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Einfamilienhaus in Holzbauweise auf der schottischen Insel Tiree

Neues Einfamilienhaus auf der schottischen Insel Tiree
Wie am Bug eines Schiffes

Tiree ist eine Insel an der Westküste Schottlands mit bewegter Geschichte. Auf den Überresten einer alten Scheune hat das Architekturbüro Denizen Works hier ein Einfamilienhaus in Holzbauweise errichtet. Das »Mannal House« bringt den Betrachter ganz nah ans Meer heran und vermittelt das Gefühl, sich am Bug eines Schiffes zu befinden.

Anforderung:

Einfamilienhaus mit enger Verbindung zur umgebenden Kultur- und Küstenlandschaft

Lösung:

Zweiflügeliger Baukörper in Holzbauweise, der sich an die Mauerreste einer alten Scheune schmiegt und weite Ausblicke aufs Meer ermöglicht


Tiree liegt mit 56°N auf demselben Breitengrad wie einige der schwedischen Ostseeinseln. Der Golfstrom sorgt jedoch dafür, dass die Insel vor der Westküste Schottlands von wärmerem Wasser umgeben ist. Tiree ist flach, aber sehr sonnenreich. Der höchste Punkt im Süden liegt lediglich 141 Meter über dem Meeresspiegel. Die vorherrschenden Westwinde wehen kontinuierlich über die Insel, weshalb die Region auch bekannt ist für ihre Offshore-Windparks.

Aufgrund ihrer Topografie und ihrer Lage am Rande des Nordatlantiks erlangte Tiree in den 1940er Jahren strategische Bedeutung. In dieser Zeit wurde eine Landebahn angelegt – zunächst für Flugzeuge, die im Zweiten Weltkrieg zum Schutz von Konvois eingesetzt wurden, und später als Basis für die U-Boot-Jagd während des Kalten Krieges. Im Jahr 1944 waren etwa 2.500 Soldaten und Soldatinnen auf der Insel stationiert, unterstützt von einer beträchtlichen Anzahl lokaler Helfer. 

Seit den 1950er Jahren ging die Einwohnerzahl auf Tiree stetig zurück und hat sich heute auf etwa 650 stabilisiert. Der Ort profitiert von einem lebhaften Sommertourismus und hat sich als Austragungsort der Windsurfing-Weltmeisterschaften etabliert.

Einfamilienhaus an der felsigen Küste von Tiree
Bild: Gilbert McCarragher

Verfallene Scheune als Basis

Der Niedergang der Nachkriegszeit hat auf der ganzen Insel ein Erbe an verlassenen oder nur teilweise genutzten Gebäuden hinterlassen. Viele dieser Strukturen wurden entweder erneuert, erweitert oder wieder bewohnt. Auch das Grundstück an der Südostspitze der Insel, auf dem das »Mannal House« entstehen sollte, war übersät mit den Überresten und Ruinen landwirtschaftlicher Gebäude.

„Wie bei allen unseren Projekten haben wir darauf geachtet, auf den vorhandenen Standort einzugehen“, so die Architekten von Denizen Works. „Gemeinsam mit den Bauherren haben wir schließlich entschieden, dass das Projekt innerhalb der Mauern des verfallenen Scheunengebäudes am nördlichen Rand des Grundstücks errichtet werden sollte.“

Das Grundstück bietet einen atemberaubenden 180°-Blick auf das Meer, die Treshnish-Inseln und das dahinter liegende Festland. Da der Bauherr einige Jahre in einem Wald in Kanada gelebt hatte, wollte er eine enge Verbindung zur Natur aufrechterhalten.

Bruchsteinmauer einer alten Scheune auf der Insel Tiree
Bild: Gilbert McCarragher

Giebelform zitiert

Das neue Haus ist in zwei Flügel aufgeteilt, die sich an die teilweise wieder aufgebauten alten Steinmauern der ehemaligen Scheune schmiegen. Die Bruchsteinstruktur schirmt den Neubau ab und schafft zugleich einen offenen, wettergeschützten Innenhof.

Der größere der beiden Flügel beherbergt einen großzügigen, saalartigen Wohnraum, die Küche, den Essbereich und den Hauswirtschaftsraum im Erdgeschoss sowie das Elternschlafzimmer mit eigenem Bad, Ankleideraum und Arbeitszimmer im Geschoss darüber. Im rechten Winkel zu diesem Haupttrakt ist der Schlaftrakt für die Kinder angeordnet: ein niedriger, eingeschossiger, weiß verputzter Kasten mit rotem Wellblechdach, in dem sich drei Schlafzimmer und zwei Badezimmer befinden. 

Die Giebelform der alten Scheune haben die Architekten am Haupttrakt wieder aufgegriffen. „Dazu haben wir das Volumen der Scheune kopiert, es über die alte Grenzmauer hinausgeschoben und angehoben“, so die Architekten. Das mit geteerter Dachpappe verkleidete Dachvolumen – typisch für Tiree – scheint über den darunter liegenden Glaswänden zu schweben. Dadurch entsteht der Eindruck, die ausgesparte Glasfassade bilde eine Art »Negativ-Abdruck« des alten Scheunengiebels. 

Einfamilienhaus in Holzbauweise mit schwarzem Dach an der Meeresküste der schottischen Insel Tiree
Bild: Gilbert McCarragher

Gerahmte Ausblicke

Die Tragkonstruktion des neuen Haupttraktes besteht aus Brettschichtholz-Portalrahmen. „Diese sind zu etwa 60 Prozent überdimensioniert, was die erforderliche Tragfähigkeit angeht, verleihen dem Wohnraum aber ein echtes Gefühl von Größe und Solidität und erinnern unsere Kunden an die Innenräume der presbyterianischen Kirchen im Westen Schottlands“, so Denizen Works. 

Die Rahmenkonstruktion ermöglicht durch ihre Flanken Ausblicke auf die Küste. Die Höhe der Verglasung entspricht dabei dem Maßstab des steinernen Scheunengebäudes und ist bewusst niedrig gehalten, um diese Ausblicke einzurahmen. Der Hauptwohnraum bringt den Betrachter ganz nah ans Meer heran und vermittelt das Gefühl, sich am Bug eines Schiffes zu befinden.

Das schwarze Dach wird von einer großen Dachgaube durchbrochen, die vom Hauptschlafzimmer aus nach Süden auf Hynish und seinen Leuchtturm ausgerichtet ist. Gezielt platzierte kleinere Öffnungen rahmen ausgewählte Punkte auf dem Festland.

Wohnraum aus Brettschichtholz-Portalrahmen mit Blick aufs Meer
Bild: Gilbert McCarragher

Energieeffizienter Holzbau

Der kleinere Schlaftrakt öffnet sich nach Osten. Von hier aus können die Bewohner die Morgensonne und den Blick aufs Meer genießen. Im Inneren sind die Decken der Räume subtil geschwungen und erinnern an ausrangierte Eisenbahnwaggons. 

Auch dieser Gebäudeteil wurde in Holzbauweise errichtet. Hier kam allerdings ein maßgeschneiderter SIP-Bausatz zum Einsatz. SIP steht für ‚Structural Insulated Panels‘ und bezeichnet vorgefertigte Bauelemente, die aus zwei zwei äußeren Schichten OSB bzw. Sperrholz sowie einer dazwischen liegenden dicken Dämmschicht bestehen. Die SIP-Bauweise ermöglicht die schnelle Errichtung von energieeffizienten Gebäuden. 

„Das Haus ist ein erster Schritt auf dem Weg von Denizen Works, maßgeschneiderte, aber wirtschaftliche Häuser zu bauen“, so die Architekten. „In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Scotframe haben wir ein SIP-Haus entworfen, das auf den Standort eingeht und mit lokalen Handwerkern schnell zu errichten war.“

Einfamilienhaus in Holzbauweise mit schwarzem Dach an der Meeresküste der schottischen Insel Tiree
Bild: Gilbert McCarragher

Einzigartige Lichtverhältnisse

Die Lage hoch im Norden führt auf der Insel Tiree zu einem niedrigen Sonneneinstrahlungswinkel, und das selbst im Hochsommer. Da das Sonnenlicht von der Meeresoberfläche reflektiert wird, entsteht hier manchmal eine besondere Lichtstimmung, bei der die Giebel des »Mannal Houses« in ein fernes Sonnenlicht getaucht werden, während der Rest des Gebäudes unter einem grauen Himmel steht.

Das horizontale natürliche Licht durchflutet auch die Innenräume. Helle Holzböden und weiß gestrichene Gipskartonwände tragen zur lichten Atmosphäre im »Mannal House« bei. 


Projekt: Einfamilienhaus »Mannal House«

Standort: Mannal, Isle of Tiree, Schottland

Bauherr: privat

Architekten: Denizen Works, London/Glasgow
www.denizenworks.com


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