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Wissenswertes rund ums Thema Innendämmung

Wärmedämmung
Wissenswertes rund ums Thema Innendämmung

Wissenswertes rund ums Thema Innendämmung
Innendämmung "TecTem InsulationBoard Indoor Historic" bei der Sanierung von Schloss Pretzsch in Bad Schmiedeberg. Bild: Knauf Aquapanel / E. Reinsch

Von Innendämmung spricht man, wenn eine Wärmedämmung auf der Innenseite von Wänden oder Decken angebracht wird, die an kalte Außenbereiche grenzen. Doch welche bauphysikalischen Herausforderungen sind mit einer Innendämmung verbunden? Ist eine Dampfsperre ein Muss? Und was ist bei Planung und Ausführung einer Innendämmung zu beachten? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.


Das Bild stammt aus folgendem bba-Beitrag: Neuanfang bei fast Null »


Warum eine Außendämmung manchmal nicht möglich ist

Ältere Gebäude weisen oftmals einen schlechten bis mangelhaften Wärmeschutz auf. Um die Energieeffizienz dieser Gebäude zu verbessern, ist eine energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle unumgänglich. Eine Außendämmung ist dabei die bauphysikalisch beste Lösung. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Anbringung einer klassischen Fassadendämmung von außen nicht möglich bzw. nicht gewünscht ist. Mögliche Gründe können beispielsweise sein:

  • Denkmalschutz: Bei Baudenkmalen verbieten sich gravierende Veränderungen der Fassade von selbst bzw. sind durch den Eintrag in die Denkmalliste verboten.
  • Bewahrung traditioneller Gebäudeansichten und Straßenbilder: Es gibt eine Vielzahl historisch und baukulturell wertvoller Gebäude, deren äußere Gestalt Planer und Bauherren nicht verändern möchten, weil sonst der spezielle Charme ihrer Fassaden und Bauformen verloren ginge.
  • Zu hoher Aufwand: Wenn der handwerkliche Aufwand aufgrund einer verwinkelten Kubatur des Gebäudes sehr groß wäre, ist der Einsatz einer Außendämmung nicht sinnvoll.
  • Zu geringer Dachüberstand: Ein zu geringer Dachüberstand spricht ebenfalls gegen eine nachträgliche Anbringung einer Außendämmung.
  • Zu geringer Abstand zum Nebengebäude: Problematisch ist die Anbringung einer Außendämmung auch dann, wenn der Abstand zu Nebengebäuden zu gering bzw. kein Abstand vorhanden ist.
  • Keine Einigung der Eigentümer: In manchen Fällen können sich in einer Wohnanlage mehrere Eigentümerparteien nicht auf eine Fassadendämmung einigen.
  • Sanierung einzelner Wohnungen: Soll ein Mehrfamilienhaus nur wohnungsweise energetisch saniert werden, kommt eine Außendämmung ebenfalls nicht infrage.

In vielen Fällen ist die Anbringung einer Außendämmung also nicht möglich. Will man die Forderungen des Bauherren nach einer energieeffizienten Ertüchtigung und die Forderungen des Gesetzgebers nach Einhaltung des GEG trotzdem erfüllen, ist die Innendämmung der Außenwände eine gute Alternative zur klassischen Fassadendämmung.

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Bauphysikalische Herausforderungen der Innendämmung

Aus bauphysikalischer Sicht ist die Innendämmung im Vergleich zur Außendämmung die zweitbeste Lösung. Folgende bauphysikalische Herausforderungen gehen mit der Innendämmung einher:

  • Gefahr der Tauwasserbildung: Bei der Innendämmung liegen die Außenwände auf der ungedämmten Seite des Bauwerks. Die Außenwände werden also von der Raumseite her nicht erwärmt. Dadurch können an der Außenwand, insbesondere im Winter, sehr niedrige Temperaturen auftreten. Diffundiert nun der in der Raumluft enthaltene Wasserdampf durch die Innendämmung, stößt er mit der Außenwand auf ein kaltes Hindernis. Die Folge: Der Wasserdampf kondensiert zu Tauwasser. Zwischen Außenwand und Innendämmung bildet sich Feuchtigkeit. Kann diese nicht entweichen, können langfristig Bauschäden entstehen.
  • Wärmebrücken: Da die Außenwände auf der kalten Seite der Konstruktion liegen, bilden einbindende Decken und Innenwände eine Vielzahl von Wärmebrücken. An den Stoßstellen fließt Wärme kontinuierlich ab, die Effizienz der Wärmedämmung wird somit reduziert. Weil die Oberflächentemperaturen in den Raumecken absinken, erhöht sich an diesen Stellen zudem die Gefahr der Schimmelbildung.

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Innendämmung mit Dampfsperre – ein Muss?

Noch vor wenigen Jahren ging man davon aus, dass eine Innendämmung grundsätzlich mit einer Dampfsperre ausgeführt werden muss. Die Dampfsperre sollte verhindern, dass Wasserdampf von der warmen Raumseite durch die Innendämmung diffundiert und schließlich an der kalten Außenwand kondensiert (Gefahr der Tauwasserbildung, s.o.). Für Ausführungen ohne Dampfsperre ergaben Berechnungen nach dem Glaser-Verfahren nicht hinnehmbare Feuchtigkeitsanreicherungen in der Konstruktion.

Das Problem: Die Dampfsperre funktioniert nur, wenn sie perfekt ausgeführt und absolut luftdicht ist. Erfahrungsgemäß klappt das in der Praxis nur selten. Materialfehler, nachträgliche Perforierungen und Risse durch unsachgemäße Ausführung bzw. arbeitende Bauteile oder auch schwer zu dichtende Anschlüsse und Durchführungen (z.B. bei Steckdosen, Leitungen, Türen u.Ä.) können schnell zu Undichtigkeiten führen. Mit der Zeit kann sich so immer mehr Feuchtigkeit in der Konstruktion sammeln. Die Dampfsperre wird in diesem Fall Teil des Problems – denn sie verhindert, dass die Feuchtigkeit schnell wieder entweichen kann. Feuchteschäden und Schimmel können die Folge sein.

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Innendämmsysteme ohne Dampfsperre

In den vergangenen Jahren sind mehr und mehr Innendämmsysteme entwickelt worden, die ohne aufwendige und beschädigungsempfindliche Dampfsperre auskommen. Dabei handelt es sich beispielsweise um diffusionsdichte Lösungen mit Hartschäumen oder auch dampfdiffusionsoffene, kapillaraktive Aufbauten mit Mineraldämmplatten.

Aufgrund ihrer Kapillarität sind letztere in der Lage, anfallende Feuchtigkeit schnell aufzunehmen, zwischenzuspeichern und wieder an die Oberfläche zu transportieren, wo die Feuchtigkeit schließlich verdunsten kann. So wird eine Austrocknung der Konstruktion nach innen wie außen ermöglicht.

Kommt es doch einmal zu einer stärkeren und längerfristigen Durchfeuchtung der Dämmschicht, führt auch das nicht zwingend zu Bauschäden – denn diffusionsoffene, kapillarleitende Stoffe sind i.d.R. wenig anfällig für Schimmelbildung. Innendämmsysteme, die ohne Dampfsperre auskommen, haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind leichter planbar, wirtschaftlicher ausführbar sowie deutlich fehlertoleranter in der Ausführung und während der Nutzung.

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Verwendete Materialien bei der Innendämmung

Als Innendämmung kommen vielfältige Materialien zum Einsatz, so z.B.

  • Dämmplatten: z.B. Mineralschaumdämmplatten; mineralische Dämmplatten; Hartschaumplatten (EPS, XPS, PUR), z.T. mit hoch kapillaraktivem mineralischem Material verfüllt oder von kapillar leitfähigen Lamellen durchzogen; Schaumglasplatten; Calciumsilikatplatten; Holzfaserdämmplatten; Leichtlehmbauplatten mit Zuschlägen wie z.B. Blähton, Perlite, Vermiculit o.Ä.; Dämmplatten aus gepresstem Stroh, Seegras, Schilfrohr oder Rohrkolben etc.
  • Verbundplatten: Hier werden Dämmstoffe wie z.B. Mineralwolle oder Hartschaum mit Trockenbauplatten (z.B Gipskarton) kombiniert.
  • Schüttungen: Diese werden zum Auffüllen von vorgesetzten Hohlwänden oder zum Anwerfen oder Aufspritzen als feuchte Mischung verwendet, z.B. Holzfaser- und Zelluloseflocken; Ceralith (aus Roggen); Blähton, Perlite oder Vermiculit etc.
  • Mauersteine: z.B. mit Perlit verfüllte Ziegelsteine.

Die Dämmstoffe unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wärmeleitfähigkeit, Dämmstoffdicke, Kapillarität u.v.m. Hartschäume oder Mineralfasern beispielsweise liegen, was die Wärmeleitfähigkeit (Lambda-Wert) betrifft, in Bereichen von ca. 0,024 W/mK bis 0,032 W/mK. Für Mineralschaumplatten hingegen wird i.d.r. ein Lambda-Wert von 0,042 W/mK bis 0,045 W/mK angegeben. Um einen qualitativ gleichwertigen Wärmeschutz zu erreichen, muss die Dämmung bei Mineralplatten also etwas dicker ausgeführt werden als bei Hartschaum oder Mineralwolle. Der Raumverlust im Inneren wird dadurch größer.

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Was bei Planung und Ausführung einer Innendämmung zu beachten ist

Innendämmmaßnahmen werden häufig mit Bauschäden und Schimmelbildung gleichgesetzt. Ursache dieser Bauschäden ist jedoch nicht die Maßnahme an sich; vielmehr sind Planungsfehler und/oder eine handwerklich unsachgemäße Ausführung der Dämmung dafür verantwortlich.

Im Vergleich zur klassischen äußeren Fassadendämmung weist die Innendämmung Besonderheiten speziell bei den Anschlussdetails auf und verlangt besondere Sorgfalt bei Planung und Ausführung. Diese Punkte sind dabei unbedingt zu beachten:

  • Vor Feuchtigkeit von außen schützen: Ein Innendämmsystem funktioniert i.d.R. nur dann, wenn die Außenwand ausreichend gegen Schlagregen, aufsteigende Nässe oder andere Feuchtigkeitseinwirkungen geschützt ist. Ist dies nicht der Fall, müssen zunächst Gegenmaßnahmen getroffen werden. Der Feuchtegehalt der Außenwand ist im Jahresverlauf zu prüfen. Ob die im Winterhalbjahr aufgenommene Feuchtigkeit über den Sommer vollständig abtrocknen kann, muss rechnerisch abgeschätzt werden (Glaser-Verfahren, Programme wie WUFI und Delphin (Software) oder auch COND).
  • Hinterströmen mit Luft verhindern: Jeder zusätzliche Feuchtigkeitseintrag in die Wand sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Deshalb muss die Innendämmung gegen ein Hinterströmen mit warmer Innenraumluft geschützt werden (z.B. durch vollflächige Verklebung). Ansonsten besteht die Gefahr der Kondensatbildung. Zwischen Dämmung und Außenwand sollten keine Hohlräume entstehen, denn jeder Hohlraum unterbricht den kapillaren Abtransport der Feuchtigkeit. Bei starken Unebenheiten der Außenwand kann ggfs. ein Ausgleichsputz aufgetragen werden. Auch muss auf eine luftdichte Ausführung der inneren Verkleidung (Fugen, Wandanschlüsse) geachtet werden.
  • Hausinstallationen luftdicht ausführen: Durchdringungen und haustechnische Installationen in der gedämmten Wand – z.B. Rohre oder auch elektrische Schalter und Steckdosen – sind ebenfalls potenzielle Einfallstore für die Raumluft. Deshalb sollten sie möglichst vermieden werden. Anderenfalls müssen sie dauerhaft luftdicht ausgeführt werden. Einige Innendämmsysteme verfügen bereits über fachgerecht integrierte Lösungen.
  • Wärmebrücken reduzieren: Alle potenziellen Wärmebrücken wie Decken, Trennwände, Türen, Fenster, Hausinstallationen u.Ä. müssen speziell gedämmt werden. Ansonsten besteht die Gefahr der Schimmelbildung. Alle einbindenden Bauteile sollten eine Anschlussdämmung zwischen 0,50 und 1,00 m erhalten. In vielen Systemen stehen dafür materialgleiche Dämmkeile oder dünnere Platten für die Anschluss- und Laibungsdämmung zur Verfügung. Eine andere Lösung sind sogenannte Thermowinkel: Diese werden flächenbündig in den Putz eingebettet und leiten zielgerichtet Wärme in die kälteren Zonen. Da an Fenster- und Türlaibungen häufig nur wenig Platz für die Innendämmung zur Verfügung steht, kann hier die Anbringung eines dünneren und zugleich leistungsstärkeren Dämmstoffs in Betracht gezogen werden. Ist keine massive, sondern eine Holzbalkendecke vorhanden, kann die Innendämmung geschossübergreifend an der Außenwand verlegt werden.
  • Auf lückenlos offenes System achten: Bei diffusionsoffenen, kapillaraktiven Systemen ohne Dampfsperre ist unbedingt darauf zu achten, dass alle Schichten lückenlos kapillaraktiv und sorptionsfähig sind. Ansonsten kann die Feuchtigkeit nicht wie vorgesehen entweichen. Innenputz und Wandfarbe müssen deshalb auf das offene System abgestimmt sein. Auch ist sicherzustellen, dass spätere Renovierungsanstriche keine sperrende Schicht bilden. Ebenso spielt die Materialität der Außenwand eine Rolle. Außenwände, die allein aus mineralischen Baustoffen bestehen, sind gut geeignet; eine mit keramischen Platten oder dichtem Naturstein verkleidete Außenwand hingegen ist für eine Innenwanddämmung weniger geeignet. Auch zeigt Holz ein grundsätzlich anderes Verhalten, weshalb Fachwerkbauten gesondert beurteilt werden müssen.
  • Innendämmsystem im Ganzen beurteilen: Beim Vergleich der Innendämmsysteme sollte der Planer darauf achten, welche Antworten der Hersteller hinsichtlich der luftdichten Ausführung des Systems sowie der Notwendigkeit einer Dampfsperre gibt. Außerdem sollte er die Lösungen und Vorschläge für die wärmetechnisch sensiblen Anschlussdetails vergleichen und ggfs. hinterfragen.

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