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Balkonentwässerung nach optischen und funktionalen Aspekten

Balkonentwässerung nach optischen und funktionalen Aspekten
Weniger Durchdringungen

Architektonisch und entwässerungstechnisch perfekt: Bei der Entwässerung von Balkonen und Terrassen mit umlaufender Brüstung ist es nicht leicht, beiden Aspekten gerecht zu werden. Hier stellen wir verschiedene Wege vor: einen entsprechend den gültigen Regelwerken und zwei regelkonforme Sonderlösungen, die durch eine gute Optik überzeugen.

Dipl.-Ing. Rainer Pieper, technischer Leiter der Sita Bauelemente GmbH

Bei der Entwässerung von Balkonen und Terrassen kann man viel falsch machen. Abblätternder Putz, Auswaschungen, Moos- und Schimmelbildung – kurz gesagt Feuchtigkeitsschäden – dokumentieren dies allerorten. Die Schäden, die man schon von außen sieht, setzen sich oft im Inneren der Gebäude fort, wo sie auf Dauer zu ernsthaften Schäden an der Gebäudesubstanz führen. Folge sind oft erhebliche Kosten – ganz abgesehen von dem Verlust an Wohnkomfort. Vorbauen kann man dem nur durch eine saubere Planung und Ausführung von Anfang an.

Anforderungen bei Balkonen mit umlaufender Brüstung

Balkone, Terrassen und Loggien werden nach den Flachdachrichtlinien als genutzte Dächer kategorisiert. Bei genutzten Dächern werden die Fachregeln durch Regelungen der DIN 18195 ergänzt, bzw. abgegrenzt. Die Entwässerung der genutzten Dachflächen regelt die DIN 1986–100. Diese DIN fordert bei Balkonen mit umlaufender Brüstung nicht nur einen Balkonablauf, sondern auch den Einbau eines Notablaufs, der über einen lichten Durchmesser von 40 mm verfügen muss. Bei biegeweichen Industriedächern wird eine Notentwässerung aufgrund fehlender statischer Sicherheitsreserven gefordert. Bei Balkonen dienen Notentwässerungseinrichtungen in der Regel zum Schutz vor eindringendem und hinterlaufendem Regenwasser. Die Aufgabe sollte nicht unterschätzt werden und kann nur in enger Zusammenarbeit mit dem Gebäudekonstrukteur sowie dem Planer für die Abdichtungen erfolgen.

Die Anschlusshöhe der Abdichtung muss nach den Flachdachrichtlinien mindestens 15 cm ab Oberkante des Bodenbelages betragen. Im Türbereich kann sie auf 5 cm reduziert werden, wenn darauf geachtet wird, dass „zu jeder Zeit ein einwandfreier Wasserablauf im Türbereich sichergestellt ist“. Zur Lösung dieser Vorgabe „sind im unmittelbaren Türbereich Terrassenabläufe oder andere Entwässerungsmöglichkeiten“ anzuordnen. Somit sollten zur Reduzierung der Anschlusshöhe und zum Schutz des Gebäudes mindestens vor dem Türbereich Entwässerungsroste eingesetzt werden, die durch Terrassenabläufe ergänzt werden. Wie bei jeder Flachdachentwässerung orientiert sich die Berechnung an der Größe der Grundfläche und an dem Standort des Gebäudes. Schlagregen muss nach der DIN 1986–100 nicht zwingend in die Berechnung einfließen, sondern nur, wenn entsprechende Winddaten vorliegen. Das Problem ist, dass für Deutschland keine aussagekräftigen Daten vorliegen. Nur für einige Ortschaften in exponierter Lage erstellt der Deutsche Wetterdienst entsprechende Windrosen.

Wissenswertes rund ums Thema Balkonabdichtung | Balkonentwässerung

Erste Variante: Balkonentwässerung nach DIN

Das erste Praxisbeispiel orientiert sich exakt an den Vorschriften. Hier gehen wir von einem Aufbau aus, der bei Balkonen häufig anzutreffen ist. Oben ein Plattenbelag, der auf Mörtelsäckchen gelagert ist. Darunter eine Schutzlage, die Abdichtung, Wärmedämmung, Dampfsperre und letztendlich der Beton. Bei der Anschlusshöhe sind 15 cm berücksichtigt, die im Türbereich, der mit einem Gitterrost ausgestattet ist, auf 5 cm reduziert wurde. Der Gully für die Hauptentwässerung befindet sich vorschriftsmäßig in der Nähe des Rostes. Da die Entwässerung sowohl auf der oberen, also der Belagebene, als auch auf der unteren Ebene (Abdichtung) erfolgen muss, wurde hier ein Gully mit Aufstockelement und Balkonaufsatz eingeplant.

Als nächstes stellt sich die Frage nach der Notentwässerung. Laut DIN 1986–100 muss die Hauptentwässerung für den Berechnungsregen r 5,5 und die Notentwässerung für den Jahrhundertregen r 5,100 am Gebäudestandort, in unserem Beispiel Frankfurt, ausgelegt werden. Mit der Differenz dieser Werte – unter Berücksichtigung des Abflussbeiwertes von C=0,7 sowie der Fläche von 30 m² – ergibt sich für die Notentwässerung eine Ablaufleistung von 1,1 l/s und für die Hauptentwässerung 0,7 l/s.
Mit einem leistungsstarken SitaCompact inklusive Balkonaufsatz ist die Hauptentwässerung ausreichend dimensioniert.

Die Notentwässerung muss nun so geplant werden, dass sich das Regenwasser zu keiner Zeit hoch auf der oberen, Wasser führenden Ebene aufstaut. Daraus resultiert, dass die Unterkante des Notablaufes niedriger anzuordnen ist, als der Bereich, in dem das Wasser in das Gebäude eindringen kann. SitaCompact erbringt bereits bei einer Wasserspiegeldifferenz von unter 10 mm eine Ablaufleistung von 0,7 l/s. Deshalb kann die Unterkante des SitaWasserspeiers für die Notentwässerung auf einer Höhe von nur 10 mm ab Oberkante des Plattenbelages montiert werden. Der Wasserspeier hat bei einer verfügbaren Wasserspiegeldifferenz von 40 mm eine Ablaufleistung von ca. 0,4 l/s. Daraus resultiert, dass bei unserem Planungsbeispiel drei Wasserspeier einzubauen wären, was drei Durchdringungen in der Balkonbrüstung erfordern würde – und um Ästhetik bemühte Architekten nicht gerade begeistert.

Waagerechte Wasserwege

Regelkonforme Sonderlösungen

Durchdringungen in der Brüstung sind nicht besonders dekorativ. Unter der Voraussetzung, dass eine Regenrückhaltung eingesetzt werden darf, lassen sich die Bohrungen auf eine, bzw. auf einen Notüberlauf begrenzen. Wichtig bei dieser Sonderlösung ist, dass die Fugen frei von Verunreinigungen sind und der Belag z. B. auf Mörtelsäckchen oder Stelzlagern gelagert ist. Bei einer Plattengröße von 0,5 m x 0,5 m und einer Fugenbreite von 2,5 mm ergibt sich eine Anströmfläche von ca. 0,01 m² pro m² Plattenfläche. Durch kleinere Platten, wie 0,3 x 0,3 m, kann die Anströmfläche noch erheblich erhöht werden. Fast das gesamte Regenwasser kann so durch die Fugen dem Gully zugeführt werden. Der Hohlraum zwischen Plattenunterkante und Abdichtung wird nun zur Rückhaltung genutzt. In der Regel hat der Hohlraum ein lichtes Maß von 50 mm. Abzüglich der Mörtelsäckchen verbleibt bei 30 m² ein Volumen von 1.275 m³. Der Jahrhundertregen von 601 l/s/ha ergibt über fünf Minuten ein Volumen von 540,9 l – er würde den Hohlraum lediglich bis zur Hälfte füllen und keinen unzulässigen Wasseranstau hervorrufen. Zur Sicherheit und um der DIN Rechnung zu tragen, sollte trotzdem ein Wasserspeier eingebaut werden.

Etwas anders sieht die Situation bei einer Plattenunterkonstruktion mit Split aus. Dieses stärker verdichtete Material verfügt nur über einen unwesentlichen Hohlraum. Eine Rückhaltung unterhalb der Platten ist daher nicht möglich. Der Lösungsansatz wäre hier, Gitterroste, wie sie vor der Terrassentür angeordnet sind, zur Regenrückhaltung zu nutzen. Würde man den Balkon mit einem umlaufenden, 15 cm breiten Rost ausstatten, der auf 70 mm hohen Füßen steht, ergäbe sich ein aufnahmefähiger Rinnenkörper für die Rückhaltung. Der 26 m lange Gitterrost würde, abzüglich 15% für die Einbauten, ein Rückhaltevolumen von 232 l bieten – und dazu eine saubere, moderne Optik. Ein zusätzlicher Wasserspeier, als Reminiszenz an die Sicherheit und die DIN, würde hier den Aufbau abrunden.

Die beiden vorgestellten Sonderlösungen für die Balkonentwässerung bei umlaufender Brüstung sind regelkonform, aber nicht Standard. Deshalb ist es wichtig, den Bauherrn aufzuklären und der Ausschreibung eine entsprechende Formulierung beizufügen.


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