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Kompromisslos

Neubau eines Wohnhauses in Klaus in Vorarlberg
Kompromisslos

Bei der Planung des eigenen Hauses muss ein Architekt wenig Kompromisse eingehen. Der österreichische Architekt DI Dieter Klammer setzte sein Leitmotiv „Lebendiger Minimalismus“ mit einem Materialensemble aus Metall, Holz, Beton, Lehm und Glas um. Die schiefergraue Fassade aus patiniertem Titanzink spielt dabei eine prägende Rolle.

Helga Langer | be

Weite Sicht ist durch die Hanglage gegeben mit Blick in das Vorarlberger Vorderland und Schweizer Rheintal, aber auch im übertragenen Sinn durch die Werterhaltung, die durch vorausschauende Planung und Umsetzung erfolgt. Am steilen Hang in oberster Reihe des neu erschlossenen Siedlungsgebiets gliedert sich der Baukörper durch Farbe und Form übergangslos in die Naturlandschaft ein.
Über eine schmale Zufahrt kommt man zu dem von Mischwald und Wiesen umgrenzten Grundstück, auf dem der je nach Wetterlage changierend schimmernde Baukörper sich in den Hang schmiegt. Der Berg bestimmt die Neigung des Daches; die umgebende Natur ist im gesamten Haus spürbar. Das Haus ist auf Kalkgestein fundiert. Kalk, lateinisch: „calcaires“, war namensgebend für die Gemeinde Klaus, denn es wurde hier vor der Besiedlung Kalk abgebaut und gebrannt. Für die Außengestaltung wurde das blaugraue Kalkgestein des Aushubes verwendet. Auch die schiefergraue Fassade aus patiniertem Titanzink unterstreicht den Zusammenhang.
Lebendige Fassade
Dass dieser kompakte Baukörper lebendig wirkt, ist dem Material Titanzink zu verdanken. Das Wohnhaus reflektiert durch die schiefergraue Umhüllung das Licht. Unterschiedlich breite Bahnen sind durch breite Winkelstehfalze handwerklich perfekt verbunden. Je nach Sonnenstand und Blickwinkel verändert sich das Farbspektrum der Wellen und Winkelstehfalze.
Um diese Lebendigkeit zu erzielen, hat Architekt Klammer ein sehr dünnes Material verwendet (ca. 180 m² Rheinzink „vorbewittert pro schiefergrau“ 0,8 mm). Die weichen, vertikal laufenden Wellen der langen Bahnen geben der Oberfläche Leichtigkeit, gleichzeitig vermitteln die horizontal verlaufenden Winkelstehfalze Festigkeit. Das Material Rheinzink garantiert bleibende Ästhetik und wartungsfreien, dauerhafte Gebäudeschutz.
Dazu Architekt Klammer: „Die Rheinzink-Fassade ist eine schützende Haut. Ich mag dieses ursprüngliche Metall mit der vorbewitterten Patina und der handwerklichen Verarbeitung. Für unser Wohnhaus wollten wir eine lebendig leichte Gebäudehülle und dauerhaften wartungsfreien Schutz. Es ist für uns eine tägliche Freude einfach die Fassade anzuschauen, zu sehen wie sich die Bilder verändern.“
Handwerker, die mit Geschick und Verstand an die Arbeit gehen, sind notwendig, um Architektenträume zu verwirklichen. Das Spenglerunternehmen Ganath findet für außergewöhnliche Architektur kreative, technisch funktionierende Lösungen.
Für dieses Gebäude wurde vom Architekten ein Aufteilungsschema vorgegeben sowie Körperkanten und Fluchten von Öffnungen fixiert. Die Breite der Bahnen lag in der Hand des Spenglers, eine Aufgabe der Synthese von Technik und Kunst. Abseits der Routine wurde hier exakte Handarbeit im freien Gestalten ausgeführt. Die langen Bahnen wurden direkt von der Rolle geschnitten und gekantet. Zu sehen ist die handwerkliche Präzision der langen horizontal verlaufenden Winkelstehfalze. Auch Details wie Abschlüsse, Kanten, Verbindungen, Dachentwässerung und Hinterlüftungen wurden in Absprache mit dem Architekten einwandfrei funktionierend gelöst.
Innenleben mit Atrium
Minimalistisch wurde auch das Interieur gestaltet. Nach dem Öffnen der Eingangstür wandert das Auge in den Innenhof, der im Zentrum des Wohnens steht. Der Blick kann weiter wandern zur überdachten offenen Terrasse und hinaus in die weite Landschaft. Im Gegensatz zur äußeren hangseitigen Hülle, die nur durch schmale Fensterschlitze durchbrochen ist, zeigt sich das Innere des Hauses transparent und offen. Der Grundriss des Gebäudes ist U-förmig, Betonmauer und Wassergarten geben dem Atrium Sichtschutz, ohne einzuengen. Der geschützte Freiraum bildet das Zentrum des Hauses, zu dem sich Eingangsbereich und der gesamte Wohn- und Essbereich öffnen.
Die Hanglage ist auch im Inneren spürbar, eine Rampe verbindet Eingangsbereich und die Wohnflächen im Erdgeschoss. Ein großzügiger Wohnbereich mit Innenhof und zurückhaltender Ausstattung ist in unterschiedliche Bereiche geteilt. Die Bibliothek und der Platz beim Kamin sind vom Innenhof nur durch eine Glasfront getrennt. Trotz Offenheit und Transparenz des Wohnraumes ist hier eine Ruhezone entstanden, die zur grünen Wiese durch einen schmalen raumhohen Fensterschlitz Verbindung aufnimmt. Die Möbel, die den Wohnbereich von Küche und Essbereich trennen, sind auf Funktion, Form und Material reduziert. Ein Tisch aus dunkler Mooreiche gibt dem Essplatz exklusive Bodenständigkeit. Die Küche ist mit einem zentralen Küchenblock als großzügiger Kommunikationsraum gestaltet. Schaut man über den Kochtopf hinaus, bietet das talseitige Fensterband einen Panoramablick nach Westen.
Eine an Farb- und Strukturnuancen reiche Stampflehmwand verbindet die Wohnbereiche und setzt einen Kontrast zu den in hellem Steingrau gestrichenen Wänden und Decken. Die Stampflehmwand unterstreicht das spezifische Baukonzept und bildet das Rückgrat, wie es Architekt Klammer ausdrückt. Claudia und Dieter Klammer haben gemeinsam mit dem Künstler Martin Rauch diese Lehmwand gestampft. Wie außen wurde auch innen ein Naturmaterial zu einem Kunstwerk verarbeitet, das nicht nur der Optik dient, sondern ebenso funktionell ist. Zum einen wird die porige und unregelmäßige Oberfläche der Wand durch einzelne Schichten der Lehmgemische strukturiert. Zum anderen schafft die Lehmwand auch ein gesundes Raumklima mit guter Speicherwirkung. Der Energieaufwand für dieses Niedrigenergiehaus kann vor allem durch eine Erdwärmeheizung und Sonnenkollektoren auf 40% der normalen Heizkosten gesenkt werden, so Architekt Klammer.
Im unteren Hanggeschoss befindet sich der Rückzugsbereich der Familie. Hier sind Arbeitsräume, Schlafräume und das Badezimmer. Alle Räume haben Panoramablick. So kann man im Bett oder unter der Dusche den Blick bis über die österreichische Grenze hinweg schweifen lassen.
Architekt: Dieter Klammer, architektur terminal hackl und klammer, Röthis | A
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