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Der vollendete Raum

Innenraum mit Spezialputzen
Der vollendete Raum

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Ein Innenputz bestimmt die Ästhetik des Raumerlebnisses, übernimmt aber auch wichtige bauphysikalische Funktionen. Neben Putzen für die gängigen Grundanforderungen gibt es zunehmend Spezialputze, die für bestimmte Eigenschaften und Anwendungen optimiert sind.

Anforderung:

Ästhetische Raumoberflächen mit zusätzlichen bauphysikalischen Funktionen

Lösung:

Für bestimmte Eigenschaften optimierte Spezialputze auf Basis verschiedener Bindemittel


Markus Hoeft

Im Massivbau vermittelt das Aufbringen des Innenputzes auf Wänden und Decken den Übergang vom unwirtlichen Beton- oder Mauerwerksbau zu einer wohnlichen, als angenehm empfundenen Lebensumwelt. Auch wenn die Kubatur bereits mit dem Rohbau vorgegeben ist, entsteht der erfahrbare Raum im eigentlichen Sinne erst mit dem Putz.

Dieser These scheint zu widersprechen, dass auch Sichtbeton oder Sichtmauerwerk mit unverputzten Oberflächen ästhetisch überzeugende, ja sogar besonders exklusive Innenraumerfahrungen ermöglichen. Ihr Effekt beruht jedoch gerade auf dem überraschenden, die gewohnten Konventionen brechenden Erlebnis der „nackten“ Bauteiloberfläche. Sichtbeton auf Innenwänden funktioniert als Ausnahme von der Regel, aber er ist nicht selbst die Regel – anderenfalls würde er seine Besonderheit wohl auch schnell verlieren.

Grundfunktionen des Putzes

Im Normalfall ist es also die Putzbekleidung, die den Raum mit verschiedenen Funktionen vollendet. Sofort ins Auge fällt im Vergleich zum Rohbau die ästhetische Wirkung der glatten, fugenlosen und damit in einem gewissen Sinne klar definierten Oberflächen. Speziell in der Altbausanierung erhalten die Räume oft erst mit dem Putz ebene und lotrechte Begrenzungsflächen, so, wie sie als Erwartungshaltung verankert sind. In technischer Hinsicht gleicht der Putz Schwind-, Setzungs- und andere Bewegungsspannungen zwischen dem massiven Untergrund und dem Wandfinish aus und verhindert damit Rissbildungen.

Weniger offensichtlich, aber für das Behaglichkeitsgefühl wichtig sind die physiologischen Wirkungen des Putzes. So können vor allem mineralische Putze durch ihr Porenvolumen Wasserdampf aufnehmen, speichern und bei geänderten Bedingungen wieder abgeben. Das reguliert die Luftfeuchtigkeit im Raum und hält sie schwankungsarm in einem für den Menschen angenehmen Bereich. Um diesen Effekt nicht zu beeinträchtigen, darf das Wandfinish den Feuchtigkeitsausgleich nicht be- oder verhindern, muss also hinreichend diffusionsoffen sein.

Darüber hinaus bildet die Putzschicht im energieeffizienten (Massiv-)Bau die Luftdichtheitsebene der Gebäudehülle. In der ungestörten Fläche erfordert diese Funktion meist keine besondere Beachtung, sondern ergibt sich mit einer fachgerecht aufgebrachten durchgängigen Putzschicht quasi nebenbei. Aufmerksamkeit erfordern jedoch die Anschlusssituationen z. B. an Fenstern. Neben den Eigenschaften des Putzfestkörpers muss das verwendete Material bestimmte verarbeitungstechnische Anforderungen erfüllen. Dazu gehört in erster Linie eine gleichmäßige und gute Haftung auf dem jeweiligen Putzgrund.

Alle diese Grundfunktionen des Innenputzes muss der Planer im Auge haben, wenn er ein konkretes Produkt auswählt. Denn es gibt zwar klassische Allrounder für die durchschnittlichen Anforderungen, daneben aber auch spezielle Putztrockenmörtel, die jeweils für bestimmte Eigenschaften optimiert sind.

Bindemittel

Als gängigste Bindemittel für mineralische Innenputze haben sich vor allem Gips und Kalk bewährt, weil sie die normalen Anforderungen an die Verarbeitungseigenschaften und die Putzfunktionalität im Alt- und Neubau gut erfüllen. Gips punktet besonders mit seinen sehr feinen und abriebfesten Oberflächen, der Wirtschaftlichkeit des Materials und der einlagigen Verarbeitung, die den Bauablauf beschleunigt. Gipsputz kann in allen Wohn- oder wohnähnlichen Räumen mit normaler Luftfeuchtigkeit eingesetzt werden, dabei ausdrücklich auch in häuslichen Küchen und Bädern.

Als Vorteil des Kalks gelten seine hohe Wasserdampfaufnahmefähigkeit sowie der hohe pH-Wert. Die Aufnahme und Wiederabgabe von Feuchtigkeit aus der Raumluft stabilisiert das Raumklima. Das alkalische Milieu mit seinem hohen pH-Wert erschwert die Ansiedlung von Schimmelpilzen, etwa an Wärmebrücken oder anderen zu kühlen bzw. zu feuchten Zonen. Kalkputz wurde traditionell meist zweilagig verarbeitet, inzwischen gibt es aber Produkte für den einlagigen Auftrag.

Auch Lehmputz hat wegen seiner hohen Feuchtigkeitsaufnahme einen guten Ruf. Er ist allerdings deutlich weicher als Gips oder Kalk und kann bei trockener Raumluft zur Rissbildung neigen. Hinzu kommt der vergleichsweise hohe Preis, wodurch das Material meist nur im gehobenen Preissegment eingesetzt wird.

Das entgegengesetzte Extrem des weichen Lehms ist harter Kalkzementputz. Er bietet eine hohe mechanische Belastbarkeit, ist aber wegen seiner Sprödigkeit auch etwas anfälliger für Spannungsrisse und durch seine Härte nur bedingt für moderne wärmedämmenden Wandbildner mit ihren weichen Oberflächen geeignet. Vorteilhaft kann der Einsatz jedoch bei dauerhaft hoher Feuchtebelastung in Innenräumen sein.

Eine hohe mechanische Widerstandsfähigkeit und Risssicherheit bieten die nicht mineralischen Kunstharz- bzw. Dispersionsputze. Sie werden pastös geliefert und bieten viel Freiraum bei der Oberflächengestaltung. Ihr Nachteil ist die meist geringe Feuchtigkeitsaufnahme, sodass sie kaum an der Stabilisierung des Raumklimas mitwirken. Als organische Materialien sind Kunstharzputze brennbar.

Speziell optimierte Funktionen

Wie schon angedeutet reicht die alleinige Unterscheidung nach dem Bindemittel bei der Auswahl eines Innenputzes für eine konkrete Aufgabenstellung meist nicht mehr aus. Denn innerhalb einer Bindemittelgruppe sind einzelne Produkte für bestimmte Eigenschaften oder Anwendungen optimiert worden.

So sind etwa Dünnputze entstanden, die mit Schichtdicken von deutlich weniger als den üblichen 10 mm ebene Oberflächen sicherstellen können, sofern der Putzgrund aus Plansteinmauerwerk oder glatten Betonfertigteilen bereits im Rohbau relativ eben ist. Dünnputze sparen Material und damit Kosten, leisten aber mit ihrer geringeren Schichtdicke auch einen geringeren Beitrag zum Ausgleich der Raumluftfeuchtigkeit.

Umgekehrt können – besonders in der Sanierung – sehr unebene Untergründe angetroffen werden. Spezielle Haftputze, beispielsweise „MultiGips RotWeiss leicht 120F“ von VG-Orth, ermöglichen dann zum Ausgleich dieser Unebenheiten punktuell einen besonders dicken, aber trotzdem gut haftenden Putzauftrag für glatte und lotrechte Raumoberflächen.

Andere Optimierungen zielen auf das Feuchteverhalten der Putze. So enthält beispielsweise das „StoCalceFunctio-Sortiment“ von Sto Kalkputze, die nach Herstellerangaben bei der Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben, Lehmputz deutlich übertreffen.

Bei den einlagig zu verarbeitenden Gipsputzen hat Knauf mit ähnlicher Stoßrichtung den „MP 75 L Raumklima“ entwickelt. Durch den Zusatz von Aktivkohle reguliert er die Raumluftfeuchte besonders gut und ist darüber hinaus in der Lage, die Raumluft von Schadstoffen und Gerüchen zu reinigen.

Saint-Gobain Weber hat mit „weber pluscalc“ einen Hybridputz entwickelt, der die bauphysikalischen Vorteile von Kalkputzen mit der geschmeidigen und leichten Verarbeitung von Gipsputzen vereint.

Innenputze können auch Teil des energetischen Gebäudekonzepts sein. Etwa in Form einer Wandheizung im Putz, bei der der Putz als Wärmeverteilschicht den Raum mit Strahlungswärme beheizt. Im Grundsatz sind alle genannten mineralischen Bindemittel für die Kombination mit Wandheizung geeignet. Ein speziell für Wandheizungen optimierter Putz auf Kalkbasis ist z. B. „Sakret Wandheizputz“.

Bei der Verwendung von Wärmedämmputz auf den Innenseiten der Außenwände wird der Putz unmittelbarer Bestandteil des energetischen Konzepts. Auf der Basis von Zement und Mikrohohlglaskugeln erreicht z.B. die spritzbare Innendämmung „maxit eco 71“ eine Wärmeleitfähigkeit λD von 0,040 W/mK, beim mineralischen Leichtputz „Akurit Tri-o-therm“ von Sievert sind es 0,055 W/mK. Noch einen Schritt weiter gehen Wärmedämmputze mit Aerogelen, die etwa bei „Fixit 222 Aerogel“ von Hasit einen Wärmedämmwert von λD 0,028 W/mK ermöglichen. Damit erreicht Wärmedämmputz die Leistungsfähigkeit klassischer Wärmedämmplatten, die er mit zulässigen Putzdicken von je nach Produkt 100 bis 150 mm ersetzen kann.

Neben dem Bereich des Wärme- und Feuchte-Managements gibt es für andere Eigenschaften optimierte Spezialputze, etwa Akustikputze oder Sanierputze für salzbelastetes Mauerwerk. Innenputz vollendet also den Raum nicht nur im ästhetischen Sinne, sondern kann darüber hinaus unterschiedliche bauphysikalischen oder technische Funktionen übernehmen.


Das Wandfinish darf den Feuchtigkeitsausgleich nicht be- oder verhindern, muss also hinreichend diffusionsoffen sein.


Dünnputze sparen Material und damit Kosten, leisten aber mit ihrer geringeren Schichtdicke auch einen geringeren Beitrag zum Ausgleich der Raumluftfeuchtigkeit.

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