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Zeitgemäß

Sanierung der Stadthalle in Marbach
Zeitgemäß

Markanter Auftritt mit frischen Farben: Bei der Sanierung der Stadthalle in Marbach legten 4a Architekten besonderes Augenmerk darauf, dem Gebäude ein elegantes Erscheinungsbild zu verleihen und zugleich die ursprüngliche Identität der vorhandenen Bausubstanz – und damit ein Stück Geschichte – zu wahren.

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Die Stadthalle befindet sich in einer kleinen Parkanlage in Marbach am Neckar, der Schillerhöhe, eingebettet in ein Gebäudeensemble aus unterschiedlichen Stilepochen: Das Schiller-Nationalmuseum (Anfang 20. Jahrhundert), das Deutsche Literaturarchiv (70er Jahre) und das Literaturmuseum der Moderne (Neubau) befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadthalle, die den Charme der 50er Jahre ausstrahlte.
Da zur Bauzeit Heizölpreise und Wärmeverluste bei der Planung noch kaum berücksichtigt wurden, stand eine umfangreiche energetische Sanierung an. Zugleich erforderten typische technische Mängel der frühen Nachkriegsbauten umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen. Auch entsprach die Stadthalle längst nicht mehr den funktionalen Anforderungen.
In der ersten Planungsphase im Jahr 2002 stand zur Diskussion, ob das bestehende Gebäude saniert oder eine neue Stadthalle gebaut werden sollte. Allerdings schien der Neubau einer vergleichbar großen Halle, die ebenso vielfältig genutzt werden könnte, zum damaligen Zeitpunkt als zu teurer und politisch kaum durchsetzbar. Das Raumprogramm sollte dem Bestand entsprechen: Ein großer Saal mit Foyer sowie Bühne, Künstler- und Technikbereich, einem Restaurant mit Großküche, dazu Lagerräume, Pächterwohnung und Räume für das Stadtarchiv. Im Frühjahr 2007 entschloss sich die Stadt Marbach, die Stadthalle komplett zu sanieren, um sie für Feste, Theateraufführungen und Gymnastikveranstaltungen nutzen zu können. Im Schillerjahr 2009 sollte die Stadthalle gemeinsam mit dem ebenfalls renovierten Schiller Nationalmuseum wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Rückbau und Neukonzept
Im ersten Schritt erforderte die Modernisierung, das Gebäude bis auf den Rohbau zurückzuführen. Nach der Betonsanierung wurde das Dach komplett abgetragen und erneuert und außerdem die gesamte Technik der Stadthalle ausgewechselt. Dazu kamen umfangreiche Vorkehrungen, um sämtliche Forderungen des Brandschutzes und der Versammlungsstättenverordnung zu erfüllen. So musste für die Barrierefreiheit der bestehende Grundriss abgeändert werden. Allerdings stand bei den erforderlichen Sanierungsmaßnahmen stets im Vordergrund, die bestehende Gebäudestruktur möglichst unberührt zu lassen. Die einzigen baulichen Eingriffe bestanden deshalb in der Überbauung des Innenhofs, der Vergrößerung des Stuhllagers sowie der Erweiterung des Bestands um eine Außentoilette.
Obwohl die Gebäudestruktur weitgehend erhalten blieb, hat sich das äußere Erscheinungsbild der Stadthalle deutlich verändert. Für die energetische Optimierung des Gebäudes musste die Fassade neu gedämmt und verkleidet werden.
Dies nutzten die Architekten, um der Stadthalle ein besonderes Antlitz zu verleihen. Gerade im Blick auf ihre Nutzung als Festhalle erhielt sie ein elegantes Outfit – sie erscheint, als wäre sie in einen dunklen Anzug mit schillernder Weste gekleidet. Um diese Optik zu erzielen, wurde die Stadthalle außen mit anthrazitfarbenen Faserzementplatten verkleidet.
Im Innenraum sorgen Metallgewebe in goldschimmernder Bronze sowie dunkle, elegante Hölzer für den gewünschten Glanz. Abgerundet wird dieser Materialkomposition durch eine stilvolle Farbgebung sowie typografische Stilmittel, ausgearbeitet durch die Grafiker Baumann und Baumann. Ein grafisches Gesamtkonzept vereint das Gebäudeleitsystem mit künstlerischen Elementen in Saal und Restaurant. Sowohl der Schrifttypus aus der Zeit Schillers als auch die zahlreichen Zitate des berühmten Schriftstellers, jeweils individuell auf die Räume abgestimmt, verleihen der „Schillerhalle“ eine ganz besondere und charakteristische Note.
Durch die Umbaumaßnahmen, die im Mai 2009 beendet wurden, bietet die Stadthalle mit ihren Räumlichkeiten – einer großen Halle mit Bühne sowie einem Restaurant mit Nebenräumen – den passenden Rahmen für Veranstaltungen aller Art. Damit setzte das Gebäude nicht nur einen markanten städtebaulichen Akzent in Marbach, sondern rüstete die Stadt auch bestens für das Schillerjahr 2009.
Maßnahmen für Fassade, Dach und Innenraum
Zur Freilegung der Bewehrung war es erforderlich, die Betonflächen ohne Strahlmittel im Höchstdruck-Wasserstrahlverfahren abzutragen. Lose, angedrückte und hohl liegende Betonteile wurden bis auf den gesunden Kernbeton abgestemmt. Für den nächsten Arbeitsschritt, das Feuchtstrahlen mit festem Strahlmittel, mussten zunächst die angrenzenden Ausbruchflächen durch das Abblasen mit ölfreier Druckluft entstaubt werden. Im letzten Schritt wurde nach der Entrostung der Bewehrungseisen durch Schlämmen bzw. Aufstreichen der zementgebundene Korrosionsschutzmörtel Repadur KS 850 von Sopro aufgebracht.
Neu verkleidet wurde die Fassade mit großformatigen Faserzementtafeln in elegantem Anthrazit. Bei besonders widerstandsfähiger Oberfläche bietet die Tafel hohe Abriebfestigkeit und chemische Beständigkeit inklusive dauerhaftem Graffitischutz. Als Dämm-Material kam eine wasserabweisende Steinwolleplatte von Rockwool zum Einsatz. Auf 1400 m² Fassadenfläche wurden zwei Unterkonstruktionssysteme von BWM Dübel + Montagetechnik montiert: ATK 100-Minor ist eine Unterkonstruktion für die sichtbare Befestigung großformatiger Platten, (genietet oder geklebt); die Faserzementplatten wurden bei der Marbacher Stadthalle 8 mm sichtbar genietet. Dagegen stellt die zweite Variante ATK 101 eine Unterkonstruktion für große Stützweiten, z. B. geschosshoch, dar und wurde auf der Ostseite an der vorgebauten Stahlrahmenwand verwendet.
Das neue Dach baut sich wie folgt von innen nach außen auf:
  • Stahlträger
  • Trapezblech
  • Systemdach Prodach Kalzip SK mit Aluminiumeinlage als Dampfsperre
  • Trittfeste Steinwolle-Dachdämmplatten Prorock, Rockwool
  • Aluminium-Profiltafeln Kalzip AS, maschinell verbördelt.
Als Besonderheit wurde für die elegante Innenausstattung das Metallgewebe Mandarin von GKD -Gebr. Kufferath im Werkstoff Bronze verwendet. Hierbei wurde das 1,3 mm dicke, glänzende Gewebe auf einen vom Schlosser gefertigten Metallrahmen gespannt. Befestigt sind die Rahmen mit der Wand über Konsolen.
Die Beratung in der Planungs- und Ausführungsphase sowie die Ausarbeitung eines Brandschutzkonzeptes erfolgte durch Fachplaner für Umwelt- und Sicherheitskonzepte. So erhielten zum Beispiel die Stahlträger einen Brandschutzanstrich mit Hensotherm 4 KS von der Rudolf Hensel GmbH.
Diese Brandschutzbeschichtung bildet unter Hitzeeinwirkung einen mikroporösen, wärmedämmenden Kohlenstoffschaum und schützt so den Stahl über einen längeren Zeitraum vor unzulässiger Temperaturerhöhung. Zudem hebt der Decklack des wasserbasierten Systems die Stahlkonstruktion architektonisch hervor.
Architekturbüro: 4a Architekten GmbH, Matthias Burkart, Alexander von Salmuth, Ernst Ulrich Tillmanns, Stuttgart Mitarbeiter: Rüdiger Ostermeyer (Projekt- und Bauleitung), Martin Reimer Grafik: Baumann & Baumann, Schwäbisch Gmünd
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