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Unaufgeregt selbstbewusst

Ärztekammer Berlin
Unaufgeregt selbstbewusst

Die Ärztekammer Berlin, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, entschied sich 1999, ein auf ihre Belange individuell abgestimmtes, offenes Haus in der Stadtmitte von Berlin zu bauen. Der gesellschaftlichen Bedeutung des Ärztestandes sollte dabei durch entsprechende Gestaltung des Raumprogramms, aber auch in der äußeren Gebäudestruktur und der Materialität Rechnung getragen werden. Die Konzeptfindung für diesen Neubau wurde im Frühjahr 2000 international ausgeschrieben. Das Berliner Büro Hascher Jehle Architektur erhielt dabei den ersten Preis.

Städtebauliche Relevanz
In dem eher niedrigen Stadtteilniveau der ehemaligen Grenzlage in Berlin-Kreuzberg wollte die Ärztekammer mit ihrem Neubau ein Signal setzen: Ein selbstbewusstes Haus sollte es sein, das seine Funktion im öffentlichen Raum wahrnimmt, sich aber dennoch nicht exaltiert in Szene setzt.
Mit seinen klar strukturierten Glas- und Terrakottafassaden integriert es sich unaufgeregt in den städtischen Raum und wird so zum selbstverständlichen Baustein im südlichen Bereich der Friedrichstraße.
Selbstbewusst setzt es gleichzeitig aber auch Akzente, indem es die Ecke zur E.T.A.-Hoffmann-Promenade, mit Sichtbezug zum Jüdischen Museum, als besonderen Blickfang betont und in seiner klaren Form die bisher fehlende städtebauliche Kante in dieser Ecksituation definiert.
Ablesbare Raumnutzung
Zwei Hauptmerkmale prägen das Entwurfskonzept. Auf insgesamt 4 055 m² Bruttogeschossfläche wird zum einen ein modernes Dienstleistungszentrum mit Begegnungsstätten und Fortbildungszentrum entwickelt. Mit einem zweigeschossigen, völlig verglasten Bereich in EG und 1.OG tritt das Gebäude in den Dialog mit der Stadt; der Neubau wird zu einem Ort der Kommunikation und repräsentiert die Transparenz und Offenheit der Ärztekammer Berlin.
Im Inneren wurde folgerichtig das sonst üblicherweise knappe Pförtner-Foyer im Erdgeschoss durch ein über flache Rampen und Treppen erschlossenes räumliches Kontinuum aus öffentlichem und halböffentlichem Bereich ersetzt. Es mündet schließlich im 1. OG in einem Dachgarten, der in einer leicht terrassenartig angelegten Schräge bis auf die Höhe des 2. OG führt.
Im 3. bis 6. Obergeschoss ist das Haus überwiegend mit Büronutzung belegt. Die Verwaltung der Kammer, der Vorstand sowie die Gremienorganisation sind hier untergebracht. Kombibüros mit dreibündiger Nutzung öffnen sich mit verglasten Trennwänden zu den Fluren und werden zu hellen Gemeinschaftszonen, die die Kommunikation fördern sollen. Dabei ist dieser Bereich als Ganzes nach außen hin eher geschlossen, was durch die hier verwendete großformatige Klinker-Fassade im Kontrast zu der totalen Verglasung der öffentlich zugänglichen unteren zwei Etagen deutlich ablesbar ist.
Fassadenbekleidung
Die Ärzteschaft wünschte sich ein freundliches Haus. Diesem Wunsch wurde u. a. mit der ausgewählten Fassadenbekleidung Rechnung getragen: Ein heller keramischer Werkstoff – Terrakotta – mit den haptischen Qualitäten einer naturrauen Oberfläche. Nicht hochglanz-poliert und nicht protzig nimmt sich diese Fassade eher elegant zurück, was zusätzlich durch die Verwendung großer Steinformate unterstrichen wird.
Auf der Lärm abgewandten Seite des Gebäudes umschließt die Fassade an drei Seiten den vom Bistro hinausführenden Gartenhof und schafft hier in ihrer warmen Farbstimmung eine hohe Aufenthaltsqualität, die die Grenzen zwischen Innen- und Außenraum auflöst. Das großformatige keramische Produkt lässt dem Architekten viel Raum zum Spielen und Experimentieren. Für die mit Luftschicht und Wärmedämmung vor einer tragenden Stahlbetonkonstruktion errichtete Vorsatzschale wurden beispielsweise unterschiedliche Formate und Oberflächen gewählt. An den Lochfassaden, abgestimmt auf das vorgegebene Büro-Ausbauraster von 270 cm, sind Steine im Format 44 x 9 x 21,5 cm verarbeitet worden, so dass sich unter Hinzufügung der Fugenstärke exakt das oben genannte Rastermaß ergibt.
Größere Abmessungen erwiesen sich als vorteilhaft an den im Wesentlichen fensterlosen Schrägfassaden, die unter einer Neigung von 7° den Gebäudeabschluss zur rückwärtigen Seite signalisieren.
Abweichungen in den Geschosshöhen wurden allein im Bereich der Geschossdecken ausgeglichen. Steinformate von 67 cm Breite und Ausgleichshöhen zwischen 40 und 45 cm sind hier als werkseitig vorproduzierte Verblendfertigteile montiert. Im übrigen ist die gesamte Steinfassade konventionell vermauert, was insbesondere bei den Schrägfassaden ein hohes handwerkliches Niveau erforderte.
Abweichungen von der sonst naturrauen Klinker-Oberfläche finden sich in den Pfeilern zwischen den Fenstern. Hierfür wurden speziell gerillte Steine hergestellt und verarbeitet.
Im Ergebnis ist dieser Neubau, so wie es sich die Ärztekammer gewünscht hatte, ein Ort der Kommunikation, deutlich nach außen gerichtet, ebenso aber auch durchlässig in der Ausgestaltung seiner inneren Abläufe.
Er repräsentiert Transparenz und Offenheit und lebt von der Spannung zwischen rhythmischen Lochfassaden in hellem großformatigen Terrakotta und dem mehrgeschossigen gläsernen Eingangsbereich.
Weitere Informationen
Terrakotta-Fassade bba 506
Architekt: Büro Hascher Jehle Architektur, Berlin
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