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In lichtes Blau getaucht

Erweiterung der Kirche St. Peter in Wenzenbach
In lichtes Blau getaucht

Der Umbau bzw. die Erweiterung der katholischen Kirche St. Peter in Wenzenbach (Region Regensburg) begann eigentlich mit einem Kuriosum.

Statt dem Anliegen der Gemeinde zu folgen und den historischen Bestand zu Gunsten eines sakralen Neubaus nieder zu reißen, beharrten die Architekten Brückner & Brückner aus Tirschenreuth auf dem Erhalt der zu klein gewordenen Kirche. In langwierigen Diskussionen konnte ein architektonisches Konzept durchgesetzt werden, das den Bestand weitgehend erhält und ihn um einen modernen Kontrapunkt erweitert.
Im Ergebnis entstand eine atemberaubende Architektur mit Holz und Glas als zentralen Elementen und Licht als tragendem Gestaltungsmittel.
Behutsam angebaut
Der Erweiterungsbau wurde an die nördliche Seitenwand der alten Kirche angebaut. Heute betritt man die Kirche axial durch den Haupteingang, der mit dem alten Seiteneingang an der Südseite identisch ist. Im rechten Teil des alten Kirchenschiffes befindet sich inzwischen die Werktagskapelle mit dem historischen Altar, während im linken Teil die neue Sakristei platziert worden ist. Geht man geradeaus weiter, so erschließt sich der neue Kirchenraum. An der Nahtstelle zwischen alt und neu steht der Taufstein.
Die Eingriffe in die Bausubstanz wurden so behutsam wie möglich durchgeführt. Sie befinden sich hauptsächlich im Bereich der Durchdringung von alt und neu, und in Teilen des Dachgeschosses unter der Kehlbalkenebene. Somit wird eine räumliche Differenzierung und eine ruhige Erscheinung der kirchlichen Innenräume ermöglicht.
Konfrontation
Dem massiven Bau der alten Kirche wurde eine Konstruktion angegliedert, die als mehrschalige Holz-Glas-Fassade ausgeführt wurde und die Geschlossenheit des historischen Teils mit Elementen der Offenheit und Transparenz konfrontiert.
Die Holzfassade als Außenhaut wirkt als Bindeglied zwischen dem alten und neuen Teil, indem die einzeln gesetzten Lärchenholzbalken auch einen Teil der alten Kirche und das neu geschaffene Schiff umspannen. Mit der Wahl von Lärchenholz sollte an regionalen Gewohnheiten und tradierter Bauweise angeknüpft werden.
Auch das Dach des neuen Teils wurde als sichtbar strukturierte Lärchenholzdecke ausgeführt, die die Grundrissform deutlich nachzeichnet.
Erleuchtung
Die Innenschale besteht aus einer Glasfassade, die in einem neuartigen Digitaldruckverfahren mit einem blauen Farbverlauf bedruckt wurde, der nach oben immer heller wird. Insgesamt ist die Glasfassade 52 m lang und 6,20 m hoch.
Abhängig von Tageszeit und Standpunkt in der Kirche ergeben sich ständig neue Lichtverhältnisse in einem sich optisch nach oben auflösendem Raum. Ist die Kirche tagsüber von unterschiedlichen Lichtverhältnissen, die ein jeweils neues Erleben des sakralen Raums erlauben, geprägt, so wirkt sie nachts in umgekehrter Richtung: Als erleuchteter Raum, der der Gemeinde ein räumliches Zentrum und eine neue Orientierung verleiht.
Die vor der Glasfassade platzierten Lärchenholzbalken der Außenschale bewirken zudem im Innern einen interessanten Lichteffekt aus vertikalen Hell-Dunkel-Brechungen, die – durchaus gewollt – an den Faltenwurf eines Vorhangs erinnern sollen.
Digitaldruck
Mit Hilfe des Digitaldruckverfahrens konnte ein gleichmäßiger, stufenloser Farbverlauf erzeugt werden. Die bedruckte Farbfläche befindet sich zu ihrem Schutz auf der Innenseite des Isolierglases.
Bei dem zusammen mit Glas Keil (Würzburg) und Skara Großbildtechnik (Veitshöchheim) entwickelten Verfahren wird eine UV-trocknende Acryltinte verwendet, die im kontaktlosen Digitaldruck auf die Scheiben aufgebracht wird. Für ihre Einsatzfähigkeit in der Architektur wurde sie u.a. von der Landesgewerbeanstalt Bayern untersucht, die der gefundenen Lösung eine außerordentlich hohe Beständigkeit gegen Witterung und andere Einflüsse attestierte.
Für die Architekten ergab sich somit die Möglichkeit, ihre Vorstellung eines von unterschiedlichen Blautönen durchfluteten Kirchenschiffes zu realisieren.
Der schiffsförmige Grundriss des Erweiterungsbaus ermöglicht eine Sitzanordnung mit zentrierten Elementen. Im Zusammenspiel der Sitzbänke aus Eichenholz mit den blauen Gläsern und den außen davor stehenden Holzbalken entsteht eine ständig wechselnde natürliche Lichtführung und eine stetige Steigerung der Lichtqualitäten zum Altarraum hin.
Bildhauerarbeiten
Der Altar wird als steinerne, sich öffnende Tischform in Gewichtung und Linienführung zum eindeutigen Raumzentrum. Die bronzene Säule, als Schiffsmast gedeutet, unterstreicht die dynamische Mitte, die alles bewegt.
Die künstlerische Gestaltung wurde vom Pressather Bildhauer Helmut Langhammer ausgeführt, der einen von den Architekten ausgelobten Wettbewerb gewinnen konnte. Langhammer setzte mit seinem Konzept an der Schiffsform des Erweiterungsbaus an und gestaltete themenbezogene Arbeiten, die an Schiffsmast, Ruder und Segel erinnern.
Im Bug des Raumes hängt ein schwebendes Segel aus Bronze, das als zentrales Meditationsbild von der blauen Lichtwand umschlossen wird und als symbolischer Träger verschiedener Empfindungen wirken soll. Bronzene Votivtafeln, entlang der Außenwände in den Fußboden eingefügt, markieren die 14 Stationen des Kreuzweges.
Weitere Informationen
Digitaldruck auf Glas bba 503
Architekten: Brückner & Brückner, Tirschenreuth
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