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Standardisiertes Holzbau-System für öffentliche Bauten

Forschungsprojekt »Ho_Sy«
Standardisiertes Holzbau-System für öffentliche Bauten

Standardisiertes Holzbau-System für öffentliche Bauten
Ein universell nutzbares Holzbau-System soll den Bau öffentlicher Gebäude aus nachwachsenden Rohstoffen erleichtern. Für die Fassade des FNR-Neubaus kam übrigens recyceltes Eichenholz zum Einsatz. Bild: FNR

Um den Einsatz von Holz und nachwachsenden Rohstoffen beim Bau öffentlicher Gebäude zu vereinfachen, entwickelt ein Forschungsverbund unter Federführung der Hochschule Wismar derzeit ein standardisiertes Holzbau-System.

Im Jahr 2020 erreichte die Holzbau-Quote bei Nichtwohngebäuden in Deutschland erstmals einen Anteil von 20,9 Prozent. Bis 2019 stagnierte die Quote beim öffentlichen Bauen mit Holz jedoch. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Bei Ausschreibung und Vergabe öffentlicher Bauvorhaben erweisen sich u. a. gesetzliche Regularien als Hemmnis für die Holzverwendung. Beispielsweise werden öffentliche Bauwerke aus Holz oftmals als Sonderbauwerke der Gebäudeklassen 4 und 5 eingestuft. Für diese Gebäudeklassen sehen viele Landesbauordnungen erhöhte Brandschutzanforderungen vor – etwa das Kapseln der Holzkonstruktion oder den Einsatz mineralischer Dämmstoffe –, obgleich inzwischen dokumentiert und in der Praxis bewiesen ist, dass Holzkonstruktionen mit 60, 90 oder mehr Minuten Feuerwiderstand möglich und sogar als Brandwand-Ersatzkonstruktionen einsetzbar sind.
  • Zudem gelten für öffentliche Gebäude erhöhte Anforderungen an den Schall- und den Feuchteschutz sowie an schadstofffreies Bauen.
  • Eine weitere Schwierigkeit für öffentliche Bauherren ist die Vorab-Entscheidung für eine der zahlreichen auf dem Markt konkurrierenden Holzbau-Optionen – etwa Holzrahmenbau, Raumzellen, Holz-Massivbau oder Systeme mit Holz-Verbundmaterialien. Ohne frühzeitige Festlegung auf ein System sind Detail- und Baukostenplanungen mit deutlichen Unsicherheiten behaftet.

Vereinfachte Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen

Das Forschungsprojekt »Ho_Sy« will auf diese Herausforderungen nun mit einem offen zugänglichen, einfachen Holzbau-System für öffentliche Gebäude reagieren.

Bis Ende 2024 werden die Projektbeteiligten – neben der Hochschule Wismar und der Technischen Universität Braunschweig sind das der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) und als Praxispartner die Haas Fertigbau GmbH – ein offenes Standard-Holzbau-System für öffentliche Gebäude entwickeln. Das Holzbau-System soll unkompliziert umsetzbar sein und Planern ebenso wie kleinen bis mittleren Zimmerei- und Holzbau-Betrieben die Beteiligung an öffentlichen Ausschreibungen ermöglichen.

„Mit einem interdisziplinär entwickelten, systematischen Ansatz für den Holzbau von öffentlichen Gebäuden werden schnellere Planungs-, Genehmigungs- und Bauabläufe, einfachere Prozesse und effizientere Gebäude aus Holz möglich“,sagt Projektkoordinator Prof. Dipl-Ing. Martin Wollensak, Prorektor der Hochschule Wismar. „Auf diese Weise lassen sich die Wettbewerbsfähigkeit des Holzbaus und der Anteil an Gebäuden in Holzbauweise bei der öffentlichen Hand maßgeblich steigern.“

Architekturführer zu nachhaltigen Holzbauten

Konzepte, Kalkulationen, Konstruktionskataloge

Das von einem Beirat aus Vertretern der Wissenschaft, der Holzwirtschaft und aus Holzbauunternehmen begleitete Projekt wird in drei Stufen – Entwicklung, Anwendung, Etablierung – umgesetzt.

Vorgesehen sind unter anderem die Konstruktion und Umsetzung digitaler, auf verschiedene Nutzungsarten anpassbarer Prototypen samt Kostenkalkulation, Montage- und Rückbaukonzepten sowie Darstellung baurechtlicher Vorgaben und ökologischer Kennwerte. Die Projektbeteiligten entwickeln produktneutrale Konstruktionskataloge und ein webbasiertes Informationsportal „Standard-Holzbausysteme+nR“ und vernetzen es mit bereits existenten Holzbauportalen über BIM-Schnittstellen.

Am Ende des Projektes wird ein vollständiges Holzbau-System mit Bauteilkatalog, Berechnungen, Nachweisen und Beispielen zur Integration technischer Gebäudeausrüstung vorliegen. Offen zugänglich sein wird es allen relevanten Zielgruppen über einen »Leitfaden Holzbau«, außerdem über Internetauftritte, Veröffentlichungen und Seminare.

„Die standardisierte Holzsystembauweise stellt Planungsinstrumente für Fertigung und Montage, Rückbaubarkeit und Weiterverwendung aller Bauteile bereit, ohne auf gestalterische Individualität und Vielfalt zu verzichten“, erklärt Prof. Wollensak. Das Holzbau-System berücksichtige ökonomische und ökologische Aspekte und belege die Wettbewerbsfähigkeit klimafreundlicher Holzbauten gegenüber herkömmlichen Bauweisen, so der Projektkoordinator.


Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über das Förderprogramm »Nachwachsende Rohstoffe« unterstützt.


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