Überdachung eines historischen Palastes in Mexiko-Stadt

Mit über 21 Millionen Einwohnern ist Mexiko-Stadt eine der bevölkerungsreichsten städtischen Agglomerationen weltweit. Die Megacity hat eine vielschichtige Tradition und Geschichte, die von präkolumbianischen Zeiten bis zur kolonialen Pracht reicht.

Aufgrund des hohen Urbanisierungsdrucks kommt es in Mexiko-Stadt gelegentlich zu Fällen von Vernachlässigung oder illegalen Abrissen vorhandener Bausubstanz, insbesondere in weniger überwachten Bereichen. Insgesamt überwiegt jedoch das Bestreben, die historische Substanz zu bewahren und in das moderne Stadtbild zu integrieren.

Das gilt auch für Gebäude des 20. Jahrhunderts, deren architektonische und historische Bedeutung zunehmend anerkannt und wertgeschätzt wird. Die Bauwerke sind von Stilrichtungen wie Art Déco, Funktionalismus oder Modernismus geprägt und werden als wichtiger Teil des kulturellen Erbes betrachtet.

50 Meter lange Überdachung

Das Projekt »Rooftop Prim« befindet sich auf dem Dach eines Palastes aus dem frühen 20. Jahrhundert im Zentrum von Mexiko-Stadt, wo kulturelle und festliche Veranstaltungen stattfinden. Um zu verhindern, dass Veranstaltungen wegen gelegentlicher Regenfälle abgesagt werden müssen, bat der Eigentümer die Architekten von Productora, die drei vorhandenen Innenhöfe zu überdachen.

Anstatt für jeden Innenhof eine separate Überdachung zu entwerfen, entschieden sich die Architekten für die große Geste: Sie realisierten eine durchgehende Dachkonstruktion von mehr als 50 Metern Länge, die die Innenhöfe in einer geraden Linie miteinander verbindet. Dieser Ansatz schafft neue überdachte Bereiche, die flexibel für Veranstaltungen genutzt werden können, ohne dabei die historische Struktur des Gebäudes zu beeinträchtigen. Die neue Überdachung fügt sich nahtlos in die vorhandene Architektur ein und setzt gleichzeitig einen modernen Akzent.

Materialien und Konstruktion

Die Wahl der Materialien spielt eine entscheidende Rolle in der Realisierung des Projekts. 45 leichte Metallbinder mit einem Abstand von jeweils 1,2 m tragen die Hauptlast der Konstruktion und gewährleisten, dass das zusätzliche Gewicht gleichmäßig auf die bestehenden Wände verteilt wird.

Leichte und industriell gefertigte synthetische Materialien wie PVC-Beläge, Polycarbonatplatten und Geländer aus Nylon-Netzen reduzieren das Gewicht der Konstruktion zusätzlich und betonen gleichzeitig den Gegensatz zwischen Alt und Neu. Die Materialien wurden sorgfältig ausgewählt, um Lichtdurchlässigkeit sowie Witterungsschutz zu gewährleisten, während gleichzeitig ein visuell ansprechender Kontrast zur historischen Bausubstanz geschaffen wird.

Licht und Raum

Die Gestaltung des Daches mit transluzenten sowie transparenten Polycarbonatplatten filtert das Sonnenlicht und ermöglicht die natürliche Belichtung der darunterliegenden Höfe, während der Blick in den Himmel erhalten bleibt. Außerdem wurden Textilschirme integriert, die ursprünglich aus der Landwirtschaft stammen, um den Sonneneinfall zusätzlich zu mildern.

Der geometrische Rhythmus der Struktur wird durch eine Reihe weiterer Elemente ergänzt: z. B. Pflanzkübel, die die Innenhöfe überwuchern und die neuen Terrassen begrenzen, oder auch Beleuchtungskörper, die den Eingriff in die Stadtsilhouette hervorheben.

Integration in die Stadtlandschaft

Das Projekt Rooftop Prim dient als Beispiel dafür, wie moderne Architektur in den historischen Kontext einer Stadt eingebettet werden kann. Die sorgfältige Auswahl der Materialien, die Betonung des Lichts und die Respektierung der vorhandenen Strukturen verdeutlichen einen Ansatz, der sowohl die Vergangenheit wertschätzt als auch die Gegenwart akzeptiert. Durch die Verbindung von Tradition und Moderne wird »Rooftop Prim« zu einem lebendigen Teil der Stadtsilhouette von Mexiko-Stadt und einem Zeugnis dafür, wie historische Gebäude neu interpretiert und für zeitgenössische Nutzungszwecke adaptiert werden können.