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Grünfassade für saniertes Hotel Gilbert in Wien

Sanierung und Begrünung eines Hotels in Wien
Grün transformiert

Am Wiener Spittelberg im dicht bebauten 7. Bezirk ist ein sechsgeschossiges Hotelgebäude saniert und umfassend begrünt worden. Neben einer Dachbegrünung verfügt das Hotel Gilbert nun über zwei straßenseitige sowie zwei hofseitige Grünfassaden, die nachweislich für bessere Luft, kühlere Temperaturen sowie weniger Lärmbelastung sorgen. 

Anforderung:

Umfassende Sanierung eines Hotels mit aktivem Beitrag gegen die Folgen des Klimawandels

Lösung:

Klimawirksame Begrünung von Dach und vier Fassadenseiten mithilfe unterschiedlicher (Konstruktions-)Systeme


Das Hotel Gilbert und die dazugehörige Brasserie »&flora« liegen vis-à-vis des Museumsquartiers am Wiener Spittelberg, einem charmanten, historischen Viertel mit Kopfsteinpflasterstraßen, verschiedenfarbigen Fassaden und vielen Restaurants, Bars und kleinen Geschäften. Eine Fassade des Hotels zeigt zur Breite Gasse hin, die andere ist zur parallel verlaufenden Kirchberggasse ausgerichtet.

Das Stahlbetongebäude aus dem Jahr 1962 war ursprünglich als Wohngebäude und Möbelmanufaktur errichtet und in den 80er Jahren zu einem Hotel umgebaut worden. Ab dem Jahr 2020 wurde das Gebäude dann nach Plänen von Eidenböck Architekten aus Wien umfassend saniert und in ein modernes Hotel transformiert. Im Zuge dessen entschieden sich die Bauherren dafür, das Gebäude mit reichlich Grünflächen zu versehen. 

Grünfassade neben Gründerzeitfassade am Hotel Gilbert in Wien
Bild: Wolf Dieter Grabner

Umfassendes Begrünungskonzept

Nach aktuellen Prognosen werden die Höchsttemperaturen in Wien innerhalb weniger Jahrzehnte bis zu 47 Grad Celsius erreichen. Mit der Neugestaltung des Gilbert wollten die Betreiber einen aktiven Kampf gegen die Folgen des Klimawandels leisten. 

„Die Bauwerksbegrünung wurde als atmosphärisch dichte und klimawirksame Begrünung unter extremen statisch-konstruktiven Anforderungen entwickelt“, so die Planer vom Wiener Büro Green4Cities, die das Begrünungskonzept gemeinsam mit Simma Zimmermann Landschaftsarchitektinnen konzipiert haben. „Unterschiedliche Konstruktionssysteme kamen zum Einsatz, Lasten wurden kleinteilig modular verteilt und jedes Gramm Aufbauten optimiert, um langfristig das gesamte Gebäude, auch das Dach, zu begrünen.“

Das Begrünungskonzept setzt sich aus drei Hauptelementen zusammen:

  • Auf dem Hofdach wurde ein Kräutergarten mit 250 m² Fläche geschaffen.
  • Die Fassade zur Kirchberggasse und die zwei Innenhof-Fassaden sind mit 270 m² troggebundenen Fassadenbegrünungen versehen.
  • Die Fassade zur Breite Gasse hin wurde als 125 m² große ‚Living Wall‘ gestaltet. Hier kam das Begrünungssystem des niederländischen Herstellers Sempergreen zum Einsatz.
Grafik zum Begrünungskonzept für das Hotel Gilbert in Wien
Bild: Green4Cities GmbH

Ausgeklügelte Grünfassade

Das Living-Wall-System des holländischen Begrünungsspezialisten Sempergreen ist Cradle-to-Cradle- zertifiziert und wurde vom Wiener Büro Green4Cities speziell für den Standort in der Breite Gasse angepasst. Das System besteht aus einzelnen Paneelen, die überlappend zusammengefügt und mit einer tragenden Metallstruktur am Gebäude verankert sind. Die einzelnen Paneele wurden im Glashaus unter optimalen Bedingungen vorkultiviert und fertig begrünt geliefert.

Die Fassade funktioniert hydroponisch, das heißt die Pflanzen wurzeln in einem Substrat und werden über ein integriertes Bewässerungssystem auch mit Nährstoffen versorgt. Dank dieses Systems erhalten die Pflanzen jederzeit genau das, was sie für optimales Wachstum benötigen. Die gesamte Fassade wird mittels Sensoren überwacht und lässt sich von Gilberts Hausgärtner, der IAT GmbH Greenline, per App kontrollieren und anpassen. Circa zweimal im Jahr müssen die Pflanzen getrimmt werden.

Vorkultivierung von Pflanzen für das Grünfassaden-System Living Wall von Sempergreen
Bild: Sempergreen

Kühlere Temperaturen, bessere Luft, weniger Lärm

Mit ihren Gräsern, Farnen und Kletterpflanzen erreicht die ‚Living Wall‘ an heißen Sommertagen mittels Verdunstungskühlung eine beeindruckende Kühlleistung von 250 bis 337 kWh täglich, was etwa fünf Raumklimageräten entspricht. Doch nicht nur im Inneren sorgt die Grünfassade für kühlere Temperaturen; sie trägt auch zur Verbesserung des Mikroklimas bei und kann die Temperatur im umgebenden Straßenraum um bis zu 3 Grad Celsius senken.

Der Lärmpegel wird durch die bepflanzte Gebäudehülle um etwa die Hälfte (7–10 dB) reduziert. Außerdem verbessert die Pflanzenmischung die Luftqualität und reduziert die Feinstaubbelastung. Rund ein Kilo CO2 pro Jahr und Quadratmeter speichert die Grünfassade am Hotel Gilbert. Als Grüninsel ist das Hotel zudem dauerhafter oder temporärer Lebensraum für viele Arten von Vögeln und Insekten und trägt so zum Artenschutz und zur Biodiversität in der Stadt bei.

„Wir Menschen sind dafür verantwortlich, dass unsere Städte so gestaltet sind, dass wir auch in Zukunft noch dort leben wollen und können“, so die Hotelbetreiber.

Eingangshalle im Hotel Gilbert in Wien mit Glasdach und vielen Pflanzen
Bild: Michael Königshofer

Projekt: Sanierung und Begrünung Hotel Gilbert

Standort: Breite Gasse 9, 1070 Wien, Österreich

Bauherr: Hotel Gilbert, Austrotel HotelbetriebsgesmbH

Architekten (Generalplaner): Eidenböck Architekten, Wien
www.eidenboeck.at

Bauwerksbegrünung: Green4Cities GmbH, Wien
www.green4cities.com

Simma Zimmermann Landschaftsarchitektinnen, Wien
www.simzim.at

Hersteller Living Wall: Sempergreen, Odijk (NL)
www.sempergreen.com


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