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Ferienhaus: Umbau eines DDR-Plattenbaus in Müncheberg

Transformation eines Wohnhauses in ein Ferienhaus in Müncheberg
Urlaub im Plattenbau

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In Müncheberg, knapp 50 km nordöstlich von Berlin, hat Architekt Hans Sasse einen alten DDR-Plattenbau in ein Ferienhaus umgewandelt. Die Fassade des »Palais Brut« blieb weitgehend erhalten und wurde mit einer mineralischen Innendämmung ertüchtigt. Im Inneren hingegen brach man das kleinteilige Raumgefüge auf und schuf eine helle, großzügige Atmosphäre.

Anforderung:

Bewahrung eines alten DDR-Plattenbaus bei gleichzeitiger Umwandlung in ein attraktives Ferienhaus

Lösung:

Erhalt und Ertüchtigung der Fassade mittels Innendämmung und Aufbrechen der kleinteiligen Originalstruktur zugunsten großzügiger Innenräume


Das »Palais Brut« befindet sich am ruhigen Ortsrand von Müncheberg in Brandenburg, eingebettet in die idyllische Landschaft der Märkischen Schweiz. Geformt in der letzten Eiszeit, wechseln sich hier Hügel und ausgedehnte Laubwälder mit Feldern, Streuobstwiesen und zahlreichen Seen. Nur eine kurze Fahrt entfernt liegt der Kneippkurort Buckow, der neben Natur auch vielfältige Restaurants und kulturelle Angebote bietet. Ein prominenter ehemaliger Bewohner Buckows ist übrigens Bertolt Brecht, der zwischen 1952 und 1956 hier lebte.

Erhalt statt Abriss

Das »Palais Brut« ist ein Doppelhaus aus dem Jahr 1990, das als typischer DDR-Plattenbau im System »WBS 70« errichtet wurde. Die Bauherren entschieden sich bewusst gegen Abriss und Neubau: „Der Abriss eines solchen Stahlbeton-Bauwerks zugunsten eines Neubaus ist in Zeiten endlicher Ressourcen nicht mehr zeitgemäß. Das Projekt will ein Beispiel sein für die sinnvolle Renovierung eines ungeliebten Gebäudes.“

Architekt Hans Sasse wurde mit der Aufgabe betraut, das Gebäude behutsam zu transformieren. Mit kleinstmöglichen Eingriffen sollte die größtmögliche Öffnung des Plattenbau-Rasters erreicht werden; gleichzeitig sollte sich das Haus gut in seine Umgebung einfügen – „und nicht wie ein UFO im Dorf stehen“, so Bauherr Patrick Petzold. „Uns ging es beim Umbau in erster Linie darum, die Plattenbausubstanz nicht zu verleugnen, sondern sie zu feiern.“

Ferienhaus »Palais Brut« in ehemaligem DDR-Plattenbau
Bild: Tobias König und Michael Romstöck| kkrom.services

Fassadenbild erhalten

Die Gebäudehülle des »Palais Brut« wurde mit großer Sorgfalt behandelt. Die Fassade blieb in ihrer ursprünglichen Waschbetonoptik erhalten, wurde jedoch gründlich gereinigt, um ihr ein frisches Aussehen zu verleihen. Die Wärmedämmung erfolgte von innen mit Kalziumsilikatplatten, die über ausgezeichnete feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften verfügen und eine effiziente Isolierung bieten, ohne dabei das äußere Erscheinungsbild zu verändern.

Bei den Fenstern entschied man sich für eine Anpassung, die das ursprüngliche Fassadenbild berücksichtigt: Statt neue Ausschnitte zu schaffen, wurden vorhandene Öffnungen erweitert, um mehr Licht in die Innenräume zu bringen. „So mussten keine neuen Fensterstürze statisch gerechnet werden, und wir mussten die Außenfassade so gut wie nicht anfassen“, erklärt Patrick Petzold. Moderne, dreifach verglaste Fenster steigern nun die Energieeffizienz.

Essbereich in einem Ferienhaus mit großen Fenster zum Garten
Bild: Tobias König und Michael Romstöck| kkrom.services

Dämmung mit Glasschaumschotter 

Als Kellerdämmung entschieden sich Bauherr und Architekt für eine umweltfreundliche Dämmung mit Glasschaumschotter, einem Material aus recyceltem Buntglas, das eine nachhaltige Alternative zu erdölbasierten Dämmstoffen wie Styrodur darstellt. Glasschaumschotter zeichnet sich durch exzellente Dämmwerte aus und kann zu Quarzsand kompostiert werden.

Die Entscheidung für Glasschaumschotter ergab sich, als Architekt Hans Sasse Zugang zu einem Sonderposten erhielt, der zunächst im Garten gelagert wurde. Ein Jahr später nutzte man ihn zur Dämmung der Kellerwände. Die Herausforderung bestand darin, eine effektive Methode zur Anwendung des Glasschaumschotters an den Kellerwänden zu finden, insbesondere im Hinblick auf die Prävention gegen aufsteigendes Wasser. Dies führte zur Entdeckung von ‚VioWall‘, einer innovativen Entwicklung von Michael Viol: Die Technologie ermöglicht es, Glasschaumschotter wie eine »Wand vor der Wand« zu stapeln; dabei verleiht VioWall dem Schotter eine Eigenschaft, die vergleichbar mit Gore Tex in der Textilindustrie ist und gleichzeitig vor aufsteigendem Wasser schützt.

Wohnraum in einem Ferienhaus mit Luftraum über zwei Geschosse und Galerie
Bild: Tobias König und Michael Romstöck| kkrom.services

Großzügiges Raumgefühl

Im Inneren des »Palais Brut« wurde großer Wert auf Licht und Weite gelegt. „Durch die Schaffung eines Luftraums über zwei Stockwerke mit einer Gesamthöhe von 5,40 m haben wir bewusst auf rund 30 m² Wohnfläche verzichtet, um die kleinteilige Originalaufteilung aufzubrechen und ein großzügiges Raumgefühl zu schaffen“, so Petzold.

Das Haus teilt sich in eine größere Duplex-Wohnung mit 130 m² und ein kleineres Studio von 55 m². Die große Wohnung verfügt neben einer volleingerichteten Küche und einem offenen Wohn- und Essbereich über drei Doppelschlafzimmer, eine Galerie-Ebene sowie zwei Bäder. Das kleinere Studio eignet sich besonders für Paare und ist ebenfalls mit einer modernen, voll ausgestatteten Küche versehen. Beide Wohnungen verfügen über eine Terrasse und große Panoramafenster, die einen weiten Blick über den Garten hinaus auf die Felder des benachbarten Demeter-Hofes bieten.

 Im weitläufigen Garten gibt es ein zusätzliches Saunahaus, das von allen Gästen genutzt werden kann. „Mit der Garten-Sauna wollten wir ein ganzjähriges Angebot schaffen, so dass das Haus auch jenseits der Badesaison und der warmen Monate attraktiv ist“, so die Bauherren.

Blick von einer Sauna in einen Garten
Bild: Tobias König und Michael Romstöck| kkrom.services

Upcycling beim Interieur

Die Themen Wiederverwertung und Upcycling spielen beim »Palais Brut« eine wesentliche Rolle. „Vieles aus dem Haus haben wir einfach weiter- oder anders verwertet. Zum Beispiel war die jetzige Treppe ins erste OG einst die Treppe in den Keller. Die herausgeschnittenen Betonwände und Deckenabschnitte haben wir benutzt, um den Garten zu terrassieren“, so Petzold.

Auch die Einrichtung des Gebäudes besteht zum großen Teil aus wiederverwendeten Elementen – mit Ausnahme der Küchen und Betten. So fanden die Bauherren im Keller ihres Mietshauses in Berlin beispielsweise Kommoden, Stühle und Gegenstände aus der Gründerzeit, die dort seit Jahrzehnten sich selbst überlassen waren, und ließen diese restaurieren. Andere Möbelstücke, Leuchtmittel und Accessoires kauften die Bauherren in Berliner Second-Hand-Läden oder auf Flohmärkten.

Zudem kam Interieur von Rotor Deconstruction zum Einsatz, einer Genossenschaft, die die Wiederverwendung von Baumaterialien organisiert. „Ein Freund hat uns auf die Brüsseler Organisation aufmerksam gemacht“, erzählt Petzold. „Wir waren von dem Konzept sofort begeistert und sind dann ein gutes Jahr später mit einem leeren Transporter nach Brüssel gefahren. Dort haben wir zwei Tage in den Räumlichkeiten von Rotor verbracht und sind den gesamten Bestand durchgegangen.“

Sitzbereich in einem Ferienhaus mit bodentiefem quadratischem Fenster und Blick in den Garten
Bild: Tobias König und Michael Romstöck| kkrom.services

Fazit

Das »Palais Brut« steht exemplarisch für eine gelungene Transformation vorhandener Bausubstanz. Es zeigt eindrucksvoll, wie ein altes Gebäude durch kreative Planung, behutsame Eingriffe und wiederverwendete Bauelemente und Materialien in ein zeitgemäßes Feriendomizil mit modernem Wohnkomfort verwandelt werden kann, das sowohl architektonisch als auch ökologisch Maßstäbe setzt.

www.palaisbrut.de


Projekt: Ferienhaus »Palais Brut«

Standort: Müncheberger Str. 4a, 15374 Müncheberg

Bauherr: privat

Architekten: Hans Sasse, Berlin
www.hanssasse.com

www.palaisbrut.de


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