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Verbundwerkstoff mit Aluminium für prägnante Fassade

Neubau Eishockeystadion in Freiburg, Schweiz
Drachenhaut aus Aluminium

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Das neue Stadion für den Eishockeyverein HC Fribourg-Gottéron ist inspiriert von dessen Wappentier, dem Drachen. Eine Fassade aus Aluminium-Verbundwerkstoff ahmt die stachelige Schuppenhaut dieses Fabelwesens nach. Für einen lebendigen Eindruck sorgt zusätzlich die Farbdramaturgie: Blaue und rote Farbtöne simulieren den ruhenden bis tobenden Zustand des Drachens bzw. die sportlichen Ereignisse im Stadion.

Anforderung:

Fassade für Eishockeystadion mit starker Außenwirkung und Transparenz

Lösung:

Dreidimensionale, perforierte Aluminium-Verbundwerkstoff-Platten mit 50%-Ausfräsungen; farbige Lichtinstallation


Kay Rosansky | be

Als im Winter des Jahres 1937 in der Schweizer Stadt Fribourg bzw. Freiburg ca. 30 km nordöstlich des Genfer Sees gelegen, einige einheimische Jungs auf gefrorenen Fischteichen ausgelassen Hockey spielten, war noch nicht zu erahnen, wohin diese Gaudi schließlich führen würde. Die Freizeitsportler gründeten ihren eigenen Club und benannten diesen nach einem kleinen Bach, welcher in Fribourg in die Sarine mündet: Eishockeyverein HC Fribourg-Gottéron. Offenbar betrieben sie ihren Spaß mit einigem Ernst, denn bereits im nächsten Jahr wurde der Verein in die offizielle Eishockey-Liga des Landes aufgenommen. Als Wappentier wählten sie damals einen Drachen und dieses Fabeltier inspirierte auch noch viele Jahrzehnte später die Architekten von bfik architectes.

Das Stadion des Clubs, ursprünglich im Jahr 1983 als Patinoire de Saint-Léonard gebaut, erfuhr in seiner Geschichte zahlreiche bauliche Veränderungen, bis die Eigentümerin, die Stadt Fribourg, beschloss, die Sportstätte für 95 Mio. Schweizer Franken zu erweitern, zu ertüchtigen und den zeitgemäßen technischen Anforderungen anzupassen. So stehen den Besuchern heute ca. 9.000 Plätze (davon ungefähr 6.400 Sitzplätze), 23 Logen, sechs Restaurants und zwölf Bars zur Verfügung. Weitere Einnahmen erhofft man sich von der Vermietung von Räumen für Events und bezahlten Führungen, welche einen Blick hinter die Kulissen des Sportbetriebes erlauben.

Drachenschuppen aus Verbundwerkstoff mit Aluminium

Die erwähnte Inspiration durch das Wappentier manifestiert sich in der Fassade, welche die Schuppen des Drachens symbolisieren soll. Die dem Stahlbetonkern vorgehängte Gebäudehülle wird aus dreidimensionalen und perforierten Aluminium-Verbundwerkstoff-Platten gebildet, welche eine hohe Transparenz gewährleisten.

Die auf einer planeben ausgeführten Unterkonstruktion montierten, pyramidal geformten Kassetten erzeugen eine optische Tiefe mit den entsprechenden Schattenwürfen. Diese Technik mit Aluminium-Verbundplatten gestattet grundsätzlich, recht spektakuläre Fassaden mit vertretbarem finanziellem Aufwand umzusetzen, allerdings verabschiedeten sich die Architekten und Fassadenbauer hier von einigen Grundsätzen und betraten damit planerisches Neuland.

In enger Zusammenarbeit mit den Firmen Liechtblick, Ecolite und Allega entstand eine Fassade, welche nicht nur aus ästhetischer Sicht eine Besonderheit darstellt, denn die technischen Möglichkeiten wurden weit über das übliche Maß hinaus ausgereizt.

50 Prozent Transparenz erwünscht

Die dreischichtige Verbundwerkstoff-Fassadenplatte Alucobond, aus welcher die Fassade im Wesentlichen besteht, zeichnet sich durch hohe Biegesteifigkeit und Formstabilität aus. Und so ist es nicht ungewöhnlich, das wetterfeste Material durch Ausfräsungen zu gestalten. Allerdings gilt dabei die Faustregel, dass 70% des Plattenmaterials erhalten bleiben sollten, um die Tragfähigkeit auch unter ungünstigen Bedingungen sicherzustellen und eine Delamination – und damit die Zerstörung der Platten – zu vermeiden. Die Architekten wünschten sich jedoch einen Transparenzgrad von „mindestens 50%“, worauf einige Anbieter bereits im Vorfeld ausstiegen. Bei der weiteren Reduktion der Fassadenplatten musste deshalb umso strenger darauf geachtet werden, eine ausreichende Materialbreite zwischen den Ausfräsungen stehen zu lassen, damit die Belastungen sicher abgetragen werden können.

Man näherte sich der schließlich realisierten Fassadengeometrie mittels numerischer Simulationen und evaluierte deren Ergebnisse anhand von Mockups und Bauteilversuchen. Der gewünschte, hohe Perforationsgrad brachte ein weiteres Problem mit sich, welches es zu lösen galt. Aufgrund der reduzierten Materialflächen wurde es nämlich zunehmend schwieriger, die Platten während der Bearbeitung an den CNC-Stationen zu fixieren. Eine spezielle Modifikation und Justage der Spannvorrichtungen sorgte schließlich dafür, dass die Platten beim Fräsvorgang sicher gehalten werden konnten.

Nun ist es eine Sache, ein etwas sensibles Bauteil zu bearbeiten, eine ganz andere aber, knapp 9.500 m² des Fassadenmaterials in der beschriebenen Weise zu behandeln. Hinzu kommt, dass die Platten nicht nur die sichtbare Perforation erhielten, sondern auch die rückseitigen V-Ausfräsungen, welche das Kanten des Materials so präzise möglich machen. Um die Stabilität zu erhöhen, wurden entsprechend vorgesehene Falze auf einen Aluminiumrahmen genietet und mit Spanten verstärkt. Schließlich wurden die Bauteile flach an den Montagebetrieb ausgeliefert, welcher diese erst kurz vor der Montage in die am Ende gewünschte Form kantete und just in time auf die Baustelle brachte. Auch bei dieser Montage galt es natürlich, die möglichen thermisch bedingten Längenveränderungen des Grundmaterials Aluminium zu berücksichtigen. Das geschah, indem die fertigen Kassetten mithilfe von Fixpunkten und Gleitlagern auf der Unterkonstruktion montiert wurden. Die geometrische Strenge des Entwurfes verlangte dabei nach einer großen Genauigkeit, sowohl bei der Fertigung als auch der Montage, die sich nach den beschriebenen Vorarbeiten jedoch problemlos umsetzen ließ.

Drachen-Dramaturgie in Farbe

Eine weitere Besonderheit des Stadions ist seine beeindruckende Nachtwirkung, die mittels einer in die Fassade integrierten, programmierbaren Lichtinstallation ermöglicht wurde. Eine zentrale Steuereinheit spricht mittels Glasfaserkabeln verschiedene DMX-Elemente an, welche mit insgesamt 680 Strahlern der Firma Erco verbunden sind. Die Leuchten arbeiten im additiven RGB-Farbraum und sind mit jeweils drei Adressen ausgestattet. So lassen sich in jedem einzelnen Strahler nahezu beliebig viele Farben mischen, wodurch zahlreiche Stimmungen und „Bilder“ entstehen können.

Die eigene Dramaturgie sieht vor, dass der Drache vor dem Ereignis ruht; die Fassade simuliert dann eine ruhig pulsierende Atmung. Betritt jedoch die gegnerische Mannschaft das Eis, erwacht er zum Leben – und die Fassade entflammt in aggressiven Rottönen. Selbst Zuschauerreaktionen lassen sich in das Spektakel einbinden, die Lautstärke des Jubels beispielsweise ist dann an Färbung und Helligkeit der Drachenhaut ablesbar.


Projekt: BCF Arena Fribourg

Standort: Chem. Saint-Léonard 5, 1700 Fribourg, Schweiz

Eigentümer: Stadt Freiburg im Üechtland, CH

Nutzer: Eishockeyclubs HC Fribourg-Gottéron, CH

Architektur: bfik architectes, Fribourg, CH
www.bfik.ch


Architekt Bernard Imboden: „Die Gebäudehülle ist direkt von der mythischen Bildsprache des Drachen inspiriert, eine harte Haut, stachelig und agressiv. Die 1.600 ‚Schuppen‘ bestehen aus gebogenen und zum Teil mit Öffnungen versehenen Blechen; sie reflektieren das Licht und erzeugen zu jeder Tageszeit ein anderes Aussehen.“


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