Anforderung:
Moderner Ersatzneubau für eine in die Jahre gekommene Betonbrücke, der sich harmonisch ins Stadtbild einfügt
Lösung:
Materialsparende Betonbrücke mit prägnanter und zugleich reduzierter Geometrie inklusive Aufwertung des Uferbereichs
Seit der Römerzeit existiert an diesem Ort eine Brücke, welche die historische Altstadt Aaraus mit dem nördlichen Ufer des Flusses verbindet. Über die Jahrhunderte wurde die Brücke mehrfach durch Neubauten ersetzt, etwa durch die Kettenbrücke von 1848 oder (zuletzt) die Betonbrücke von 1949. Die Aufgabe des jüngsten Wettbewerbs lautete, einen Ersatz für dieses in die Jahre gekommene Bauwerk zu finden, der sich sowohl in den städtebaulichen Kontext einfügt als auch die Verbindung zur Geschichte der Stadt wahrt.
Der Entwurf von Christ & Gantenbein setzte sich durch seine intelligente Verknüpfung mit dem Stadtgefüge und die Schaffung eines einladenden öffentlichen Raums durch. Die Architekten entwarfen eine Brücke, die nicht nur als Übergang dient und das regionale Verkehrsnetz stärkt, sondern gleichzeitig als harmonischer Teil des Stadtraums und der Uferlandschaft fungiert. Durch den nahtlosen Übergang des Brückenkörpers in die Ufermauern entsteht eine untrennbare Verbindung zwischen der Brücke, dem Fluss und der Stadt.
Moderne Betonbrücke
Die neue Aarebrücke zeichnet sich durch eine moderne Betonkonstruktion aus, die technische Optimierung mit traditioneller Baukunst vereint. Inspiriert von der Massivität historischer Steinbauten in Aarau, nutzt die Brücke die Materialeigenschaften von Beton, um eine sowohl stabile als auch ästhetisch ansprechende Struktur zu schaffen.
Dank der Zuschlagstoffe und der leichten Einfärbung des Betons korrespondiert das Bauwerk harmonisch mit seiner Umgebung. Die reduzierte Geometrie und der Einsatz von Hohlkörpern ermöglichten die sparsame Verwendung des Materials Beton, ohne dabei die strukturelle Integrität der Brücke zu beeinträchtigen. Zwei im Flussbett eingelassene Senkkästen (Caissons) des Vorgängerbauwerks dienen als Fundament für zwei der insgesamt fünf Bögen.
Ein weiterer, wichtiger Aspekt der Brückenkonstruktion ist deren monolithische Tragstruktur, bei der alle Komponenten des Tragwerks – Fundamente, Pfeiler, Bögen, Flanken, Fahrbahn, Brüstungen – einen einheitlichen, fugenlosen Baukörper bilden. Alle Elemente beteiligen sich an der Lastabtragung, was zu einer optimierten und somit nachhaltigen Konstruktion führt.
Attraktiver neuer Uferbereich
Mit einer Länge von 119 Metern und einer Breite von 17,5 Metern verfügt die Brücke über zwei Fahrspuren, beidseitige Gehsteige und Fahrradspuren.
Die Gestaltung der Uferräume rund um die neue Brücke verstärkt die Verbindung zwischen der Stadt und ihrem Fluss. Wo der Uferweg von der Brücke überspannt wird, schaffen großflächige, elliptische Auslassungen in den Pfeilern Ausblicke übers Wasser. So entstehen maximal attraktive, öffentliche Räume für alle, die am Aareufer spazieren gehen, joggen oder Fahrrad fahren.
Die bestehenden Uferpromenaden werden aufgewertet und neu interpretiert: Auf der Altstadtseite entsteht eine großzügige, urbane Promenade mit einem platzartigen Aufenthaltsbereich und schattenspendenden Bäumen, während das nördliche Ufer mit natürlicher Vegetation und Blumenwiesen angereichert wird. Diese Neugestaltung der Uferzonen schafft attraktive öffentliche Räume, die zum Verweilen und zur Interaktion mit der Wasserlandschaft einladen.
Fazit
Die neue Aarebrücke ist auf den ersten Blick eine traditionelle Brücke, bei näherer Betrachtung ein technisch optimiertes Ingenieurbauwerk, das sowohl funktionell als auch ästhetisch wie städtebaulich überzeugt. Durch die raffinierte Verwendung von Beton und die Einbeziehung der Ufergestaltung trägt dieses Projekt zur Aufwertung der städtischen Umgebung bei und stärkt die Identität Aaraus als Stadt am Wasser.
Projekt: Neue Aarebrücke
Standort: Küttigerstrasse, 5000 Aarau, Schweiz
Bauherr: Kanton Aargau, Stadt Aarau (Schweiz)
Architekten: Christ & Gantenbein, Basel (Schweiz)
www.christgantenbein.com
Gesamtleitung: Ingenieurgemeinschaft Pont Neuf (WMM Ingenieure AG, Henauer Gugler AG)
Landschaftsarchitektur: August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten AG, Binningen (Schweiz)
Fertigstellung: 2023