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Unbedingt gleichmäßiges Anthrazit

Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin
Unbedingt gleichmäßiges Anthrazit

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin ist in vielerlei Hinsicht eine immense Herausforderung; so ist dies u.a. neben der architektonischen Herausforderung auch eine betontechnologische Baustelle ersten Ranges.

So richtig intensiv bemüht haben sich nur wenige um diesen Auftrag.
Er ist hochpolitisch und technisch zukunftsweisend und besonders komplex.
Man könne sich bei diesem Auftrag ordentlich blamieren, sagte ein Beteiligter, denn die Anforderungen seien so hoch, dass eine Richtlinie dazu noch fehle.
Die Wünsche des Architekten Prof. Peter Eisenman waren wie folgt schriftlich niedergelegt: Keine Abplatzungen, keine Risse, keine Kiesnester, keine Nacharbeiten bis zu zwei Meter Höhe, keine Wasserläufer, keine Schlieren, exakte gleichmäßige Farbgebung, maximal 0,3 Prozent Poren in der Oberfläche und eine möglichst niedrige Hydratationswärmeentwicklung im Beton. Dazu keine 5 mm-Fase, sondern nur scharfe Kanten, und das für alle 2 751 Stelen.
„Wer vom Betonbau Ahnung hat, der riet uns von diesem Auftrag ab“, berichtet Hartmut Völkerling von Geithner Bau. Nördlich von Berlin, in Groß Ziethen, betreibt das Bauunternehmen ein Fertigteilwerk.
Bindemittel im Mittelpunkt
Schon weit im Vorfeld der Ausschreibung stand fest, dass die Aufgabenstellung kompliziert war. Neben der vom Architekten exakt vorgegebenen anthrazitfarbenen Gestaltung galten vor allem die geforderten Oberflächenqualitäten als schwierig realisierbar. Das Beratungsteam im Werk Karsdorf von Lafarge Zement empfahl für dieses schwierige Unterfangen den neuen Spezialzement Optacolor. Dieser sehr helle Zement überzeugt mit günstigen Betoneigenschaften. Das gute Wasserrückhaltevermögen schließt ein „Bluten“ des anthrazitfarbenen Betons aus. Der günstige Wasseranspruch ermöglicht einen niedrigen w/z-Wert und damit trotz geringer Wasserzugabe eine gute Verarbeitbarkeit bzw. Fließfähigkeit. Dadurch lässt sich der Beton leicht pumpen und verdichten.
Das sehr helle Bindemittel erlaubt eine hohe Farbbrillanz in Verbindung mit einem wirtschaftlichen Einsatz von Farbpigmenten. Vergilbung oder Wolkenbildung treten gegenüber anderen hellen Zementen nicht auf und die geringe Hydratationswärme minimiert die Gefahr der Rissbildung.
Testen im Rahmen der neuen EN 206
Auf Basis des Spezialzementes entstanden im Fertigteilwerk mehrere Probestelen, die Architekt Eisenman begutachtete und als Grundlage für weitere Arbeiten akzeptierte.
Aus dieser Zeit stammt Eisenmans viel zitierte Aussage, wonach er in Berlin nie besseren Beton gesehen habe. Das wird schon stimmen, denn ein Beton mit solch präzisen Eigenschaften wird erst in der bauaufsichtlich noch nicht eingeführten DAfStb-Richtlinie „Selbstverdichtender Beton“ beschrieben.
Einige Details dieser Richtlinie basieren auf Erfahrungen, die bei der Produktion genau dieser Stelen gemacht wurden. Von Mai bis Ende August 2003 wurde an dieser Rezeptur getestet. Der jetzt zum Einsatz kommende Beton ist ein leicht verdichtbarer Beton (LVB).
Magnetische Farben
Jede andere Farbe wäre einfacher gewesen. Aber Prof. Eisenman wollte unbedingt Anthrazit und dabei noch eine relativ dunkle Variante.
Das geforderte gleichmäßige Grau der Stelen wird mit Eisenoxidschwarz-Pigmenten erzeugt. Diese Pigmente reagieren empfindlich auf Restmagnetismus der Stahlschalungen. Folge sind im Normalfall Schlieren oder Wolkenbildungen. Durch umfangreiche Maßnahmen im Betonwerk wurden die magnetischen Effekte unterbunden. Die eingesetzten Farbpigmente stammen von der Firma Harold Scholz & Co. GmbH, Bergisch Gladbach.
Aufwändige Prozedur
Im Berliner Stelenfeld gibt es zehn Arten verschieden hoher Stelen und daher im Fertigteilwerk zehn Typen von Stahlschalungen. Sie sind nach Höhen sortiert: 0,5 m – 1 m – 1,5 m – 2 m – 2,5 m – 3 m – 3,5 m – 4 m – 4,5 m und 5 m. Für jede Stelenhöhe sind mindestens zwei Schalungen vorhanden. Dazu gehören auch 50 Bodenschalungen und 50 Seitenschalungen. Pro Tag werden im Werk 13 Stelen betoniert und 30 m³ Beton verbaut.
Nach zwei Tagen werden die Stelen ausgeschalt und vier Tage lang bei 80 % Luftfeuchtigkeit nachbehandelt. Danach geht es in speziell klimatisierte Zelte, wo die Stelen mindestens zehn Tage verweilen. Erst nach dieser Prozedur geht es auf speziell konstruierten Traversen zum Stelenfeld nach Berlin, wo die Betonquader meistens senkrecht aber auch auf bis zu 3° geneigten Fundamenten aufgestellt werden.
Fazit
Der anthrazitfarbene Beton für das Berliner Stelenfeld ist als hochwertiger Sichtbeton konzipiert. Mit Hilfe des Spezialzementes Optacolor wurden beide Ziele erreicht und ein sehr hoher Qualitätsanspruch umgesetzt.
Weitere Informationen
Spezialzement Optacolor bba 543
Architekt: Prof. Peter Eisenman, New York City
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