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Filigrane Stahlsprossen

Sanierung und Umnutzung der Garnfärberei Steinebach zu Büro- und Laborräumen
Filigrane Stahlsprossen

Bis vor wenigen Jahren war die 1891 errichtete Garnfärberei noch in Betrieb und wurde jetzt einer neuen Nutzung zugeführt. Bei der Sanierung sollte der historische Charakter der Industriearchitektur beibehalten werden. Zu verdanken ist die erhaltene Großzügigkeit der Industrieräume unter anderem rekonstruierten Sprossenfenstern aus filigranem Stahlprofil.

Die Textilindustrie hat in Dornbirn Steinebach eine lange Tradition. 1846 errichtete Franz Martin Hämmerle eine Garn- und Stückfärberei und kaufte in den folgenden Jahren fast den ganzen Steinebach auf, um sich die für Textilverarbeitung unverzichtbare Wasserkraft zu sichern. Das Unternehmen expandierte mit einer Buntweberei in Weppach, einer Spinnerei in Dornbirn Gütle und der Garnfärberei in Steinebach, die 1891 bezogen wurde. Noch Mitte der 1980er-Jahre zählte F. M. Hämmerle mit über 2 200 Mitarbeitern zu den größten Textilunternehmen Österreichs. Im Zuge der Globalisierung musste das Unternehmen 2008 Insolvenz anmelden.

Der Eigentümer der Gebäude, die FM Hämmerle Holding AG, entwickelte eine zeitgemäße Nutzung des Gebäudebestands. Neuer Nutzer ist seit Juni 2012 der Automobilzulieferer Henn, der Steckverbindungen für namhafte Automobil-Hersteller fertigt. Das Gebäude wurde saniert und umgebaut zu Büro- und Laborräumen – mit der Maßgabe, dass es mit seinen Wänden aus verputztem Ziegelmauerwerk, Stahlstützen und Stahlsprossenfenstern auch dann noch als typischer Zeitzeuge für die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts erkennbar sein sollte.
Bestandsaufnahme
Keine einfache Aufgabe, vor allem was die Fassade mit ihren Sprossenfenstern anbelangt. Im betroffenen Sanierungsabschnitt befinden sich 29 Rundbogenfenster mit einer Abmessung von cirka 190 x 250 cm. Die großformatigen Stahlfenster aus Gusseisenprofilen mit kleingliedriger Aufteilung waren nicht nur zum Teil stark korrodiert: Der Einbau von Vakuumverglasungen in die historischen Stahlprofile schied auch aufgrund der Kältebrückenproblematik aus. Tatsache ist, dass sich mit den damals üblichen, nicht isolierten Stahlprofilen heutige Anforderungen an den Wärmeschutz nicht erfüllen lassen.
Den planerischen Spielraum begrenzte der Wunsch nach einer möglichst originalgetreuen Rekonstruktion unter Beibehaltung der kleinteiligen Fenstergliederung einerseits und andrerseits die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich des baulichen Wärmeschutzes.
Planungsprämissen
In diesem gegebenen Rahmen haben die mit der Planung betrauten Architekten Heim + Müller, Dornbirn, eine adäquate Lösung erarbeitet. Realisiert wurde sie mit dem filigranen Stahlsystem Janisol Arte von Schüco Stahlsysteme Jansen, das Jansen für die stilgerechte Sanierung einer werkseigenen Industriehalle entwickelt und produziert hatte. Mit einer Ansichtsbreite zwischen 25 und 40 mm und einer Bautiefe von 60 mm ist Janisol Arte das erste Stahlprofilsystem für Loft- und Industrieverglasungen, das so schlank und doch thermisch getrennt ist. Mit dem filigranen Stahlprofilsystem sind großflächige Festverglasungen sowie Fensterflügel von bis zu 800 auf 1 600 mm möglich – als ein- oder zweiflügeliges Drehfenster nach innen oder außen öffnend, als einflügeliges Kipp- oder Klappfenster oder als einflügeliges Senkklappfenster nach innen oder nach außen öffnend – auch als Sondergeometrien wie Rundbogen- oder Trapezfenster.
Realisierung
Für die Garnfärberei fertigte der Dornbirner Metallbaubetrieb Hagn-Leone die Industrieverglasungen gemäß dem vorgefundenen Bestand als Festverglasung mit mittig eingesetztem, öffenbaren Flügel. Doch zuvor galt es, sich mit der Verarbeitung des extrem schlanken Stahlprofils vertraut zu machen. Dies geschah im Rahmen einer kurzfristigen Schulung in der Werkstätte der Jansen AG. Vorteilhaft für die Verarbeitung von Janisol Arte ist es, dass sich die hochpräzisen, auf modernsten Fertigungsstraßen hergestellten Stahlprofile durch sehr kleine Kantenradien auszeichnen. Deshalb lässt das filigrane Stahlprofil sich trotz der engen Toleranzen einfach verarbeiten. Sorgfältig und sauber wurden schließlich alle Anschlüsse und Verbindungen der aufwendigen Sprossenkonstruktion hergestellt.
Im ersten Schritt stand der Austausch der Fensterelemente des von Henn genutzten Erdgeschosses – eine Fläche von 1 400 m2 – zur Sanierung an. 29 Stock- und Fensterrahmen mit jeweils einem öffenbaren Flügel wurden in der Werkstatt von Hagn-Leone aus walzblanken Profilstangen Janisol Arte zugeschnitten, gebohrt, verschweißt und verschliffen. Dabei wurden die im gleichen Farbton (RAL 8022) pulverbeschichteten Glasleisten erst vor Ort zugeschnitten, um sie je nach Stärke des Farbauftrags maßgenau einpassen zu können – von der Präzision her bewegt man sich in einem Toleranzbereich von weniger als 1 mm. Erst nach Einbau wurden die Elemente mit einem Wärmeschutz-Isolierglas (1,1 W/m2K) unter Verwendung eines Spezialsilikons innen und außen nass verglast. Zug um Zug wurden daraufhin die Fensterelemente in den darüberliegenden Etagen ausgetauscht.
Architekten: Heim+Müller, A-Dornbirn Bauleitung: DI Rudolf Mages, A-Dornbirn
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