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Strenges Reglement

Neubau eines Einfamilienhauses bei Minden
Strenges Reglement

Außen dunkel, innen hell: Eine schwarze Gebäudehülle kontrastiert mit hellem Innenausbau und viel Tageslicht im Obergeschoss durch Dachwohnfenster.

Neben dunkler Hülle und hellem Innenraum zeichnen flexible Grundrisse bei strenger Form, ein selbstbewusstes Erscheinungsbild und eine zurückhaltende Eleganz das Einfamilienhaus in der Nähe von Minden aus. Konstruktion, Gestaltung und Lichtführung des Holzhauses wurden von Architekt Matthias R. Schmalohr aus Bückeburg mit Liebe zum Detail geplant (BRI 897 m³ allseitig umschlossen, BGF 301 m², NF 231 m²). Basis ist eine durchdachte Holzkonstruktion. Als fünfte Fassade harmonieren dunkle Dachflächen mit eleganten Fassadenansichten. Vom Tagesanbruch bis zur Abendröte fällt natürliches Licht durch gut platzierte Dachwohnfenster in das zentrale Obergeschoss.

Mit seiner geradlinigen Rechteckform und dem traditionellen Satteldach fügt sich das Gebäude geschickt in die vielfältige Bebauung der ländlichen Umgebung ein. Es setzt mit klaren Strukturen und handwerklich durchdachten Details Akzente. Dem hügeligen Gelände folgend erschließt sich das Bauwerk über den nach hinten geöffneten Keller: Der massive Geschosskörper ist durch zwei Stützmauern im Erdreich verankert. Eingeschnitten reihen sich hier Autostellplatz, Eingang und Nebenräume aneinander. Über dem markanten Sockel aus Sichtbeton schwebt das schwarze Holzhaus wie eine präzise gearbeitete Schatzkiste.
Vorgefertigter Holzbau
Entwurfsidee für das Einfamilienhaus war ein klassischer Holzkubus auf massivem Sockel, der eine homogene Gebäudehülle mit exakten Einschnitten zeigt. Dach und Fassade sind komplett mit dunklen Faserzementplatten bekleidet. In Doppeldeckung verlegt, zeigt der Baukörper nur halbe und ganze Platten. Alle Linien von der Traufe bis zum First, jeder Gebäudeausschnitt, die gesamten Fenster- und Eckausbildungen sind diesem strengen Reglement unterworfen. Selbst die gekanteten Rinnensysteme sind in der Hinterlüftung der Fassade integriert. Grundlage der Gebäudehülle ist eine bis ins Detail durchdachte Holzkonstruktion.
Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Architekt und ortsansässiger Zimmerei fußte auf einer ausführlichen Planung im Vorfeld mit Zeichnungen von 1:20 bis 1:1. In kurzer Bauzeit fertigten die Handwerker in der Zimmerei jeweils zwei Holztafelelemente für die 8 m langen Giebelseiten und vier für die jeweils 14 m langen Fassadenansichten. Anschließend setzten sie den Kubus auf der Baustelle über dem Betonsockel zusammen. Vor Ort erstellten sie das klassische Sparrendach mit durchlaufendem Firstbalken.
Die einzelnen Elemente des Holztafelbaus bestehen aus 20 cm dickem Ständerwerk, das beidseitig mit 22 mm dicken Grobspan-Platten (außen Agepan DWD-Platten, innen Agepan OSB-Platten von Glunz) beplankt und mit trocken eingeblasener Zellulose gedämmt wurde. Im Dach wurden die Sparren mit 24 cm etwas stärker dimensioniert. Die zusätzlich mit Winddichtigkeitsfolie (Pro-Clima) gesicherte Tragkonstruktion ließ Architekt Schmalohr einheitlich als klassische vorgehängte Fassade (VHF) mit Lattung, Konterlattung und der Bekleidung mit rechteckigen Faserzementplatten ausführen. Kleinformatige Eternit-DachplattenPlatten, Format 32/60 cm, glatt und schwarz, gehen von der Fassade fast nahtlos in die geneigte Dachdeckung über.
Nach innen plante der Architekt mit 6 cm dicken Kanthölzern einen Zwischenraum als Installationsebene: In ihr verlaufen unsichtbar Sanitär- und Elektrostränge bis hin zur integrierten Staubsaugeranlage, deren Basis in den unteren Nebenräumen sitzt. Eine doppelte Beplankung mit Gipskarton, gespachtelt und weiß gestrichen, schließt den Wandaufbau ab. Der hohe Grad an Vorfertigung brachte eine kurze Bauzeit von zwei Monaten einschließlich Produktion. Der vergleichsweise hohe Planungsaufwand rechnete sich durch einen reibungslosen Bauablauf und geringe Bautoleranzen. Mit der Holzbauweise sparten sich die Bauherren zusätzlich die Austrocknungszeit.
Offen konzipiert
Vom Eingang im Untergeschoss führt eine geradlinige Schranktreppe aus Bambus zum eigentlichen Wohnbereich. Nur zwei tragende Innenwände teilen Treppe, Küche, Wohnen und Arbeiten. Aus diesem Grund ist die überspannende Holzbalkendecke recht eng gelegt. Die Grundrissstruktur ist offen konzipiert, damit alle Räume möglichst flexibel nutzbar sind. Sämtliche Übergänge im Wohnbereich lassen sich durch hohe Schiebetüren schließen, die komplett in die Innenwände geschoben werden können. Diese vom Tischler gefertigten Schiebetüren bestehen aus 40 mm dicken hochverdichteten Holzfaserplatten (HDF-Platten), in die Quadratrohrstähle eingearbeitet sind. Vor allem im Erdgeschoss ist so bei geöffneten Türen der „fließende Raum“ erfahrbar.
Helle Wände, Decken und ein Bambus-Holzfußboden prägen neben den weißen Türblättern und Fenstern das leuchtende Erscheinungsbild im Innern. Auf diese Weise wirkt der Kontrast zur dunklen Fassade mit den schwarzgrauen Fenstern noch klarer. Beheizt wird das komfortable Haus mit einer Fußbodenheizung, außerdem ist es mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet.
Lichtführung
Das Obergeschoss ragt ohne Dachboden bis unter den First. An den jeweiligen Giebelseiten sind die Schlafzimmer mit französischen Fenstern belichtet. Zentral konzentriert liegen Flur, Bad und Ankleideraum. Diese innen liegenden Räume erhalten von oben über Velux Dachwohnfenster aus Holz Tageslicht und frische Luft. Im Tagesverlauf gewährt das angenehm gestreute Zenithlicht eine optimale Belichtung. Der Architekt koppelte pro Dachfläche jeweils ein breites, festverglastes und ein schmales Schwingfenster zum Öffnen.
Die liegende Rechteckform lehnt sich formal an die Fenstermaße der Panoramafenster im Erdgeschoss an. Auf den Verlauf der Dachplatten abgestimmt, liegen ihre Eindeckrahmen exakt zwei Dachplatten unter der Firstlinie. In der Aluminium-Ausführung entspricht der Rahmen dem anthrazitgrauen Farbton der Fassadenfenster, die wiederum dem Farbton der Faserzementplatten angeglichen sind.
Der Dachhandwerker setzte die Fenster innerhalb der bestehenden Richtlinien so tief wie möglich ein. So wird die kompakte Gebäudeform auch im Dach nicht durchbrochen. Wie im OG wird auch das EG jeweils über die Giebelseiten mit Raum hohen Flügeltüren belichtet. Zusätzlich sind große Fassadenausschnitte mit absturzsicherem Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) verglast.
So schweift der Blick aus dem Panorama-Fenster der Nord-West-Ansicht weit über die niedersächsische Landesgrenze ins Mindener Land bis nach Nordrhein-Westfalen.
bba-Infoservice Agepan DWD- und OSB-Platten 542
Winddichtigkeitsfolie 543
Eternit-Dach- und Fassadenplatten 544
Dachwohnfenster 545
Architekten: Schmalohrarchitekt, Brückeburg Matthias R Schmalohr DI Architekt, BDA, DWB,

Kompakt-Info
DIN 5034-1 „Tageslicht in Innenräumen“: Die Helligkeit in Wohnräumen, die vom durch Fenster eindringendes Tageslicht erzeugt wird, ist im Rahmen ihrer psychischen Bedeutung ausreichend, wenn der Tageslichtquotient auf einer horizontalen Bezugsebene, gemessen in einer Höhe von 0,85 m über dem Fußboden in halber Raumtiefe und in 1 m Abstand von den beiden Seitenwänden im Mittel wenigstens 0,9% und am ungünstigsten dieser Punkte wenigstens 0,75% beträgt. Eine Tabelle der bzgl. Sichtverbindung nach außen und aus- reichender Helligkeit erforderlichen Fenstergrößen für Wohnräume mit Fenstern in nur einer Wand, die obigen Bedingungen entsprechen, ist in DIN 5034-4 enthalten.
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