Firmen im Artikel
Anforderung:
Industriearchitektur nachhaltig für zeitgemäße Büros nutzbar machen
Lösung:
Umbau und Aufstockung mit vorgefertigten Holzrahmenelementen plus Weißtannenoptik
Im „The Valley“, dem historischen Industrieareal der ehemaligen Maggi-Fabrik in Kemptthal, entsteht seit rund zwei Jahren ein moderner Arbeits- und Veranstaltungsort. Auf Basis eines Masterplans der Ernst Niklaus Fausch Partner AG und der Mettler2Invest AG sind hier Dienstleistungs- und Forschungsnutzungen geplant. Eines der denkmalgeschützten Bestandsgebäude ist nun bereits komplett saniert worden. Der Umbau dient heute dem weltweit agierenden Duft- und Aromenhersteller Givaudan als Business Center.
Der Name „Brick“ verweist auf die industrielle Backsteinarchitektur aus den 1930er-Jahren, die hier unter Denkmalschutz steht und mit zeitgemäßer Aufstockung kongenial ergänzt wurde. Umgebaut wurden die drei überhohen Bestandsgeschosse zu modernen Clusterbüros für 200 Arbeitsplätze. Die zweigeschossige Aufstockung beherbergt eine Cafeteria und zwei Galerien als soziale Meeting-Points. Durch die Zweigeschossigkeit konnten die Architekten das Maßsystem der Bestandsfassade beibehalten.
Kreative Lösungen für Umbau und Umnutzung
Um die einzigartige Atmosphäre der Hallenarchitektur mit ihren Pilzstützen und Betondecken erhalten zu können, mussten kreative Lösungen für den Umbau bei Technik und Akustik gefunden werden: In einem eigens für dieses Projekt entwickelten Brüstungselement werden alle notwendigen technischen Installationen – von der Lüftung und Kühlung bis zur Kommunikationstechnologie – konzentriert zusammengeführt. Große textile Kugelleuchten sorgen als Schallabsorber für bessere Akustik in den hohen Räumen. Entstanden ist ein attraktives Arbeitsumfeld in hellen Grautönen im historischen Ambiente.
Für den Umbau musste vollständig entkernt werden; der Denkmalschutz erforderte die Sanierung der Fabrikfassade von innen. Die Ausschreibung für den Innenausbau konnte die Blumer-Lehmann AG für sich entscheiden. Der Auftrag beinhaltete Absperrung, Innendämmung und Verkleidung der freigelegten Außenwände sowie diverser Decken und Innenwände aus Holz.
Holzbauweise mit Weißtanne
Für die Holzverkleidung kamen 60 000 m Holzlatten aus Weißtanne zum Einsatz. Sie stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Schweizer Wäldern und sind ast- und harzfrei. Für die Wandverkleidung wurde das Tannenholz stark deckend grau lasiert. Die 32 mm breite Holzschalung wurde vertikal montiert, die 8 mm breite Fugen sind durch eine schwarze Folie blickdicht hinterlegt. Sonderfälle in der Montage durch Decken- und Fensteranschlüsse, Betonstützen oder Lüftungsauslässen verlangten Detaillösungen und fundiertes Holzbau-Know-how. „Es gab hier eigentlich mehr Unregelmäßiges als Regelquerschnitte“, so Richard Jussel, Geschäftsführer Blumer-Lehmann AG, zum Einsatz seines Montage-Teams.
Erst nachträglich hatte Blumer Lehmann ein Angebot für die Aufstockung und den Umbau abgeben. Mit ihrer Holzbauvariante konnten die Holzbauspezialisten gegenüber den ursprünglich geplanten Material- und Konstruktionsvarianten punkten, vor allem große Zeit- und Kostenersparnis durch die Vorfertigung der Holzrahmenelemente. Diese wurden passgenau auf die Baustelle geliefert und zwischen die aufgestellten Betonstützen gestellt. Für die Stützen wurden Passelemente gefertigt, sodass auch sie sich in der Dämmebene befinden.
Projekt: „Brick“ Givaudan Business Center
Standort: Kemptpark 50, 8310 Kemptthal, Schweiz
Ort: „The Valley“, Lindau/Kemptthal, CH
Bauherr: MA Kemptthal Besitz AG / seit 1.1.20: 1291 Die Schweizer Anlagestiftung, Kemptthal, CH
Mieter: Givaudan SA, Kemptthal , CH
Generalplaner: Mettler2Invest AG, St. Gallen, CH
Architektur: Ernst Niklaus Fausch Partner AG, Zürich
www.enf.ch
Gesamtprojektleitung, Bauleitung: Thomas Ringler, ppm Projektmanagement AG, St.Gallen, CH
Innenarchitektur: Verena Frey, Aarau
Leed-Planung: Amstein+Walthert AG, Zürich
Fertigstellung: 2019
Gebäudevolumen: 24 065 m3
Energiestandard: Leed-Gold
Richard Jussel, Geschäftsführer der Blumer-Lehmann AG: „Wir machen sehr viel Umbauten und Sanierungen. Bei solchen Projekten können wir mit dem Holzbau immer wieder überzeugen, denn wir sind mit dem Holzbau extrem flexibel.“
Besonderheit wegen früherer Suppenabfüllung: Die alten Mauerwerkswände waren vollgesogen mit dem bekannten Maggi-Duft. Um für die Büronutzung Geruchsbelästigungen zu verhindern, wurden die Wände zum Teil mehrlagig mit Aktivkohlevlies eingepackt. So wird die Luft mit Aktivkohle gefiltert und gereinigt an den Innenraum abgegeben. Die darauf installierte feuchtevariable Innendämmung reguliert Wärmeverluste und Feuchtegehalt der Raumluft.