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Einfamilienhaus in Kanada mit organisch geformten Betonsäulen

Neubau eines Einfamilienhauses bei Vancouver in Kanada 
Wohnen unterm Seerosenblatt

Auf einem weitläufigen Grundstück südlich von Vancouver hat Omer Arbel ein markantes Einfamilienhaus fertiggestellt. Das Projekt namens »75.9« wurde um monumentale Betonsäulen herum gebaut, die wie Seerosenblätter geformt sind – Ergebnis einer von Omer Arbel experimentell entwickelten Methode des Betongießens, die nun erstmals auf architektonischer Ebene Anwendung fand.

Anforderung:

Einfamilienhaus, in dem ein experimentelles Verfahren zur Herstellung von Betonstützen zur Anwendung kommt

Lösung:

Organisch geformte Betonsäulen, um die herum sich ein zeitgenössisches Wohnhaus gruppiert


Weltweit bekannt wurde Omer Arbel durch seine Bocci-Pendelleuchten aus Glas. Die Arbeiten seines Büros Omer Arbel Office (OAO) mit Sitz in Vancouver lassen sich irgendwo zwischen Kunst, Materialforschung, Produktdesign und Architektur einordnen. 

Auch Experimente mit Beton gehören zu Omer Arbels Portfolio. Bereits vor über zehn Jahren begann Arbel mit der Entwicklung eines Verfahrens, bei dem Beton langsam in ein Gewebe gegossen wird, das zwischen radial angeordneten leichten Sperrholzrippen gespannt ist. Durch diesen Prozess härtet der Beton während des Gießens schrittweise aus, was den hydrostatischen Druck im unteren Bereich reduziert und horizontale Kaltfugen verhindert. Das Stoffgewebe lässt sich nach dem Aushärten leicht entfernen, und der Beton nimmt die plastische Form des Materials an. Das Resultat sind Säulen mit organisch wirkenden, trichterförmigen Strukturen, die sich nach oben hin ausstülpen.

Wohn- und Essbereich unter einer organisch geformten Betonsäule in einem Einfamilienhaus in Kanada
Bild: Fahim Kassam, Omer Arbel Office

Erweiterung der Landschaft

Der Auftrag für den Bau eines Einfamilienhauses auf einem weitläufigen Grundstück südlich von Vancouver in der kanadischen Provinz British-Columbia bot Gelegenheit, die »Seerosenblattsäulen« (»Lily Pads«) auch für architektonische Zwecke einzusetzen. Erst nachdem eine Säule erfolgreich auf dem Baugrundstück gegossen worden war, stimmten die Bauherren zu, den Rest des Hauses zu entwickeln.

Die aus Stoff geformten Säulen wurden dabei behandelt, als wären sie in der Landschaft vorgefundene archäologische Ruinen, um die herum sich das zeitgenössische Wohnhaus gruppiert. Das Ensemble besteht aus vier Volumen, die miteinander verbunden sind. Die umgebende Wiese hoben die Planer wie einen Teppich an, um die Verbindungsgänge des Hauses zu verbergen. Dadurch verschmilzt die Architektur nahtlos mit der Landschaft, als wäre sie eine natürliche Erweiterung derselben.

Einfamilienhaus mit Holz- und Betonfassade auf grüner Wiese in Kanada
Bild: Fahim Kassam, Omer Arbel Office

Organisches Raumgefühl

Das Innere des Hauses ist in vier doppelgeschossige Volumen unterteilt, die aus Glas und Zedernholz gebaut sind. Besonders natürlich wirkt das Wohnhaus durch die unterschiedlichen Höhen und Positionen der Säulen. Im Inneren erzeugen sie – vor allem im Zentrum des Hauses – ein organisches Raumgefühl. Sowohl das Wohnzimmer als auch der Essbereich und die offene Küche werden von einem weit auskragenden Betonelement überdacht.

Die Materialität des Hauses spielt mit Kontrasten: Die raue Oberfläche der Betonsäulen steht im Gegensatz zu den polierten Betonböden. Warme Holzverkleidungen und -möbel ergänzen das Ensemble, während ein üppiger, japanisch inspirierter Innengarten einen Bezug zur Natur schafft.

Ein bemerkenswertes Detail sind zudem die Magnolienbäume auf dem Dach, die in den hohlen Spitzen der Säulen gepflanzt sind und somit die Verbindung von Architektur und Natur verstärken. Die Beleuchtung des Hauses erfolgt durchgehend mit Pendelleuchten von Bocci, dem von Arbel mitbegründeten Beleuchtungsunternehmen mit Sitz in Vancouver und Berlin.

Wohnbereich unter einer organisch geformten Betonsäule in einem Einfamilienhaus in Kanada
Bild: Fahim Kassam, Omer Arbel Office

Rückkehr zu einer analogen Herangehensweise

„Wir kommen immer mehr in eine Zeit der Menschheitsgeschichte, in der alles, was man sich vorstellen kann, gebaut werden kann“, sagt Omer Arbel. „In dieser Welt wird es immer wichtiger, zu hinterfragen, was sich lohnt. Für mich hat die Antwort mit der analogen Herangehensweise an Materialität zu tun. Wir versuchen, die Kontrolle loszulassen, anstatt immer mehr Kontrolle zu erlangen. Wir versuchen, Systeme zu schaffen, die das Material die Form bestimmen lassen.“

Das Einfamilienhaus 75.9 ist das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt Experimentierens mit Materialien und markiert einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung von Omer Arbels prozessbasiertem Designansatz. Es ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein begehbares Kunstwerk, das durch seine raue Materialität eine einzigartige Atmosphäre schafft und beweist, dass in der heutigen Zeit die Fusion von Architektur, Natur und innovativem Design möglich ist.


Projekt: Einfamilienhaus »75.9«

Standort: südlich von Vancouver, British Columbia, Kanada

Bauherr: privat

Architekten: Omer Arbel Office (OAO), Vancouver
www.omerarbel.com

Fertigstellung: 2023


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