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Schlank gedämmt

Sanierung eines denkmalgeschützten Metalldaches am Bahnhof im sächsischen Leisnig
Schlank gedämmt

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Mehr als 155 Jahre steht der Bahnhof Leisnig an der Bahnstrecke Grimma-Döbeln. Aber er ist schon lange nicht mehr in Betrieb und drohte mehr und mehr zu verfallen. Vier Musiker sorgen nun für den Erhalt des mittlerweile denkmalgeschützten Gebäudes. Sie kauften den Bahnhof und sanieren ihn schrittweise. Für das Dach fand man eine passende Lösung mit einem Dämmsystem, das für unbelüftete, einschalige Metalldach- und Fassadenkonstruktionen konzipiert ist.

Anforderung:

Dachsanierung nach historischem Vorbild inklusive energetischer Optimierung

Lösung:

Schlanker Dachaufbau mit für Metalldächer konzipiertem PU-Dämmsystem mit Lambda 0,023 bis 0,022


Sven-Erik Tornow | jo

Die vier Musiker Ofer Löwinger, Alireza Rismanchian, Kathryn Döhner und Christoph Schönbeck suchten einen Ort für neue, musikalische Projekte. Ihre Vision: Der Bahnhof soll zu einem Ort werden, an dem Menschen ihre Fähigkeiten, ihre Musik und ihre Geschichten teilen können. Die vier verbindet ihre Leidenschaft zur Musik, gehen aber ganz unterschiedlichen Beschäftigungen nach: Ofer Löwinger ist studierter Maschinenbauingenieur. Alireza Rismanchian hat Architektur studiert und arbeitet als selbstständiger Architekt. Er plant und betreut die nötigen baulichen Veränderungen im und am Bahnhofsgebäude. Kathryn Döhner ist Geigenlehrerin und Leiterin des interkulturellen Musikprojektes „Folklang“, über das sich die vier kennengelernt haben. Christoph Schönbeck hat Sprachen und Musik studiert und ist unter anderem als Sprachlehrer tätig.

Kulturzentrum zum Mitmachen

Schritt für Schritt bauen die vier Musiker das Gebäude zu einem Kulturbahnhof um. Die alte Bahnhofshalle soll wieder als Durchgang zu den Gleisen nutzbar gemacht werden. Zudem ist mittelfristig Wohnraum für Kurz- oder Langzeitgäste geplant, genauso wie ein gastronomisches Angebot. Daneben sollen die Räumlichkeiten für kulturelle Angebote und Events genutzt werden. So sehen die Initiatoren den Bahnhof Leisnig als ein „blühendes Kulturzentrum – ein Kulturbahnhof – ein pulsierender Ort für Kultur, Austausch und Begegnung.“ Eine Kooperation mit der Stadt Leisnig, den Universitätsstädten Leipzig, Dresden und Chemnitz ist ebenso vorgesehen wie die Einbindung in das überregionale Kulturnetzwerk und das internationale Ethno-Netzwerk. Zugleich soll im zukünftigen Kulturzentrum Raum für lokale Kulturinitiativen, Jugendtreffs und Kulturschaffende aus der Region sein. Bei der Umsetzung verfolgen die neuen Eigentümer einen partizipativen Ansatz: Regelmäßig wird zu Bauhelfertagen eingeladen und die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen erfolgt über Spenden und Crowdfunding-Aktionen.

Dachsanierung: Rückbau und Erneuerung

Die Sanierung des Daches über der Bahnhofshalle konnte nicht durch freiwillige Helfer umgesetzt werden. Die Dachdeckung wurde nach einem Brand im Jahr 2000 zwar erneuert, jedoch entsprach das verwendete Material nicht den Vorgaben des Denkmalschutzes. Zudem wies das Dach über der Halle Undichtigkeiten auf, die zu einer Schädigung der darunterliegenden Konstruktion führte. In Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde entwickelte Dipl.-Ing. Alireza Rismanchian ein Sanierungskonzept für das Dach.

In einem ersten Schritt entfernten die Dachhandwerker die vorhandene Deckung aus Faserzementplatten sowie die darunterliegende Unterspannbahn und legten die Holzschalung des 130 m² großen Satteldaches frei. Aufgrund der eingedrungenen Feuchtigkeit und einer unzureichenden Hinterlüftung war die Schalung weitgehend verrottet und musste komplett ausgetauscht werden. Während der Aufnahme der Rauspundschalung zeigte sich, dass auch einige der darunterliegenden Balken aus der Tragkonstruktion des Daches in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Diese wurden erneuert, bevor die neue Holzschalung aufgebracht werden konnte.

Neben einer dauerhaften Funktionsfähigkeit sollte das sanierte Dach zudem dem historischen Vorbild entsprechen. Alte Aufnahmen zeigen, dass das Dach der Eingangshalle ursprünglich mit einer Metalldeckung abgedichtet worden war. Entsprechend wurde der neue Dachaufbau auf eine Deckung mit Doppelstehfalz abgestimmt. Zugleich galt es auch, das Bauteil energetisch zu optimieren, wobei die maximalen Anschlusshöhen an die angrenzenden Bauteile zu berücksichtigen waren.

Schlanker Gesamtaufbau

Eine passende Lösung fand man mit dem Dämmsystem ‚MetalFix‘ von puren. Es ist für unbelüftete, einschalige Metalldach- und Fassadenkonstruktionen konzipiert, also optimal für den Sanierungsansatz in Leisnig. Denn das Dämmsystem verbindet sehr gute Dämmwirkung mit gleichzeitig schlankem Gesamtaufbau. So sichert die günstige Wärmeleitfähigkeit der PU-Dämmung von Lambda 0,023 bis 0,022 W/(mK) bereits ab 120 mm Dicke die heute geforderte Dämmwirkung (U-Wert unter 0,20 W/(m²K)). Nur wenige Zentimeter mehr verschieben den Aufbau in den Bereich von Niedrigenergie- und Passivhaus-Konstruktionen. Das Dämmsystem ist bis zu 180 mm Dicke (U-Wert 0,13 W/(m²K)) verfügbar. Für den besonders schlanken Dachaufbau sorgen zwei oberflächenbündig in das PU-Dämmelement wasserfest verklebte Einlagen aus 110 x 22 mm großen Mehrschichtholzleisten. Damit können Konter- und Traglattung entfallen.

Zudem besitzen die beidseitig aluminiumbeschichteten PU-Dämmelemente stirnseitig ein Nut-Feder-System und längsseitig einen Stufenfalz. Mit den Maßen von 2.400 x 620 mm und einem Elementgewicht von rund 6 bis 10 kg/m² (je nach Dämmstoffdicke) ist eine rationelle Montage gewährleistet. Zudem sind die Metall-Dämmelemente biologisch und bauökologisch unbedenklich, unverrottbar, recycelbar sowie schimmel- und fäulnisbeständig.

Bauphysikalisch durchdacht

Zur Montage das Dämmsystems auf dem Eingangshallendach des Bahnhofs Leisnig verlegten die Dachhandwerker zunächst die robuste ‚puren TOP DSB 100‘ als Notabdichtung und Konvektionssperre. Im Nahtbereich sind die Bahnen mit dem ‚Kleber-auf-Kleber-System zur luftdichten Fügung‘ ausgerüstet. Das verhindert zugleich die Feuchtewanderung durch Kapillare. Die blendfreien Bahnen verfügen über einem sd-Wert von ≥ 100 m. Im nächsten Schritt wurden die einzelnen Dämmplatten des ‚MetalFix-Systems‘ verlegt und durch die integrierten Mehrschichtholzleisten hindurch in der Tragkonstruktion befestigt. Um die Konstruktion im Winter vor Feuchteeintrag zu schützen, verlegten die Dachdecker oberhalb der Dämmebene erneut eine Notabdichtung und fixierten diese zusätzlich mit Dachlatten.

Metalldeckung

Zum Einsatz kamen Aluminium-Scharen in anthrazit. Zur Hinterlüftung der Alu-Bleche verlegten die Handwerker zuvor eine Trennlage aus diffusionsoffener Unterdeckbahn mit Polypropylen-Mono Filament Gelege. Die 5 m langen Scharen wurden mit passenden Winkelstehfalz- und Winkelschiebehaften direkt in den integrierten Mehrschichtholzleisten der Dämmelemente befestigt. Gefügt wurden die gekanteten Scharen mit Doppelstehfalz. An den traufseitigen Rändern des Satteldaches montierten die Dachhandwerker Regenrinnen zur Aufnahme von ablaufenden Niederschlag. Zudem wurden insgesamt zehn Dachflächenfenster eingebaut und an die Metalldeckung angeschlossen. Nach insgesamt knapp drei Monaten war die Sanierung des 30 Grad geneigten Bahnhofshallendaches abgeschlossen.

Mit der Erneuerung der Dachdeckung endete ein erster Abschnitt der auf insgesamt zehn Jahre geplanten Sanierung des Bahnhofs Leisnig. Zugleich ist sichergestellt, dass die Bausubstanz im Hallenbereich nicht mehr durch eindringende Feuchtigkeit geschädigt wird. Nach erfolgten Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten im Innenbereich soll die Bahnhofshalle zeitnah wieder als Zugang zu den Bahngleisen genutzt werden können.


Projekt: Komplettsanierung und Umbau eines denkmalgeschützten Bahnhofgebäudes zum ‚Kulturzentrum‘

Standort: Bahnhofstraße 31, 04703 Leisnig

Planung: Dipl.-Ing. Alireza Rismanchian, Berlin
www.rismanchian.design

Dacharbeiten: Bedachungen Seidel, Leisnig

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