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Anforderung:
Verhinderung von zu hohem Maß an Sonneneinstrahlung und Überhitzung bei hochtransparenten Räumen
Lösung:
Spezielle Sonnenschutzlösungen für große und sehr große Verglasungen und Detaillösungen für Ganzglasecken
Das Wohnen und Arbeiten in hochtransparenten Umgebungen und lichtdurchfluteten Räumen ist in den vergangenen Jahrzehnten Teil des modernen Lebensgefühls und Selbstverständnisses geworden. Gebäudenutzer erwarten von zeitgemäßer Architektur großzügige und tageslichthelle Raumerlebnisse – und dies inzwischen nicht nur bei besonders repräsentativen Firmensitzen, Verkaufseinrichtungen oder Showrooms, sondern auch bei Bürogebäuden und auch im Wohnungsbau. Gerade durch den Wohnungsbau sind Gebäudehüllen mit hoher Transparenz nicht nur ein Thema des urbanen Bauens, sie erreichen mit anspruchsvollen Einfamilienhäusern längst auch ländliche Umgebungen.
Mit großflächigen Fenstern oder verglasten Pfosten-Riegel-Fassaden kann die Architektur überzeugend auf diese Erwartungshaltung reagieren. Allerdings ergeben sich dabei verschiedene bauphysikalische und auch gestalterische Fragestellungen im Hinblick auf den sommerlichen Wärmeschutz. Denn durch die großen transparenten Flächen kann ein hohes Maß an Sonneneinstrahlung in die Innenräume gelangen und dort für unangenehme Erwärmungen bis hin zu Überhitzungen sorgen.
Erheblicher Flächenanteil in der Gebäudeansicht
Außenliegender Sonnenschutz in Form von Raffstoren, Markisen oder Rollläden ist darum bei hohem Glasanteil in der Fassade oft unumgänglich. Er sollte jedoch nicht nur funktional aufgefasst, sondern auch gestalterisch berücksichtigt werden. Denn gerade vor großformatigen Verglasungen bilden die herabgefahrenen Sonnenschutzbehänge einen erheblichen Flächenanteil in der Gebäudeansicht. Ihre individuelle oder auch zentral gesteuerte Bedienung erzeugt zudem zeitlich veränderliche Gebäudeansichten: Der Sonnenschutz kann aus- oder eingefahren sein, es gibt Zwischenzustände mit halb ausgefahrenen Behängen und schließlich entscheiden sich die Nutzer der verschiedenen Räume in bestimmten Sonnensituationen eventuell für unterschiedliche Positionen. Die Fassade ergibt dann kein einheitliches, homogenes Bild, sollte aber trotzdem in jedem dieser Zustände ihren architektonischen Ausdruck behalten.
Es gibt also bei architektonisch anspruchsvollen und/oder großflächigen Verglasungen ausreichend gute Gründe, den Sonnenschutz nicht nur als technisches Bauteil zu betrachten, sondern ihn bewusst zu planen und als Gestaltungsmittel einzusetzen oder zu inszenieren.
Größen und Übergrößen
Mit der Größe der Verglasungen steigen auch die Größenanforderungen an den Sonnenschutz. Bei sehr breiten Scheiben und der Verwendung von Raffstoren oder Markisen ohne seitliche Führung ist es zwar theoretisch denkbar, mehrere Anlagen nebeneinander anzuordnen. Es dürfte aber in den meisten Fällen ästhetischer sein, wenn die Glasteilung und die Aufteilung der Sonnenschutzanlagen deckungsgleich sind. Markisen mit seitlicher Führung (ZIP-Screen) oder Rollläden müssen in jedem Fall die volle Verglasungsbreite erreichen, weil anderenfalls die seitlichen Führungsschienen mitten im sichtbaren Bereich liegen würden.
Ähnliches gilt für die Höhe der einzelnen Scheiben und damit des Sonnenschutzes. Anlagen in der Höhe eines (Normal-)Geschosses bereiten meist keine Probleme. Wenn aber mehrere Etagen gleichzeitig oder besonders hohe Räume wie Foyers und verglaste Treppenhäuser mit einem durchgehenden Behang gegen die Sonnenstrahlen geschützt werden sollen, stößt man eventuell an Grenzen. Zum einen muss der sehr hohe Sonnenschutz ausreichend windstabil sein, zum anderen entstehen bei sehr hohen Anlagen große Pakethöhen bzw. Wickeldurchmesser für den eingefahrenen Sonnenschutz. Diese großen Pakete lassen sich meist nur schwer gestalterisch in die Fassade integrieren. Bei großen Höhen haben Markisen einen gewissen Vorteil, weil ihr Wickeldurchmesser vergleichsweise klein ist, während Rollläden größere Durchmesser und Raffstoren relativ hohe Pakete zur Folge haben.
Neben der Höhe und der Breite jeweils für sich allein genommen, kann auch die Gesamtfläche des Sonnenschutzes eine Rolle spielen. So gibt es in den Standardsortimenten beispielsweise ZIP-Screens, die in 5 bis 6 m Breite und ebenso 5 bis 6 m Höhe gefertigt werden. Die Gesamtfläche ist jedoch oft auf 18 m² begrenzt, sodass sich nicht gleichzeitig das Maximum in der Höhe und der Breite ausnutzen lässt. Bei Raffstoren sind die Standardformate häufig auf 5 x 5 m begrenzt.
Diese Maße gelten aber nur für Standardware. Wenn größere Abmessungen benötigt werden, kann meist beim Hersteller angefragt werden, ob im Einzelfall und eventuell mit zusätzlichen Maßnahmen auch größere Formate realisierbar sind. Zudem gibt es Hersteller, die Übergrößen aktiv bewerben. Beim Anbieter Renson sind dies beispielsweise Vertikalmarkisen bis 27,8 m², Solarmatic bietet im Sonderbau bis zu 100 m² große XXL-Rollos mit 36 m Länge oder 14 m Breite an.
Windbelastungen
Die Entscheidung zwischen Rollläden, Markisen oder Raffstoren hängt einerseits von den lichttechnischen Anforderungen und dem optischen Anspruch beim Ausblick von innen ab. Andererseits kann wie beschrieben die mögliche Größe des Behangs ein Auswahlkriterium sein.
Ob allerdings die jeweils mögliche Maximalgröße ausgenutzt wird, muss auch anhand der Windbelastung eingeschätzt werden. Denn je größer der Behang, desto mehr Fläche gibt es auch für den Windangriff. Die jeweils zulässige Windbeanspruchung kann den Herstellerunterlagen entnommen werden. Sie hängt im konkreten Fall von der Windlastzone, der Geländekategorie und der Höhe des Einbauorts ab. Aus der Windlast ergibt sich, ab welchen Windgeschwindigkeiten der Behang eingefahren werden muss, wofür stets ein Windwächter in die Gebäudesteuerung integriert werden sollte.
Das Einfahren schützt den Behang vor Zerstörung, verhindert aber auch den erwünschten schattengebenden Effekt im bestimmten Wettersituationen. Es muss eingeschätzt werden, wie oft die Konstellation von starkem Wind und starker Sonne gleichzeitig zu erwarten ist und ob ein Verzicht auf den Sonnenschutz in diesen Zeiträumen für das Gebäude und seine Nutzer vertretbar ist.
Bereits vor der höchstzulässigen Windgeschwindigkeit kann es zu Einschränkungen kommen, wenn Markisen oder Raffstoren flattern oder klappern. Auch dies stellt eventuell einen Grund dar, die maximale Größe des Behangs nicht auszunutzen. Bei textilem Sonnenschutz ist zudem auf eine ausreichende Flächenspannung zu achten, damit die großen Tücher keine Wellen werfen bzw. schlaff hängen, was eine unglückliche Optik zur Folge haben kann.
Außenliegender Sonnenschutz für Ganzglasecken
Auch bestimmte Detaillösungen oder ästhetische Aspekte der Bewegung des Sonnenschutzes können unter Umständen dessen Auswahl beeinflussen. Zu diesen Details gehören Lösungen für Ganzglasecken, die den optisch auffälligen Gebäudekanten ein minimalistisches, den Gesamteindruck nicht beeinträchtigendes Erscheinungsbild geben.
- So bietet Roma beispielsweise eine Textilscreen-Ecklösung an, bei der die angetriebene Seite über ein Eckgetriebe zugleich die zweite Seite bewegt, wodurch ein Behang mit vollständig geschlossener Ecke entsteht, dessen zwei Teilelemente stets gemeinsam hoch- oder herunterfahren.
- Renson hat Ecklösungen für Senkrechtmarkisen entwickelt, deren Tücher an der Ecke mit einem Reißverschluss verbunden sind und dadurch stets auf gleicher Höhe stehen.
- Die heroal-Ecklösung besteht aus zwei Textilscreens mit Zip-Führung an den Seiten, aber nur einer einzigen Seilführung im Eckbereich. Der Behang wird mit separaten Endleisten geführt, sodass sich die Screens unabhängig voneinander steuern lassen
- Im Warema-Sortiment gibt es neben einer textilen Eckvariante außerdem gekuppelte Raffstoren, die ohne Führungselemente oder Spannseile an der Ecke auskommen. Die Endschienen sind starr verbunden, sodass beide Seiten der Ecke stets gleichzeitig und parallel bewegt werden.
Teil der Architektur
Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, die relevante Gebäudeecke anspruchsvoll und mit einem gewissen Aha-Effekt in die Gestaltung zu integrieren. Ein solcher Effekt lässt sich auch mit veränderten Bewegungsformen des Sonnenschutzes erzielen. Üblicherweise fahren die Behänge von Raffstoren, Markisen und Rollläden von oben nach unten. Markisen können als Sonderanfertigung auch seitwärts verfahren werden. Noch markanter wird die horizontale Bewegung bei der Verwendung von Schiebeläden oder sogar Falt-Schiebe-Läden.
Markus Hoeft
Freier Bau-Fachjournalist u. a. für bba, DAB, db, dds und BBB in Fredersdorf bei Berlin.
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