunde Molfsee
Die Neubauten für das Landesmuseum für Volkskunde im Museumsdorf Molfsee erinnern hinsichtlich ihrer Formgebung an regionale Bauernhäuser. Mit wetterfestem Baustahl einheitlich bekleidet werden Dach und Wand durch architektonische Transformation zur skulpturalen Großform, die Gebäude selbst zu Artefakten.
Architekten: ppp architekten + stadtplaner gmbh
Luisenblock West in Berlin
Das Büro- und Verwaltungsgebäude Luisenblock West im Berliner Regierungsviertel ist ein schlichter Baukörper mit sehr differenzierter Fassade: Wirkungsvoll bekleidet die VHF den mehrgeschossigen Holzmodulbau. Aluminiumkassetten, farbige Glaspaneele und farblich modifizierte Fensteröffnungen wechseln sich ab und erzeugen eine vielschichtige Ansicht.
Architekten: sauerbruch hutton gesellschaft von architekten mbH
Sanierung von zwei Wohnhochhäusern in Dresden
Mit der neuen VHF wurde der Wärme-, Brand- und Schallschutz der Wohnhochhäuser Gret-Palucca-Straße 9 und 11 in Dresden vollumfänglich verbessert. Mittels stehender Rechteckformate der Fassadenbekleidung aus Metall betonen die Architekten die Vertikalität der Hochhäuser.
Architekten: S&P Sahlmann Planungsgesellschaft für Bauwesen mbH
Das Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro wird mit 5.000 Euro für den Gewinner und je 1.250 Euro für die vier Anerkennungen aufgeteilt.
Feierliche Preisverleihung
Am 29. September 2022 wurden Preis und Anerkennungen im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Deutschen Architektur Zentrum DAZ in Berlin vergeben.
Ein Grußwort aus Potsdam sendete der Jury- und Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung Baukultur, Reiner Nagel. Er berichtete aus der Jurysitzung, die die „Qual der Wahl“ hatte, und zeigte sich begeistert von der hohen Ausführungsqualität und Präzision der eingereichten Arbeiten. Außerdem dankte der Juryvorsitzende dem Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. (FVHF) für sein langjähriges baukulturelles Engagement. Der FVHF vergibt den Deutschen Fassadenpreis für VHF bereits seit 1999 im zweijährigen Rhythmus – in diesem Jahr zum 14. Mal.