Anforderung:
Nachhaltiger Neubau, der Feuerwehr und Bauhof (auch optisch) zusammenführt, ohne dabei die jeweiligen Betriebsabläufe zu beeinträchtigen
Lösung:
Getrennt organisierte Gebäudebereiche, deren Außenwände aus monolithischem, hochwärmedämmenden Leichtbeton bestehen
Im Zuge eines nicht offenen Planungswettbewerbs wurden Vorschläge für den Neubau der Feuerwehr und des Bauhofs am Standort Braike/Wangen in Metzingen gesucht. Ziel war es, die Ausrüstung der Feuerwehr effizienter unterzubringen und die Einsatzbereitschaft durch verbesserte Übungs- und Schulungsmöglichkeiten zu erhöhen.
Gleichzeitig sollte der neue Standort Synergieeffekte durch die Zusammenführung der bisher auf zwei Standorte verteilten Ressourcen ermöglichen. Eine Herausforderung bestand darin, die unterschiedlichen Funktionen und Abläufe beider Einrichtungen in einem Gebäudekomplex zu integrieren, ohne dass es zu Behinderungen kommt.
Gebäude mit kreuzungsfreiem Betrieb
Das Architekturbüro dasch zürn + partner überzeugte die Jury mit einem Entwurf, der sowohl funktionale als auch ästhetische Aspekte vereint. Der Entwurf sieht eine terrassierte Anlage vor, die sich der Hanglage anpasst und zwei Hofebenen für Feuerwehr und Bauhof umfasst, die über eine Rampe miteinander verbunden sind. Die getrennten Ein- und Ausfahrten für Feuerwehr und Bauhof ermöglichen einen kreuzungsfreien Betrieb. Die zentrale Funkzentrale bietet einen umfassenden Überblick und unterstützt die Koordination der Einsätze.
Die Gesamtanlage umfasst eine Fahrzeughalle für 26 Feuerwehr-Einsatzwagen inklusive Schlauch- und Übungsturm, Kfz-Werkstätten, eine Waschhalle, eine Atemschutzwerkstatt sowie Schulungsräume. Der Baubetriebshof verfügt über eine Halle für 12 Fahrzeuge sowie eine Schreiner- und Schlosserwerkstatt. Die Aufteilung der verschiedenen Funktionen erfolgt durch eine klare Gliederung, die zugleich flexible Nutzungsmöglichkeiten bietet.
Monolithische Außenwände aus Leichtbeton
Die Außenwände des Gebäudes bestehen aus 60 Zentimeter dickem Leichtbeton, der die Funktion der Dämmung übernimmt und gleichzeitig als gestalterisches Element dient. Die unterschiedlichen Nutzungen der Gebäude sind außen ablesbar, werden aber durch die einheitliche Materialität miteinander verknüpft.
„Uns hat außerdem die Möglichkeit fasziniert, mit Leichtbeton als Baumaterial innen und außen fertige Oberflächen zu erhalten, die weder gestalterisch noch bauphysikalisch zusätzlich aufgebrachte Schichten benötigen“, so Architekt Helmut Dasch.
Die Wände punkten nicht nur mit ihrer ästhetischen Anmutung in Sichtbeton, sondern tragen auch wesentlich zur Energieeffizienz und zu einem angenehmen Raumklima bei. Der verwendete Leichtbeton weist eine Rohdichteklasse von 1.200 kg/m³ auf und gehört zur Festigkeitsklasse LC12/13. Als Zuschlagstoff kommt Blähton zum Einsatz, der für seine Leichtigkeit und guten Dämmeigenschaften bekannt ist. Mit einer Wärmeleitzahl von 0,45 W/mK trägt der Leichtbeton signifikant zur Reduzierung des Energiebedarfs des Gebäudes bei.
Konstruktion und Materialität
Die Fahrzeughallen sind mit Stahlbetonflachdecken und Stahl-Glas-Faltschiebetoren ausgestattet, die eine hohe Funktionalität gewährleisten. In den sonstigen Räumen kommen ebenfalls Stahlbetonflachdecken und Betonwände zum Einsatz, ergänzt durch Metall-Glas-Fenster mit außenliegendem Sonnenschutz. Die Dächer sind mit einer Flachdachabdichtung auf Gefälledämmung versehen, verfügen über eine extensive Dachbegrünung und eine Photovoltaik-Anlage. Diese Konstruktions- und Materialentscheidungen unterstreichen die nachhaltige und energieeffiziente Ausrichtung des Projekts.
Insgesamt verkörpert der Neubau der Feuerwehr und des Bauhofs in Metzingen eine zukunftsweisende Architektur, die sowohl in funktioneller als auch in ästhetischer Hinsicht Maßstäbe setzt. Die gekonnte Verwendung von Leichtbeton und die durchdachte Anordnung der verschiedenen Funktionsbereiche demonstrieren eindrucksvoll, wie moderne Architektur Lösungen für komplexe Aufgaben bieten kann.
Projekt: Neubau Feuerwehr und Bauhof Metzingen
Standort: Friedrich-Henning-Straße 1 + 3, 72555 Metzingen
Bauherr: Stadt Metzingen
Architekten: dasch zürn + partner, Stuttgart
www.dzpa.de
Tragwerksplanung: tragwerkeplus, Reutlingen
Fertigstellung: 2023
BGF: 7.165 m²
BRI: 35.050 m³