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Die Messe Dornbirn ist der größte Marktplatz Vorarlbergs, dem westlichsten Bundesland Österreichs. Jährlich finden hier neben großen Fach- und Publikumsmessen auch Sportveranstaltungen, Konzerte, Firmenfeiern, Bälle und Ausstellungen aller Art statt. Rund 200 Veranstaltungen locken jedes Jahr mehr als 400 000 Besucher und über 1 600 internationale Aussteller ins Messequartier Dornbirn.
Nach 40 Jahren in Betrieb entsprachen die alten Hallen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Die Stadt Dornbirn und das Land Vorarlberg haben als Eigentümer der Messe gemeinsam 28 Millionen Euro investiert und hochmoderne Ausstellungs- und Veranstaltungshallen errichten lassen. Die Pläne stammen von Marte Marte Architekten, die einen monolithischen Baukörper entworfen haben, der beide Hallen und beide Foyers umfasst und durch drei markante, ellipsenförmige Einschnitte gekennzeichnet ist. Die Architekten Bernhard Marte und Stefan Marte setzten sich 2014 mit ihrem Entwurf bei der Wettbewerbsausschreibung durch. Gesucht waren Ideen für Messe- und Veranstaltungshallen, die zeitgemäße Markt- und Kommunikationsveranstaltungen ermöglichen und gleichzeitig die Positionierung der Region Vorarlberg für innovative Architektur unterstreichen. In der Bewertung des Preisgerichts ist über den Gewinner -Entwurf zu lesen:
„Das Projekt überzeugt durch eine betont eigenständige und durchweg schlüssige Interpretation der gestellten Aufgabe. Es entsteht ein monolithischer Baukörper, der durch wenige markante Einschnitte eine Gliederung erlangt, die dem vorgegebenen Programm bestens entspricht. Das räumliche Gefüge ist trotz aller Pragmatik spannungsvoll und eröffnet der Messe zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten und eine unverwechselbare Präsenz. (…) Die Raumfolgen schaffen eine unverwechselbare Identität und insgesamt einen beträchtlichen Mehrwert.“
Die Fassade des gesamten Komplexes ist mit mattschwarzem Wellblech verkleidet, wodurch ein starker Kontrast zu den roten, geschwungenen Halleneingängen entsteht. Form und Farbe dieser Elemente spiegeln sich im „Roten Foyer“ wider: Wände, Decken und Fußboden sind im gleichen Rotton gehalten und die elliptischen Fassadeneinschnitte finden sich in raumteilenden Bögen wieder.
Halle 11 bietet 4 800 m2 Platz, eine Raumhöhe von 11 m und 9 000 Steh- oder 4 000 Sitzplätze. Die kleinere Halle 9 weist 3 000 m2 Fläche auf.
Konstruktion in Holzbauweise überspannt 8 000 m2
Die Hallen 9 und 11 wurden in Holzbauweise realisiert. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass es die Architekten von Marte Marte geschafft haben, große Teile der neuen Hallen mit Holz zu bauen. Für die Messe Dornbirn ist das ein weiteres Bekenntnis zum Holzbau- und Architekturland Vorarlberg und zur Leistungsfähigkeit der heimischen Unternehmen“ , sagt Herbert Rella, Projektleiter der Messe Dornbirn. Die tragenden Konstruktionen und die Wand- und Deckenverkleidungen sind in Holz ausgeführt.
Die Dachkonstruktion setzt sich aus 65 Fachwerkträgern zusammen, die jeweils 4,5 m hoch und bis zu 66 m lang sind. Die Fachwerkträger wurden auf 11 m hohe Stützen, die im 1,80-m-Abstand auf beiden Seiten die Außenwände bilden, aufgesetzt. Ohne weitere Stützen wird für beide Hallen auf diese Weise
eine Fläche von insgesamt fast 8 000 m2 überspannt.
Eine Dimension, bei der innovative Planungsleistungen der Architekten und Statiker nötig waren und bei der man zumindest in Mitteleuropa nach Vergleichbarem suchen muss. Für die Vorfertigung der Träger war das Unternehmen Kaufmann Bausysteme verantwortlich. Bereits im Januar 2016 hat Kaufmann Bausysteme einen Prototyp der je 66 m langen und 17,5 t schweren Dachbinder aus Brettschichtholz probeweise aufgestellt und die Konstruktion erfolgreich getestet.
Für die Dachflächen haben die Holzbauer von Kaufmann die tragenden Kastenelemente mit Swiss Krono OSB/3 EN300 Contifinish (25 mm, geschliffen) beplankt und verklebt. Die Außenwände der Messehallen wurden als vorgefertigte Holzrahmenelemente an die tragenden Brettschichtholzstützen von außen als durchlaufende Hülle verschraubt. Die Deckenflächen über den Untergurten der Kantholzbinder wurden als Lauffläche für Installationen und Leitungen sowie für das Heiz- und Lüftungssystem verwendet. Nur ein geringer Teil des Untergurtes bleibt sichtbar.
Der Baustoff Holz kommt auf innovative Weise in mehreren Bereichen zum Einsatz: beim Tragwerk der Wände, bei den darauf gelegten Fachwerkträgern und bei der Innenverkleidung der Hallen. „Durch die Verwendung des Baustoffes Holz ergeben sich für den Neubau zahlreiche Vorteile. Besonders das sehr gute Verhältnis von Leistung und Wirtschaftlichkeit sowie die positive CO2-Bilanz sind hier zu nennen“ , betont Herbert Rella die Bedeutung des Projekts für den Holzbau. Auch die Innenverkleidungen der zwei Hallen bestehen aus Holz.
Teilbereiche der noch im Rohbau befindlichen Halle wurden bereits zur Herbstmesse 2016 als Ausstellungsfläche eingeweiht, das Pre-Opening der Hallen 9 bis 11 erfolgte zu Beginn einer Frühjahrsausstellung im April 2017. Im Sommer 2017 waren dann auch die letzten Arbeiten offiziell abgeschlossen.
Entwurf und Planung: Marte Marte Architekten ZT GmbH, Feldkirch, Österreich
Projektsteuerung: Gbd Projects ZT GmbH, Dornbirn, Österreich