Auf der polnischen Insel Wolin hat das Architekturbüro Pankowska & Rohrhofer ein Sommerhaus für einen Berliner Bauherrn realisiert. Das Nurdachhaus, dessen Traufen bis zum Boden reichen, ist eine moderne Interpretation der traditionellen polnischen Brda-Hütte und überzeugt mit einem klar strukturierten, lichtdurchfluteten Innenraum, der nahtlos in den Außenraum übergeht.
Anforderung:
Sommerhaus in idyllischer Landschaft, das die A-Form der traditionellen polnischen Brda-Hütte auf moderne Weise interpretiert
Lösung:
Nurdachhaus mit klar strukturiertem, holzverkleideten Innenraum, der sich über zwei gegenüberliegende Glasfalttüren und Terrassen an den Giebelseiten zum Außenraum öffnet
Die Insel Wolin, gelegen in der Woiwodschaft Westpommern, ist die größte Insel Polens und ein äußerst beliebtes Urlaubsziel. Mit einer Fläche von 265 km² und Höhen bis zu 116 Metern bietet sie eine reizvolle, hügelige Landschaft mit Kiefernwäldern und ausgedehnten Sandstränden. Auf Wolin befinden sich Seebäder, darunter das bekannte Ostseebad Międzyzdroje (deutsch Misdroy), und auch der 1960 gegründete Wolin-Nationalpark, der nicht nur zahlreiche Pflanzenarten, sondern auch eine Herde seltener Wisente beherbergt. Diese Vielfalt macht Wolin zu einem attraktiven Ort für Naturbegeisterte und Erholungssuchende.
Von Berlin aus ist die Insel mit dem Auto über die Autobahn A11 und die polnische Autobahn A6 bis nach Szczecin und dann über die Nationalstraße 3 in nur etwa 2,5 bis 3 Stunden zu erreichen. Diese Nähe zu Berlin macht Wolin zu einem idealen Ort für Wochenendausflüge und längere Aufenthalte.
Historische Brda neu interpretiert
Der Berliner Bauherr beauftragte das Architekturbüro Pankowska & Rohrhofer aus Zürich mit dem Entwurf für ein Sommerhaus in idyllischer Landschaft auf der Insel Wolin. Als Inspiration dienten die sogenannten Brda-Häuser: vorgefertigte Holzhäuser, benannt nach dem Fluss Brda, die während der kommunistischen Ära in Polen entwickelt wurden und eine kostengünstige Lösung für Urlaubsunterkünfte in staatlich geförderten Erholungsgebieten boten. Das neue Ferienhaus sollte die A-förmige Holzstruktur dieser Brda-Häuser aufgreifen und auf moderne Weise interpretieren.
Eine Herausforderung stellte hierbei die allgegenwärtige Dachneigung dar: Der Bereich längs der Traufen lässt sich aufgrund seiner geringen Höhe kaum nutzen; außerdem kann das Innere eines Nurdachhauses schnell dunkel und beengt wirken. Die Architekten Kasia Pankowska und Manuel Rohrhofer standen also vor der Herausforderung, die steile Dachneigung der traditionellen Brda-Häuser in eine moderne Wohnlösung zu integrieren.
Innen und außen fließend verbunden
Um das Innere hell und einladend zu gestalten, verwendeten die Architekten gegenüberliegende Glasfalttüren an den Giebelseiten, welche viel Licht in den Wohnraum lassen und eine visuelle Verbindung zur umgebenden Natur herstellen. Die zwei großzügigen Terrassen erweitern den Wohnbereich nach außen und schaffen eine nahtlose Verbindung zur natürlichen Umgebung. Dieser fließende Übergang zwischen Innen- und Außenbereich definiert maßgeblich die räumliche Qualität des Hauses.
Außerdem entschieden sich die Architekten dafür, in den Zwickeln des Hauses Installationen und Einbaumöbel unterzubringen. Diese Umsetzung lässt den ebenerdigen Wohnraum aufgeräumt und klar erscheinen.
Helle und klare Atmosphäre
Das Sommerhaus umfasst insgesamt drei Ebenen: Der Wohnbereich im Erdgeschoss öffnet sich mit zwei weitläufigen Terrassen zum Außenraum hin. Um die notwendige lichte Höhe zu erzielen, musste das Bad unter die Geländeebene verlegt werden. Während somit einige Stufen in die Nasszelle hinabführen, ermöglicht eine Leiter den Zugang zum Obergeschoss. Hier befindet sich der Schlafbereich, wo ein großzügiges Fenster Ausblicke in den Himmel ermöglicht.
Die Materialität des Hauses ist geprägt durch den Einsatz von Kiefernholz. Sowohl die Fassade als auch die Innenwände und Möbel wurden aus Kieferholzsperrplatten gefertigt, was eine klare und helle Atmosphäre schafft. Die Farbgestaltung unterstützt dieses Konzept; insbesondere die obere Etage, gestaltet in einem beruhigenden Dunkelblau, bietet einen reizvollen Kontrast zum lichtdurchfluteten Wohnbereich.
Kleine Struktur mit großer Wirkung
Haus Wolin von Pankowska & Rohrhofer ist ein Paradebeispiel dafür, wie moderne Architektur traditionelle Elemente aufgreifen und in einen neuen Kontext setzen kann. Es zeigt, wie sorgfältig durchdachte architektonische Entscheidungen und eine enge Beziehung zur natürlichen Umgebung die Lebensqualität signifikant verbessern können, und beweist damit, dass auch kleine Strukturen große Wirkung entfalten können.
Projekt: Sommerhaus »Haus Wolin«
Standort: Wolin, Polen
Bauherr: privat
Architekten: Pankowska & Rohrhofer, Zürich
www.kpmr.ch
Fertigstellung: 2023