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Isolierglas für Außenwände zu begrünten Patio-Höfen

Neubau Einfamilienhaus im niederländischen Eindhoven
Halb Haus, halb Garten

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Mit dem Projekt „Fifty-Fifty“ im niederländischen Eindhoven ist dem Amsterdamer Architekturbüro Studioninedots eine ungewöhnlich Interpretation eines Einfamilienhauses gelungen. Charakteristisch für den Entwurf ist die patchworkartige Untergliederung der Grundfläche mit einem nahezu 50-prozentigen Anteil von großzügig verglasten Innenhöfen.

Anforderung:

Naturnahes Wohnen mit verschwimmenden Grenzen zwischen außen und innen

Lösung:

Patchworkartiger Grundriss mit begrünten Patio-Höfen: Glasfassaden aus 2,8 x 2,6 m Isolierglas-Elementen


Robert Uhde

Die nach Plänen von Dirk Roosenburg seit Beginn der 1920er-Jahre errichteten Philips-Fabriken in Eindhoven zählen zu den prominentesten Beispielen funktionalistischer Industriearchitektur in den Niederlanden. Neben Radios wurden hier am Standort schon früh auch Fernseher für einen weltweiten Markt produziert. Seit der Jahrtausendwende ist ein Teil des Komplexes zum neuen innerstädtischen Quartier „Strijp S“ umgewandelt worden, das neben 2.000 neuen Wohnungen auch 90.000 m² Büro- und Gewerbeeinheiten umfasst.

Bild: Frans Parthesius

Patchwork-Pavillon

Am Rande des Areals und im Übergang zu einem kleinem Wald ist zuletzt auch das Wohnhaus „Fifty-Fifty“ fertiggestellt worden. Der pavillonartig gestaltete Neubau bietet eine zumeist ebenerdige Wohnfläche von rund 240 m². Charakteristisch ist dabei das materialbetonte Zusammenspiel der geschosshohen, dabei elegant profilierten Verglasungen aus Isolierglas mit dem Boden aus Sichtbeton und dem aufliegenden, leicht asymmetrisch geformten Flachdach aus Stahl, das trotz seiner Massivität regelrecht über dem Gebäude zu schweben scheint.

Fortgeführt wird der ungewöhnliche Materialkontrast durch die Integration eines kreisrund ausgebildeten Abstellraumes mit einer Außenhülle aus halbtransparentem, gewelltem Polycarbonat. Und als vertikales Gegengewicht zu dem ansonsten ebenerdigen Bau haben die Architekten einen als Holzkonstruktion errichteten, optisch durch die Stahldecke brechenden Turm integriert, der die autark konzipierten Schlafzimmern für die beiden Töchter beherbergt. Die Oberfläche aus gebürstetem Aluminium spiegelt dabei auf subtile Weise die umgebende Landschaft wider.

Eine weitere, prägende Projekt-Besonderheit ist die mit einem Raster von etwa 5 x 5 m umgesetzte Untergliederung der Innenraumfläche in zwölf nahezu gleich große Felder mit jeweils unterschiedlichen Funktionen. Das Badezimmer oder die Küche haben dabei beinahe die gleiche Größe wie das Wohnzimmer erhalten. Drei der Felder haben die Planer als begrünte Patio-Höfe ausgebildet, zudem sind die äußeren Fassaden teilweise schräg ausgebildet, um all zu viel Orthogonalität zu vermeiden.

Im Ergebnis ist statt einer klassischen Aneinanderreihung von Vorgarten, Haus, Terrasse und Garten ein typologisch neuartiges Grundrissschema mit fließendem Wechsel von Innen und Außen und mit völlig neuen Wegebeziehungen entstanden: „Halb Haus, halb Garten, eben fifty-fifty“, wie die Architekten ihr Konzept einleuchtend auf den Punkt bringen.

Zeichnung: Studioninedots

Neuartige Form des Wohnens

Ausgangspunkt der Planung war der Wunsch der Bauherrenfamilie nach einem minimalistisch gestalteten Haus, das eine neuartig-experimentelle Form des Wohnens und Zusammenlebens ermöglichen sollte. 2018 hatte sich dazu die Möglichkeit ergeben, ein ausreichend großes Grundstück am Rand von Strijp R zu erwerben.

Mit der Umsetzung des Projektes war anschließend das Amsterdamer Büro Studioninedots beauftragt worden, das einige Jahre zuvor bereits eine Loft-Wohnung für den Bauherrn in den historischen „Lichttoren“ realisiert hatte, einem der bedeutendsten Bauwerke der ehemaligen Philips-Fabrik. Auf auf dieser Vertrauensbasis konnte sich die Familie also sicher sein, auch dieses Mal ein passgenaues Konzept für ihre inzwischen veränderten Bedürfnisse zu erhalten.

Große Sorgfalt legten die Planer wie erwähnt auf die Ausgestaltung des Grundrisses: „Durch die patchworkartige Untergliederung der Fläche hat jede der unterschiedlichen Funktionen ihr eigenes Volumen mit jeweils eigener Atmosphäre und Materialität erhalten – von der Küche über Wohnzimmer, Home-Office oder Garage bis hin zum Bad“, wie Projektarchitekt Metin van Zijl erklärt. „Und diese unterschiedlichen ‚Boxen‘ haben wir dann scheinbar willkürlich miteinander verknüpft und über verschiedene Patio-Höfe miteinander verbunden. Im Zusammenspiel ist schließlich ein komplexes Geflecht von Innen- und je nach Wetter flexibel nutzbaren Außenräumen mit fließendem Wechsel von eher privaten und eher öffentlichen Bereichen entstanden. Ganz bewusst haben wir dabei erwartbare Anordnungen vermieden, um sicherzustellen, dass die unterschiedlichen Funktionen möglichst gleichwertig bleiben.“

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Bild: Frans Parthesius

Geschosshohe Verglasung mit Isolierglas

Ein wichtiger Aspekt bei der Planung des Neubaus war die Umsetzung der schlank profilierten, vom Boden bis zur Decke durchgehenden Glasfassade mit ihren 2,8 m hohen und 2,6 m breiten Isolierglas-Elementen: „Die großen Glasflächen lassen nicht nur die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen, sie ermöglichen auch freie Durchblicke und offene Sichtachsen quer durch das Haus und erzeugen außerdem wechselnde Reflexionen von Landschaft und Innenraum“, so Metin van Zijl. Betont wird der nahtlose Übergang von innen und außen durch die Integration von geschosshohen Falttüren zu den Patio-Höfen. Das Isolierglas ‚Thermobel Energy N ZHR++‘ von AGC Yourglass verbindet die Vorteile einer Wärmedämmverglasung mit Sonnenschutzfunktion, ist hoch lichtdurchlässig und spart Heizkosten.

Im deutlichen Kontrast zu der geschosshohen Verglasung haben die Architekten das asymmetrische Dach aus Stahl gestaltet, das sämtliche Funktionen zusammenfügt und das mit seinen verschiedenartigen Oberlicht-Öffnungen für zusätzliches Tageslicht im Innenraum sorgt. Daneben kamen recycelte Steinplatten im Hauptbadezimmer sowie ebenfalls recycelte Wandfliesen im Schlafzimmer und im Büro zum Einsatz: „Sämtliche Materialien sind in unterschiedlichen Grautönen in verschiedenen Texturen gehalten und zeichnen sich durch eine industrielle Ästhetik aus, die ganz direkt auf die ehemalige Nutzung des Areals verweisen soll“, erklärt Metin van Zijl.

Ein schönes Detail bietet in diesem Zusammenhang auch der kraftvoll aufsteigende Turm, der gewissermaßen als autarkes „Tiny House“ für die beiden Töchter konzipiert ist. Die in die Aluminiumhülle eingearbeiteten Perforationen lassen sich nach Aussage der Architekten als vergrößerte und abstrahierte Glitches alter Bildröhren lesen. Besondere Effekte ergeben sich dabei bei Sonnenschein, wenn das einfallende Licht markante Lichtspiele auf Wand und Boden erzeugt.


Projekt: Villa Fifty-Fifty

Standort: Elburglaan 13, 5651 Eindhoven, Niederlande

Bauherrschaft: privat

Planung: Studioninedots, Amsterdam, NL
Planungsteam: Albert Herder, Vincent van der Klei, Arie van der Neut, Metin van Zijl, Jurjen van der Horst, Leire Baraja Rodriguez, Ruben Visser, Laura Berasaluce
www.studioninedots.nl

Bauunternehmen: Buytels Bouwbedrijf, Eindhoven, NL


Projektarchitekt Metin van Zijl: „Die großen Glasflächen lassen nicht nur die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen, sie ermöglichen auch freie Durchblicke und offene Sichtachsen quer durch das Haus und erzeugen außerdem wechselnde Reflexionen von Landschaft und Innenraum.“


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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