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Gründach: Einfach keramisch

Altengerechte Wohngebäude in Lambsheim
Gründach: Einfach keramisch

Gerard Halama / red.

Ein frostbeständiges Keramikgranulat ohne ausschwemmbare Bestandteile „revolutioniert“ den bisher komplizierten Gründachaufbau. In Lambsheim bei Mannheim wächst ein solches keramisches Gründach der unkomplizierten Art.
Zentraler Innenhof begrünt
Im Rahmen von „Betreutem Wohnen“ entstanden in Lambsheim bei Mannheim altengerechte Wohnungen.
Die Wohngebäude gruppieren sich um einen zentralen Innenhof. Unter diesem Hof liegt eine Tiefgarage, die mit einem Gründach quasi unsichtbar in die Wohnanlage integriert ist.
Nach Prüfung verschiedener Gründachsysteme entschied sich der Investor, auch wegen der einfachen wie schnellen Verarbeitung, für das neue Gründachsystem der F.v. Müller Dachziegelwerke.
Das cera-roof-System basiert auf einem frostbeständigen Tongranulat. Ab zwei Prozent Gefälle, und das ist heute Standard, ist dieses System ohne zusätzliche Dränage einsetzbar.
Das 800 m² große Tiefgaragendach, davon 700 m² extensiv und 100 m² intensiv zu begrünen, wurde in wenigen Tagen fertig gestellt. Nach der Verlegung der 2 m breiten Schutz-vliesbahnen mit etwa 10 cm Überlappung, galt es sie zu fixieren. Dazu eignet sich im besonderen Maße die rundum aus Brandschutzgründen erforderliche Kiesschüttung. Sie wurde bei diesem Objekt großzügig wie ästhetisch ausgeführt. Danach folgte das keramische Substrat per Silozug.
Die vom Hersteller angebotenen kleineren Einheiten als 35 kg-Sack und auch die großen Big Bag (1m³) kamen hier nicht in Frage. Es stand kein Kran zu Verfügung und auch eine Bestückung des Garagendaches mit Gabelstaplern erschien nicht sinnvoll. Mit Hilfe der Silozüge und der leistungsfähigen Schlauchförderung gelang die Verteilung des Tongranulates in kurzer Zeit.
Nach vier Stunden waren rund 50 Kubikmeter keramisches Granulat aufgebracht und durch geschickte Geräteführung auch fast schon im Endzustand verteilt. Die angestrebte Dicke der Substratschicht beläuft sich hier auf ca. 8 bis 10 cm. Für die Schlauchförderung wird Druckwasser eingesetzt. Das hat zur Folge, dass sich das Granulat „fließend“ verteilen lässt, zugleich bewässert und damit für die Bepflanzung vorbereitet ist.
Bepflanzung
Für die Bepflanzung von Gründächern im cera-roof-System gibt es drei Wege: Saatgut, Sedumsprossen oder stresserprobte Flachballenpflanzen.
In den meisten Fällen wünschen die Bauherren gleich nach dem Einbau des Systems eine zumindest im Ansatz grüne Fläche zu sehen. Wie vielerorts, entschied man sich auch auf diesem Dach für eine Bepflanzung mit stress-erprobten Flachballenpflanzen. Das sind Pflanzen, die in spezialisierten Gärtnereien unter sehr kargen Bedingungen aufgezogen werden. Hochgezüchtete Gewächshauspflanzen sind dagegen für extensive Gründächer nicht geeignet.
Entwicklungspflege
Für die Extensivbegrünung von besonderer Bedeutung ist die Entwicklungspflege. Auf den Gründächern mit sehr karger Nährstoffversorgung entwickelt sich das zarte Grün nur sehr langsam. Daher ist es besonders wichtig gerade zu Beginn, solange die neuen Pflanzen ihre Wurzeln noch nicht voll ausgebildet haben, ein Auge auf die Anlage zu werfen.
In dem hier gezeigten Fall übernahm der Bauherr die Entwicklungspflege und investierte konsequent in eine Bewässerungsanlage. Im Jahrhundertsommer 2003 war das eine gute Entscheidung. Die vielen Pflanzen wären sonst sehr wahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Zwar erholen sich die für eine Extensivbegrünung ausgewählten Kraut- und Sedumgewächse nach Trockenperioden wieder, aber die ästhetische Gesamtwirkung eines Gründaches ist vorerst gestört.
So lange das neue Gründach noch nicht voll angewachsen ist und sich die Pflanzen noch nicht ausgebreitet haben, präsentiert sich die Anlage in einem eleganten Ziegelrot. Doch schon bald werden die hier wohnenden Senioren die Aussicht auf eine grünbunte Fläche genießen können. Für den Bauherren ist diese Grünfläche unvergleichbar einfacher zu pflegen.
Intensivinseln im Extensivdach
Zur Auflockerung und ästhetischen Gestaltung des Gründaches wurden in das extensive Dach Intensivflächen integriert. Diese Flächen sind erfahrungsgemäß komplexer.
Auf das vollflächig verlegte Schutzvlies des keramischen Daches wurden im abgegrenzten Bereichen Dränageplatten verlegt. In den für die Intensivbepflanzung ausgelegten „Inseln“ kam eine etwa 6 cm dicke Lage cera-roof-Granulat, ein Filtervlies und schlussendlich das Pflanzsubstrat für die Intensivbegrünung aus cera-roof und Humus im Verhältnis 1:1 zum Einsatz (siehe auch Grafik).
Schichtenaufbau
Der extrem vereinfachte Schichtenaufbau des cera-roof-Systems ist eine direkte Folge des speziellen keramischen Granulates mit einer rundkantigen Geometrie.
Die stabile Kornstruktur sichert den ungehinderten Abfluss überschüssigen Wassers.
Ein Filtervlies ist nicht erforderlich, weil es in dem frostbeständigen System keine erwähnenswerten ausschwemmbaren Bestandteile gibt. Und auch eine reine Vegetationsschicht ist nicht nötig, denn das keramische Granulat gibt mit seiner porigen Struktur den Wurzeln genügend Halt.
Nährstoffe und auch Feuchtigkeit speichert zusätzlich das verrottungsfeste Schutzvlies. Eine wurzelfeste Abdichtung vorausgesetzt, und dies ist heute bei den meisten Abdichtungen gegeben, kann das neue einlagige Gründachsystem direkt auf dem Schutzvlies aufgebaut werden.
Das Tongranulat wird bei der Produktion mit Sägemehl vermischt und in einem Spezialofen gebrannt. Dabei unterstützt das Sägemehl zum einen den Brennprozess, zum anderen hinterlässt es nach dem Brand viele kleine Hohlräume, die später auf dem Gründach eine Wasseraufnahme von rund 33 % sichern.
Dieser Wert liegt 50 % über den Mindestforderungen der FLL-Richtlinie, die mindestens 20 % vorsieht (FLL: Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau, Bonn).
Weitere Informationen
cera-roof- Gründachsystem bba 503
Planung: Planungsbüro Willi Kempf, Lambsheim
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