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Alternative Öffnungsarten

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Alternative Öffnungsarten

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Bei Dachfenstern sind alternative Öffnungsformen des Klappens oder Schwingens nach außen der Standard, während in der Fassade das nach innen öffnende Dreh-Kipp-Fenster dominiert. Das muss so nicht sein. Verschiedene Formen der Außenöffnung funktionieren auch in der Senkrechten und können einige spezielle Probleme lösen.

Anforderung:

Ausreichende Fensterlüftung ohne in den Raum ragende, meist störende Flügel

Lösung:

Nach außen zu öffnende Fenster per Schwingen, Schieben, Klappen oder Falten etc.


Markus Hoeft

Dreh-Kipp-Fenster sind die am weitesten verbreitete Bauform für Fenster in der Fassade, zumindest in Deutschland. Sie lassen sich einfach und vor allem intuitiv bedienen. Über die Drehbewegung kann die hygienisch empfohlene Stoßlüftung sichergestellt werden.

Die zweite Öffnungsfunktion bildet die Kippstellung, deren lüftungstechnischer Nutzen umstritten ist, die aber bei den Bewohnern sehr beliebt ist. Auch wenn die Luftwechselrate durch den eher schmalen Kippspalt nicht sehr hoch ist und im Winter der Verlust an Raumwärme den Gewinn an frischer Luft meist überwiegt, ist das Kippen doch in der heizungsfreien Jahreszeit eine einfache Möglichkeit, kontinuierlich Luftzufuhr sicherzustellen.

Die allgemeine Akzeptanz und die weite Verbreitung der Dreh-Kipp-Fenster hat für den Planer den Vorteil, dass er problemlos auf ein breites Angebot zurückgreifen kann: Eine Vielzahl von Herstellern führen in ihren Sortimenten eine nahezu unüberschaubare Vielfalt an Materialien, Farben, Größen und Designvarianten, sodass sich praktisch jede Bauaufgabe damit erfüllen lässt. Trotzdem kann es in bestimmten Situationen sinnvoll sein, im Verlauf des Planungsprozesses über alternative Öffnungsvarianten der Fenster nachzudenken.

Der offene Flügel braucht Platz

Das allgegenwärtige Dreh-Kipp-Fenster hat auch Nachteile oder doch zumindest Grenzen. So ragt der Flügel des geöffneten (Dreh-)Fensters in den Raum, was speziell bei großen Fensterformaten und kleinen Grundrissen zum Problem werden kann. Aber auch bei größeren Räumen stört der Flügel eventuell, wenn die Fläche vor dem Fenster vollwertig genutzt werden soll. Klassenzimmer haben zum Beispiel nicht selten eine Bankreihe unmittelbar entlang der Fenster, die nicht durch Fensterflügel eingeschränkt werden sollte. Aber auch in Besprechungsräumen mit U-förmiger Sitzanordnung können geöffnete Fensterflügel den Zugang zu den Plätzen auf der Fensterseite behindern.

Ein Platzproblem anderer Art entsteht durch die Nutzung der Fensterbank. Wenn die Drehfunktion der Fenster genutzt werden soll, muss die Fensterbank meist leer bleiben oder aber vor jedem Öffnungsvorgang freigeräumt werden.

Ein weiterer Grund, über alternative Öffnungsformen nachzudenken, kann speziell im Nicht-Wohnungsbau die Sicherheit sein. Weit geöffnete Drehfenster bergen stets die Gefahr des Herausfallens von Gegenständen oder gar des Herabstürzens von Menschen. Abhilfe können hier Öffnungsbegrenzungen für die Fensterflügel schaffen oder aber alternative Öffnungsvarianten. Ähnliches gilt für die Windbeanspruchung der Fenster bei Gebäuden mit großer Höhe und/oder in exponierter Lage: Ein unbeaufsichtigter und weit geöffneter Drehflügel ist bei Sturm ein No Go, weshalb im gewerblichen Bauen zunehmend motorisch angetriebene Fenster verwendet werden, bei denen ein Windwächter die automatische Schließung in Abhängigkeit von den Niederschlägen und der Windgeschwindigkeit übernimmt. Die Kippöffnung klassischer Dreh-Kipp-Fenster lässt sich zwar unproblematisch und optisch dezent motorisieren, aber die Drehöffnung nach innen hat meist einen deutlich sichtbaren Antrieb zur Folge, der nach Möglichkeit vermieden wird. Wer also mit motorisierten Fenstern plant, sollte sich fast automatisch mit alternativen Öffnungsvarianten beschäftigen.

Klappen und schwingen nach außen

Herkömmliche Fenster öffnen nach innen, was als so selbstverständlich empfunden wird, dass es meist nicht einmal erwähnt wird. Doch es gibt auch nach außen öffnende Fenster, die oft als dänische, schwedische oder ganz allgemein skandinavische Fenster bezeichnet werden. Hintergrund sind die dortigen hohen Windlasten, die das geöffnete Fenster ab einer gewissen Stärke von selbst schließen und dabei in die Dichtung pressen, sodass Luftströmungen und Schlagregen nicht in den Raum gelangen können. Auch wenn diese Funktionalität angesichts des Entwicklungsstandes im modernen Fensterbau hier und heute nicht mehr unbedingt gebraucht wird, bleibt doch die Platzersparnis des nach außen öffnende Flügels. Bei Dachfenstern wird dieser Vorteil häufig genutzt, mit etwas Such-Aufwand findet man auch nach außen öffnende Fenster für die Fassade.

Die Drehachse eines nach außen öffnenden Fensters kann horizontal orientiert sein und oben liegen (Top-Hung), sie kann aber auch vertikal in verschiedenen Positionen angeordnet werden. Die seitliche Anordnung (Side-Hung) ist im Vereinigen Königreich tradiert und wird dort Casement-Fenster genannt. Die Fenster sollten stets mit Öffnungsbegrenzung ausgeführt werden, damit der Fenstergriff auch bei geöffnetem Fenster erreichbar bleibt. Die Drehachse muss sich nicht ganz am Rand befinden, sondern kann auch horizontal oder vertikal mitten im Fenster liegen. Dann entsteht ein Schwingfenster, dass teils nach außen und teils nach innen öffnet. Bei Dachfenstern ist diese Bauweise weit verbreitet, sie kann aber auch an der Fassade die optisch störende Wirkung des in den Raum hineinragenden offenen Fensterflügels reduzieren.

Der große Vorteil der Schwingfenster gegenüber Top- und Side-Hung-Lösungen ist, dass das Fenster bei entsprechend großem Schwingbereich auch auf der Außenseite von innen geputzt werden kann.

Die teils oder vollständig nach außen öffnenden Fenster sparen Platz im Raum, erlauben eine Nutzung der Fensterbank und vermeiden gegenseitige Behinderungen der Fensterflügel mit eventuellen Gardinen oder innenliegenden Sicht- und Blendschutzeinrichtungen. Sie verbessern also die Nutzbarkeit im Inneren, aber sie erfordern auch Überlegungen für die Außenseite. Ein klassischer Rollladen als äußerer Sichtschutz wird sich beispielsweise in vielen Fällen nicht verwenden lassen. Denkbar sind aber Fenstermarkisen, die die Bewegung des Flügels mitmachen, wie es von Dachfenstern bekannt ist.

Nach außen öffnende Fenster verändern außerdem die Architektur der Fassade, die mit den geöffneten Flügeln quasi eine dritte Dimension bekommt. Die Flügel müssen aber keine störenden Elemente sein, sondern können der ansonsten ebenen Fassade eine besondere Dynamik verleihen. In jedem Fall vermieden wird hier der irritierende Eindruck des „schwarzen Lochs“, den nach innen geöffnete Drehflügel in der Außenansicht hervorrufen können. Das Fenster ist immer als Fenster zu erkennen, egal ob offen oder geschlossen.

Mit und ohne Motor

Schiebefenster stellen eine weitere alternative Öffnungsmöglichkeit dar. Sie haben den Charme der vollen Nutzbarkeit der Fensterbank und kollidieren weder mit einem äußeren noch mit einem inneren Sonnenschutz. Vertikale Schiebefenster bieten – zumindest bei händischer Betätigung – wenig Bedienkomfort. Deutlich bequemer lassen sich horizontale Schiebefenster bedienen, die in moderner Ausführung auch die Anforderungen an eine geringe Luftdurchlässigkeit sowie den Schutz gegen Schlagregen erfüllen können.

Eine weitere Alternative sind horizontal verschiebbare und faltbare Fensterbänder, wie sie von Terrassenabschlüssen als Falttüren bekannt sind. Aber auch in der Ausführung als klassisches Fenster mit Brüstung kann diese Technik in speziellen Situationen sinnvoll sein, wenn eine besonders breite Öffnung geschaffen werden soll.

Den höchsten Bedienkomfort bieten naturgemäß motorisierte Fenster, bei denen die Frage, wo der Fenstergriff angeordnet werden muss, damit er funktional und bequem zu erreichen ist, entfällt. Es stellt sich jedoch die Aufgabe, die Antriebsketten oder -gestänge für den Flügel elegant und möglichst wenig sichtbar in den Fensteraufbau zu integrieren. Beides zusammen hat die Vielfalt der Öffnungsvarianten bei elektrisch angetriebenen Fenstern gegenüber den handbetätigten deutlich erweitert.

Eine klassische Motorlösung ist beispielsweise das Parallelausstellfenster, das sowohl nach innen als nach außen geöffnet werden kann. Der geöffnete Fensterflügel bleibt durch seine parallele Lage zur Fassade optisch unauffällig, sodass eine harmonische Fassadenansicht entsteht. Eine Stoßlüftung über die ganze Fläche ist in der Regel nicht möglich. Dafür gibt es jedoch auch nicht die Gefahr des Herausfallens, was bei hohen Gebäuden ein wichtiges Argument sein kann.

Öffentliche und gewerbliche Bauten benötigen in vielen Fällen Anlagen für den Rauch- und Wärmeabzug im Brandfall (NRWG-Geräte). Sofern RWA-Fassadensysteme eingesetzt werden, die zugleich als Fenster für die natürliche Lüftung dienen, bietet sich eine Öffnung nach außen und damit in der Strömungsrichtung der Brandgase an. Je nach Situation werden die Anlagen als Top- oder Side-Hung ausgeführt – abhängig von der benötigten Querschnittsfläche wahlweise für das ganze Fenster oder nur für die Oberlichter.

Eine Weiterentwicklung dieses Gedankens ist das Lamellenfenster, bei dem die Fensterfläche in mehrere Lamellen gegliedert ist, die gemeinsam von einem Motor angetrieben werden. Es entsteht eine vergleichsweise große Öffnungsfläche für die Frischluft bzw. den Rauch- und Wärmeabzug. Trotzdem gibt es keinen störenden großen Fensterflügel und auch nicht die Gefahr eines Heraussturzes.

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