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Anforderung:
Wochenendhaus in einzigartiger Kulturlandschaft, das Alt und Neu miteinander verbindet und die Grenze zwischen Innen- und Außenraum auflöst
Lösung:
Gebäude mit traditionellem Reetdach, Lärchenholzverschalung sowie großflächiger Glasfassade mit Schiebefenstern auf der Nordseite
Ein Mosaik aus Wiesen, Äckern und Wäldern sowie ein verzweigtes Netz aus Fließen und Kanälen prägen das Gesicht des UNESCO Biosphärenreservats Spreewald. In dieser einzigartigen Umgebung wünschte sich die Bauherrenfamilie einen Rückzugsort, an dem sie dem Lärm und Stress der Großstadt in regelmäßigen Abständen entfliehen konnte.
Das Grundstück für das Wochenendhaus auf der Kauperinsel in Burg war dabei ein wahrer Glücksfall: Richtung Norden hält es einen unverbauten Blick in das Naturschutzgebiet bereit, nach Süden ist es an die bestehende Infrastruktur der Siedlung angeschlossen.
Symbiose von Alt und Neu
Von Anfang stand fest, dass ein Haus entstehen sollte, das Bezug nimmt zum traditionellen Baustil des Spreewalds und gleichzeitig in seiner eigenen Zeit fest verankert ist. „Die zukünftigen Bewohner wünschten sich eine Melange aus zwei Welten: der vergangenen und der zukünftigen. Quasi eine Mischung aus traditionellem Spreewaldhaus und Farnworth House von Mies van der Rohe“, so Architekt Marc Feustel über die architekturaffine Bauherrschaft.
Trotz einer Gestaltungssatzung der Gemeinde Burg, die die baulichen Rahmenbedingungen vorgab, war genug Spielraum vorhanden, um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Als Reminiszenz an die traditionelle Spreewald-Architektur hat das Wochenendhaus heute ein um 50° Grad geneigtes und mit Reet gedecktes Dach, herkömmliche Fenstergrößen und eine Lärchenholzverschalung an der Südseite. Darüber hinaus lehnt sich das Gebäudevolumen an die Nachbarbebauung an, reizt jedoch das maximal mögliche aus. Im Außenraum mussten jedoch Abstriche bei Anzahl und Größen befestigter Freisitze in Kauf genommen werden.
Die Natur als Hauptakteur
Keine Vorgaben gab es für die Ausrichtung und Gestaltung der Giebelseite: Sie öffnet sich mit großen Glasflächen nach Norden in Richtung des geschützten UNESCO Biosphärenreservats. Eine Verglasung nach Süden hätte das Gebäude außerdem zu sehr aufgeheizt. Mit der transparenten Fassade konnte ein wesentlicher Entwurfsgedanke umgesetzt werden: Die Natur als Hauptakteur so in Szene setzen, dass sich der Mensch auch im Gebäudeinneren als Teil der Landschaft fühlt – zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung.
Für die Umsetzung der Glasflächen im Erdgeschoss fiel die Wahl auf die ‚cero Schiebefenster‘ von Solarlux. Die großen Bauelemente mit schmalen Rahmenansichten bieten maximale Transparenz und können bei Bedarf großflächig aufgeschoben werden.
Maximal räumliche Flexibilität
Insgesamt sind es vier ‚cero Schiebefenster‘, die sich auf zweispurigen Edelstahl-Laufschienen von Hand und ohne großen Kraftaufwand öffnen lassen. Sie sind im Wochenendhaus fast drei Meter hoch und bis zu 3,80 Meter breit. Aufgrund einer Eckausbildung ohne Stützen lässt sich die Fassade an der Nordwestecke auf über fünfzehn Quadratmeter öffnen – und bietet damit maximal räumliche Flexibilität.
Auf der gegenüberliegenden Ostfassade ist es eine ebenfalls über zehn Quadratmeter große ‚cero-Festverglasung‘, die uneingeschränkte Ausblicke in die unberührte Natur des Spreewalds gewährt.
„Es ist fast egal, ob die Scheiben da sind oder nicht“, so Architekt Marc Feustel über die Entscheidung, den Wohnbereich im Erdgeschoss auf drei Seiten mit ‚cero‘ auszustatten. „Die großen Fensterformate in Kombination mit den schmalen Rahmenprofilen erfüllen den Urwunsch moderner Architektur, Innen- und Außenraum zu jeder Jahreszeit vollständig miteinander verschmelzen zu lassen.“
Kreislauffähig gebaut
Für die Anlieferung der jeweils 600 Kilogramm schweren Schiebefenster musste eine Art temporäre Straße aus Betonfertigteilen errichtet werden, damit die Fahrzeuge nicht im sumpfigen Boden des Biosphärenreservats versanken. Der Einbau selbst verlief problemlos, da alle Bauteile nach einem präzisen BIM-Modell gefertigt worden waren.
Für die Umsetzung des Konzepts war eine in sich stabile Stahlrahmenbauweise notwendig, die mit Holzständerwänden kombiniert wurde. Darüber hinaus ist das Haus wegen des weichen Untergrunds vollständig aufgeständert und schwebt über dem Boden. Dadurch könnte es theoretisch abgehoben und an einem anderen Ort wieder aufgestellt werden.
Und da ausschließlich vollwertige Materialien zum Einsatz kamen und keine Sandwich-Bauteile, kann das Gebäude auch problemlos in seine Einzelteile zerlegt und vollständig recycelt werden – und entspricht damit dem Cradle-to-cradle-Konzept einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.
Reduzierte Materialität
Das Wochenendhaus im Spreewald bietet auf zwei Etagen rund 75 Quadratmeter Wohnfläche, wobei nicht nur der große Wohn- und Essbereich im Erdgeschoss durch die großen Schiebefenster das Gefühl vermittelt, sich unmittelbar in der Natur zu befinden, sondern auch die beiden Schlafzimmer im Obergeschoss. Auch sie sind Richtung Norden vollständig verglast, ergänzt durch Dachflächenfenster auf der Ost- bzw. Westseite. Das Raumangebot wird im Erdgeschoss durch eine Küche, ein Bad und eine Sauna vervollständigt, im Obergeschoss ist es ein zusätzliches Bad, das den Wohnkomfort erhöht.
Als Materialien entschied sich der Architekt für Stahl, Holz und Glas. Im Innenraum dominiert die Holzart Eiche, an der Außenfassade ist es eine unbehandelte Lärchenholzverschalung, die traditionelle Baustile aufgreift. Der Terrassenbelag ist aus Bambus gefertigt. Sowohl die senkrechte Lärchenholzschalung als auch der Terrassenbelag werden mit der Zeit verwittern und sich so den hellgrauen Stahl- und Aluminiumoberflächen optisch anpassen.
Für eine gewisse Grundwärme und Warmwasser sorgt eine moderne Gastherme mit einem Flüssigtank auf dem Grundstück; wohlige Wärme zur kalten Jahreszeit entsteht durch einen geschlossenen Heizkamin mit Sichtfenster.
Projekt: Wochenendhaus
Standort: Burg
Bauherr: privat
Architekten: MAFEU GmbH, Berlin
www.mafeu.de
Wohnfläche: 75 m²