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Höchstes Massivholz-Bürogebäude Londons errichtet

»Black & White Building« von Waugh Tistleton Architects (WTA)
Höchstes Massivholz-Bürogebäude Londons

Im angesagten Londoner Künstlerviertel Shoreditch haben Waugh Tistleton Architects (WTA) das derzeit höchste Massivholz-Bürogebäude Londons realisiert. Das »Black & White Building« ist 17,2 Meter hoch und erzeugt 37 Prozent weniger gebundenen Kohlenstoff als ein vergleichbares Gebäude in Betonbauweise. An der Fassade kamen Lamellen aus amerikanischem Tulpenholz zum Einsatz.

Das siebengeschossige »Black & White Building« steht auf dem Gelände eines ehemaligen Holzschuppens in der Rivington Street in Shoreditch, nur einen Spaziergang vom Technologiezentrum Old Street und dem Silicon Roundabout entfernt.

Massivholz-Bauweise reduziert CO2

Waugh Tistleton Architects (WTA) wollten hier ein Gebäude errichten, das sowohl beim Bau als auch im Betrieb möglichst wenig Kohlenstoffdioxid produziert. Deshalb schlugen die Architekten eine Tragstruktur vor, die überwiegend aus Brettsperrholz (CLT) und Furnierschichtholz (LVL) besteht. Diese hochleistungsfähigen Holzwerkstoffe verursachen bei ihrer Herstellung weitaus weniger Treibhausgasemissionen als Stahl oder Zement und sind zudem wiederverwertbar und äußerst langlebig.

Insgesamt kamen für den Bau der Tragstruktur 1.330 m³ Holz zum Einsatz, die von 227 Buchen und 1.547 Fichten aus zertifizierten Wäldern in Deutschland und Österreich stammen. Mit dieser Massivholz-Bauweise spart das Gebäude 1.083,7 Tonnen Kohlendioxid ein und erzeugt 37 Prozent weniger gebundenen Kohlenstoff als ein vergleichbarer Betonbau. 55 Prozent des im Gebäude enthaltenen Kohlenstoffs sind in der Holzstruktur gebunden.

„Es handelt sich um ein massiv kohlenstoffsparendes Gebäude, das weit unter den Zielvorgaben der London Energy Transformation Initiative (LETI) liegt“, so Andrew Waugh von WTA.

Verantwortungsvoll umgesetzt

Lamellenfassade als Sonnenschutz

Am »Black & White Building« wollten Waugh Tistleton Architects zudem eine »Architektur der Suffizienz« erforschen, in der jedes Element einen Zweck erfüllt, nichts überflüssig ist und alle Materialien und Prozesse so effizient und nachhaltig wie möglich gestaltet sind.

Kein Element ist rein dekorativ – so auch nicht die vorgehängte Lamellenfassade aus thermisch modifiziertem Tulpenholz. Sie spendet natürlichen Schatten, reduziert die Sonneneinstrahlung auf die Fassade und verstärkt den natürlichen Lichteinfall in den Innenraum.

„Wir haben ein parametrisches Computermodell des Gebäudes erstellt und ein Sonnenverlaufsdiagramm verwendet, um die Lichtmenge zu berechnen, die in das Gebäude eindringen würde“, erklärt Waugh. Auf diese Weise war WTA in der Lage, einen Sonnenschutz zu entwerfen, der reichlich Licht in die Büroräume einlässt und gleichzeitig die geringstmöglichen solaren Gewinne aufweist.

Konsequenz war, dass der Sonnenschutz an der West- und Nordseite vertikal und an der Südseite horizontal ausgerichtet werden musste. Die Tiefe der Lamellen ändert sich mit zunehmender Höhe des Gebäudes, um die Energieeffizienz zu optimieren. „Wir haben im gesamten Gebäude etwa sechs verschiedene Tiefen des hölzernen Sonnenschutzes“, erklärt Waugh.

Durch den Einsatz der Lamellen konnte zudem die Menge an (nicht wiederverwertbaren) Sonnenschutzbeschichtungen für die Fenstergläser minimiert werden.

Modernes Arbeiten in historischer Kulisse

Thermisch modifiziertes Tulpenholz

Die Lamellen sind aus thermisch modifiziertem Tulpenholz (»Tulipwood«) gefertigt, das vom American Hardwood Export Council (AHEC) empfohlen und geliefert wurde.

Im Verhältnis zu seinem Gewicht weist Tulipwood eine hohe Festigkeit auf. Das Holz ist erschwinglich, leicht, schnell nachwachsend und hat minimale Auswirkungen auf die Umwelt. Nach der thermischen Modifizierung ist es sehr gut für den Außenbereich geeignet. Dabei werden keine Chemikalien verwendet, vielmehr wird das Holz auf über 180 Grad Celsius erhitzt und der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes damit auf etwa 4 bis 6 Prozent gesenkt. Dieser Prozess verbessert die Stabilität und Haltbarkeit des Holzes.

Im »Black & White Building« haben die thermisch modifizierten Tulipwood-Außenlamellen eine hochwertige, glatte Oberfläche, die weder abgeschliffen noch behandelt oder gewartet werden muss. Da das Gebäude demontierbar ist, können die Lamellen am Ende der Bauzeit entfernt und am Ende der Lebensdauer des Gebäudes wiederverwendet werden.

Reminiszenz an Piratenschiff

Auf Verbindung ausgelegt

Die Innenräume des »Black & White Buildings« wurden bewusst so gestaltet, dass sie Interaktion und Zusammenarbeit fördern und es den Menschen ermöglichen, sich auf vielfältige Weise zu vernetzen. Überall gibt es Lounges unterschiedlicher Größe und Aufteilung sowie zahlreiche Pausenbereiche und Freiflächen, die in einer überdachten Dachterrasse mit Blick auf die Stadt gipfeln, ideal für sonnige Tage.

Um das natürliche Tageslicht im Gebäude zu maximieren, verläuft ein Lichtschacht über die gesamte Höhe des Gebäudes von der Dachterrasse bis hinunter zu einem Innenhof mit einem Ahornbaum im Erdgeschoss.

Insgesamt beherbergt das Gebäude 28 Büroräume unterschiedlicher Größe, sechs Besprechungsräume, Fokuskabinen und Pausenbereiche, 94 Fahrradstellplätze und Duschen. Im Untergeschoss, neben dem Innenhof, befindet sich ein spezielles Yoga- und Barre-Studio, in dem neben verschiedenen Yoga- und Barre-Kursen auch Pilates, HIIT, Atemübungen und Meditation angeboten werden.

Wie das Äußere, so ist auch das Innere des Gebäudes funktional und ehrlich, wobei die Betonung auf Holz als strukturellem Kern des Gebäudes liegt.

„Ich liebe das Gefühl, das sich einstellt, wenn man zum ersten Mal hereinkommt“, so Andrew Waugh. „Wenn man durch die Eingangstür geht und die zeitgenössische, kathedrale Qualität des Raums entdeckt, spürt man einfach, dass das Gebäude einen überwältigenden Optimismus ausstrahlt.“

Schillerndes Portal

»Neuer Präzedenzfall für zeitgenössische Architektur«

„Die Hauptbotschaft des Black & White Building ist die Nachhaltigkeit“, so Andrew Waugh. „Als höchstes Bürogebäude aus Massivholz im Zentrum Londons setzt es einen neuen Präzedenzfall für zeitgenössische Architektur. Wir müssen aufhören, riesige Mengen an Beton und Stahl zu verwenden – und deshalb wollten wir zeigen, dass es praktikable Alternativen gibt.“


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