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Sieger mit subversiver Kritik

Dritter Architekturpreis Putz
Sieger mit subversiver Kritik

Markus Hoeft

Am 25. November wurde in Berlin der 3. Bundesdeutsche Architekturpreis Putz verliehen. Bayer und Uhrig Architekten, Kaiserslautern, erhielten den Preis für ein Wohnhaus in Ramstein. Die Jury wählte unter den insgesamt 232 eingereichten Arbeiten außerdem zwei Auszeichnungen und neun Anerkennungen aus.
Der alle zwei Jahre verliehene Architekturpreis Putz wird vom Deutschen Stuckgewerbebund zusammen mit der Sto AG ausgelobt. Der international tätige Bauzulieferer hatte auch in diesem Jahr ein Preisgeld von 25 000 Euro gestiftet.
Die Auslober wollen mit dem Preis gute Architektur würdigen und fördern, bei der die Putzflächen eine anspruchsvolle Ästhetik mit hoher Funktionalität und hervorragender Ausführung verbinden. Berücksichtigt werden Putzarbeiten an Fassaden und in Innenräumen, egal ob im Neubau oder der Sanierung.
Jury
Unter dem Vorsitz von Prof. Klaus Theo Brenner, Berlin, arbeiteten die Architekten Prof. Andreas Hild, München, Marc Oei, Stuttgart, Prof. Carsten Roth, Hamburg und Konrad Wohlhage, Berlin als Fachjuroren. Traditionell fungierten Jochen Stotmeister, Vorstandsvorsitzender der Sto AG, Jürgen G. Hilger, Vorsitzender des Deutschen Stuckgewerbebundes, Uwe Koos, Leiter Sto Design International, sowie Eugen Schwarz, Stuckateurmeister als Sachpreisrichter.
Die Jury bewertete 232 Tafeln mit Grundrissen, kurzen Beschreibungen und Fotoansichten, bevor die Projekte nominiert wurden.
Prof. Brenner formulierte als Credo des Wettbewerbs, architektonische Leistungen vorzustellen, die den Putz als hochwertigen Werkstoff qualifiziert einsetzen und ihm zu der Ausstrahlung verhelfen, die er verdient.
Stuckateurmeister Eugen Schwarz unterstrich: „Erst handwerkliches Können und die Erfahrung der Praktiker vollenden den Gesamteindruck des Bauwerkes, den der Architekt im Blick hat. Und dafür braucht man eine qualitätsvolle Verarbeitung des Putzes“.
Siegerprojekt
Das als Preisträger gekürte Haus Göppner befindet sich in einem Wohngebiet der Kleinstadt Ramstein.
Strenge Bauvorgaben regeln das äußere Erscheinungsbild, die Baugrenzen sowie die Dachneigung und sorgen für ein sehr typisches und höhepunktarmes Einerlei.
Das Besondere an Haus Göppner ist, dass es alle geltenden Regeln formal einhält, sich ihnen aber nicht unterordnet, sondern ihnen in überspitzter Form begegnet.
Die Jury sah dies so: „Dieses Haus, breit gelagert mit Satteldach, Autoabstellplatz und integriertem Hof, stellt sich in seiner scheinbaren Anpassung an ortsübliche Konventionen (und Deformationen) bei näherem Hinsehen als eine subversive Kritik an denselben heraus.
Genau dieser subversive Charakter, diese Verwandlung von architektonischen Banalitäten und Monstrositäten aus der Umgebung in ein baukünstlerisches Konzept zeichnet dieses Projekt aus.
Alles ist einfach, fast banal (…), doch wirkt das Ganze befremdlich – eine flach gezogene bauliche Skulptur mit Satteldach, schrägem Unterschnitt (Eingang), Ausschnitt (Hof) und bildhaft eingesetzten Fenstern mit verschobenen Putzrahmen. Bei aller Raffinesse entsteht doch ein klares Bild, ganz einfach ein Haus (…). Das Haus und seine Architektur stellt eine interessante Perspektive dar für die zeitgenössische Architektur, nämlich die Alternative zu den Banalitäten des Alltags nicht nur im klassischen Ideal oder im spektakulären Solitär zu suchen, sondern in der Verwandlung des Normalen in Baukunst durch kritische Intelligenz und feines Gespür.“
2006 europaweiter Preis
Die beiden Auszeichnungen des 3. Bundesdeutschen Architekturpreises Putz gingen an Prof. HG Merz, Berlin, für die Innenraumsanierung der Alten Nationalgalerie sowie an Stefan Forster Architekten, Frankfurt/Main, für die Transformation einer Plattenbauzeile zu acht Stadtvillen in Leinefelde-Worbis (Thüringen). Bei der Nationalgalerie würdigte die Jury vor allem die Putz- und Stuckarbeiten für die Wiederherstellung der differenzierten Raumfolgen, deren Wirkung im Wesentlichen durch Oberfläche, Bauplastik und Farbe bestimmt wird. Forsters Projekt wurde für die Verwandlung einer anonymen Zeile in acht markante Solitäre gelobt, die durch den einheitlich gelben Putz zu einem überzeugenden Ensemble zusammengefasst werden.
Der Siegerprojekt und die beiden Auszeichnungen gehen zusammen mit weiteren 36 Arbeiten des Wettbewerbs im Jahr 2005 als Wanderausstellung in verschiedene Städte Deutschlands. Unter dem Titel „Aus der Tradition in die Zukunft“ gibt es außerdem eine Dokumentation zum Architekturpreis.
Der anspruchsvolle Bild-Text-Band kann für 7,90 Euro bei der Gesellschaft zur Förderung des Stuck-, Putz- und Trockenbaugewerbes mbH, Berlin, e-mail: stuck@zdb.de, Fax: 030/20 31 45 83 bestellt werden – die Sammlung aller drei bisher erschienenen Bände kostet 15,90 Euro.
Wie die Auslober im Rahmen der Preisverleihung ankündigten wird der Architekturpreis Putz 2006 im europäischen Maßstab ausgeschrieben.
Er richtet sich zukünftig an Bauschaffende in allen Ländern, in denen Organisationen des europäischen Stuckgewebeverbandes bestehen.
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