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Skulptural getreppt

Neuer Haupteingang eines Bürokomplexes in Stavanger (N)
Skulptural getreppt

Für den neuen Haupteingang eines Bürokomplexes im norwegischen Stavanger kam eine Sonderkonstruktion zur Verwendung: Abgetreppte Holzelemente aus Weißtanne bilden Konstruktion, Gebäudehülle und Innenausstattung zugleich. Auch der Brandbeständigkeit wurde damit Genüge getan.

Der neue Haupteingang für iPark, ein Bürokomplex in Stavanger (Norwegen) für junge, innovative Unternehmen, ist deutlich erkennbar. Er sollte sowohl von zwei Seiten zugänglich sein als auch die zwei existierenden Gebäude verbinden. Hohl-Kastenelemente mit jeweils 14 m Länge wurden dafür in einer Art unechtem Gewölbe gestapelt und jedes ein bisschen gegen das vorhergehende gedreht, so dass ein expressiver, gut erkennbarer Zwischenbau entstand. Die Elemente aus unbehandelter Weißtanne wurden als Sonderkonstruktion entwickelt, im Werk im Schwarzwald vorgefertigt und anschließend, paarweise verbunden, nach Norwegen geliefert. In neun Tagen konnten fünf Zimmerleute und ein Kranführer die Montage der Hauptkonstruktion abschließen.

Durch den geplanten Bau einer neuen Bus-Trasse in unmittelbarer Nähe änderte sich die bestehende Ankunftssituation für den Gebäudekomplex. Der neue Ankunftsbereich sollte auf diese Änderungen reagieren und drei Hauptaufgaben lösen: deutlich zu erkennen, sowohl von der Südwest- als auch von der Nordost-Seite zugänglich und gleichzeitig eine Verbindung für die zwei existierenden Gebäude. Da der neue Eingangsbereich zwei getrennte Brandabschnitte verbindet, war außerdem ein hohes Maß an Brandbeständigkeit gefordert. Die Konstruktion musste aus massiven Bauteilen konstruiert sein und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen im Dach beinhalten.
Durch das horizontale Drehen der Elemente entstehen zwei spektakuläre Auskragungen, die den neuen Haupteingang deutlich erkennbar machen. Gleichzeitig wird durch die Öffnung zwischen den Stapeln der geforderte Rauchabzug gewährleistet. Von den Fassaden der bestehenden Gebäude aus wird die Konstruktion mit abgetreppten Holzelementen abgedichtet, um so den Brandüberschlag zwischen den Geschossen zu unterbinden. Die Struktur und die Geometrie des Daches setzen sich in den Wänden fort und bilden im Abschluss das Rezeptionsmöbel und die Sitzgelegenheiten im Eingangsbereich.
Zusammenfassung der Architekten: „Hier löst ein vorgefertigtes Holzelement alle Anforderungen: Es bietet ein einheitliches statisches System, das zum einen voll isoliert ist und sowohl in Wand als auch Dach sämtlichen Brandanforderungen standhält, und das zum anderen sowohl die fertige Oberfläche im Innenbereich bildet als auch gleichzeitig sämtliche Installationen verbirgt und eine angenehme, fließende, dynamische Raumwirkung entstehen lässt.“
Standardelement neu gedacht
Der neue Eingangsbereich besteht aus insgesamt 24 Lagen von Elementen (200 mm hoch und 500 mm breit), die mit Hilfe von Buchenholzdübeln zusammengefügt und als bis zu 14 m lange Bauteile nach Norwegen geliefert wurden. CNC-gefräste Löcher ermöglichten, vor Ort Stahlstifte in die Löcher zu treiben, um die horizontalen Schubkräfte in der Konstruktion aufzunehmen, und gleichzeitig, die Elemente während der Montage sehr genau übereinander zu positionieren. Das Grundelement für das Projekt basiert auf einem Standardprodukt: Hohlkästen, die verschiedene Produzenten als voll isolierte Dach- und Deckenelemente anbieten.
Die besondere Herausforderung bestand darin, dass bei einer derartig gestapelten Konstruktion aus herkömmlichen Brettsperrholzelementen das Schwinden und Quellen des Holzes zu Verformungen und Undichtigkeiten führen könnte. Daher wurden bei Lignotrend Spezialquerschnitte gefertigt: Die Seitenwände wurden aus kreuzverleimtem Brettschichtholz gefertigt, was eine stabile Höhe der Elemente bei schwankenden Luftfeuchtigkeiten und Temperaturen gewährleistet. Die Ober- und Unterschicht besteht ebenfalls jeweils aus 3-lagigen kreuzverleimten Brettsperrholzstreifen.
Ganzheitlicher Entwurfsprozess
Der Entwurfsprozess begann mit kleinen Modellen aus Karton und Holz und wurde mit Hilfe von computergestützten Entwurfsmethoden weitergeführt. Im parametrischen Modell ließen sich die Höhe und Breite der Elemente justieren, und die Architekten, Helen & Hard aus Oslo, konnten schnell und einfach geometrische Variationen durchspielen, bis das Ergebnis allen bautechnischen Anforderungen gerecht wurde und dem gewünschten architektonischen Ausdruck entsprach. An allen bautechnischen und konstruktiven Lösungen war während des Entwurfsprozesses ein Holzbauingenieur beteiligt.
Alltagstauglich elegant
Die Hauptkonstruktion wird im Anschluss mit einer diffusionsoffenen Membran abgedichtet und außen mit patiniertem Zink verkleidet, das der Abtreppung der gestapelten Elemente folgt. Der Rahmen der Glasfassade liegt eingebettet zwischen zwei Elementen, so dass nur das Glas sichtbar ist. Zwei Drehtüren aus Glas, die sich jeweils unter den Auskragungen befinden, dienen als Haupteingänge. Sämtliche Installationen und Kabelführungen laufen innerhalb der Holzelemente oder sind im Boden eingebettet. Die Beleuchtung wird auf einer Schiene montiert, die rund um die Dachöffnung läuft und auf der Oberseite des obersten Elementes angebracht ist. Die Zuluft wird im Übergang zu dem einen bestehenden Gebäude zugeführt. Die Abluftextraktion erfolgt in der Decke des anderen bestehenden Gebäudes. Der Boden besteht aus einer dünnen Schicht aus graugrün eingefärbtem Estrich.
Ausgezeichnet
Der neue Eingangsbau wurde im Lignotrend-Architekturwettbewerb „Holzbau konstruktiv“ mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Die Jury befand, das Projekt zeige einen überraschenden Umgang mit industriellen Teilen und erhalte durch seine parametrische Planung einen ebenso expressiven wie skulpturalen Charakter.
Architekten: Helen & Hard, Oslo
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