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Anforderung:
Hochwertiger Wohnkomplex an Hafenpromenade. Nachverdichtung mit bestmöglicher Einbindung in die Umgebung
Lösung:
Geschwungene Fassade mit Verglasungen und bis zu 4 m tiefen Glasbalkonen, akzentuiert durch bronzefarbene Elemente
Oostende zählt zu den bekanntesten Seebädern an der Nordseeküste und beherbergt auch nach der Eröffnung des Ärmelkanaltunnels im Sommer 1993 einen der wichtigsten Fährhäfen für den Schiffsverkehr zwischen England und dem europäischen Festland. In einem weitgehend brach liegenden und bislang kaum an die Stadt angebundenen nordöstlichen Abschnitt des historischen Hafenareals wird gegenwärtig das Quartier „Oosteroever“ neu entwickelt.
Rund um ein altes Hafenbecken und angrenzend an ein bestehendes Wohngebiet entsteht auf einer Fläche von zwölf Hektar eine dichte Hochhausbebauung mit rund 1 200 Wohnungen, Büroflächen sowie Gastronomie und kleinen Läden. Der Standort profitiert nicht nur durch seine attraktive Lage am Strand, zusätzlich werden auch ein kleiner Yachthafen neu geschaffen und die angrenzende Dünenlandschaft renaturiert und durch einen kleinen Park ergänzt.
Wohnen mit Aussicht durch Verglasungen
Mittlerweile ist ein großer Teil der Bebauung fertiggestellt, darunter auch der Wohnkomplex Baelskaai 12 sowie der erste von zwei geplanten Ensor Towers. Unmittelbar angrenzend und in direkter Nähe zu einer kleinen Zugbrücke und einem alten Leuchtturm hat das Antwerpener Büro Binst Architects zuletzt die 41 m hohe Wohnanlage „One Baelskaai“ realisiert.
Der prominent an der Nordspitze der neu bebauten Hafenpromenade Hendrik Baelskaai und am Schnittpunkt zwischen den beiden Hafenbecken Visserijdok und Vuurtorendok errichtete Komplex wird insbesondere durch seine dynamische Formgebung geprägt. Markanter Blickfang sind dabei die wellenartig auskragenden Freisitze, die Raum für bis zu 4 m tiefe Balkone bieten: „Durch die optimale Ausrichtung der Balkone können die Bewohner dabei einen herrlichen Panoramablick auf den Hafen, die Stadt, die Küste und das Meer genießen“, so Luc Binst, CEO Binst Architects.
Hinter der markant gestalteten Außenhülle mit geschosshohen Verglasungen stehen auf zwölf Ebenen mit einer Bruttogeschossfläche von rund 23 900 m² insgesamt 78 Apartments mit Wohnflächen zwischen 108 und 300 m² zur Verfügung. Ein Teil der Einheiten wurde dabei als doppelgeschossige Maisonette-Wohnungen mit einer geschwungenen Eckverglasung umgesetzt. Komplettiert wird das Raumprogramm des Neubaus durch sechs Ladeneinheiten im Erdgeschoss sowie durch eine Tiefgarage mit 90 PKW-Stellflächen.
Vom Standort angeregte organische Formgebung
Bei der Formgebung des Neubaus haben sich die Architekten ganz bewusst von dem maritimen Umfeld am Standort inspirieren lassen: „Die asymmetrisch-gebogene Linienführung der organisch vorkragenden Balkone greift dabei ganz direkt die Dynamik der hügeligen Dünen und der Wellen der Nordsee auf“, beschreibt Luc Binst den grundlegenden Entwurfsgedanken seines Büros.
Um dabei eine optimale Belichtung der einzelnen Einheiten sicherzustellen, um einen harmonischen Übergang zu Nachbarbebauung zu erreichen und um gleichzeitig die vorhandenen Sichtachsen vor Ort offen zu halten, wurde die Gebäudemasse oberhalb eines weit ausholenden fünfgeschossigen Sockels geschickt auf zwei Volumen verteilt: In Richtung Südosten, wo der Neubau an ein sechsgeschossigen Nachbargebäude angrenzt, wurden lediglich zwei weitere Ebenen aufgesetzt, in gegenüberliegender Richtung steigt der Neubau demgegenüber in zwei Schritten bis auf zwölf Geschosse hinauf.
Zusammenspiel von Verglasungen und bronzefarbenem Aluminium
Zusätzliche Qualität erhält die Architektur durch die harmonisch ausgeführten Details und die ausgewählte Materialwahl. Ein besonderes Element sind dabei die elegant profilierten Glasfassaden mit ihren 3,6 m hohen, bis zu 3,20 m breiten Elementen aus Mehrscheibenisolierglas, ‚SGG Planitherm One‘ von Saint Gobain.
„Für die geschwungenen Gebäudeecken haben wir zusätzlich 2,55 m breite Elemente aus gebogenem Verbundsicherheitsglas verwendet“, erklärt Projektarchitekt Ward Lagrain. Die gebogenen VSG-Elemente stammen von der zu Semcoglas gehörende Finiglas Veredelungs GmbH.
Betont wird die geschwungene Formgebung durch die weit auskragenden Terrassen mit ihren bis zu 4 m tiefen Außenflächen: „Die Brüstungen der Balkone wurden dabei über eine Länge von rund 1 800 m als gebogene Glasfronten in drei verschiedenen Biegeradien und mit einem schmalen Handlauf aus bronzefarbenem Aluminium ausgeführt“, so Ward Lagrain weiter.
Zur Akzentuierung der Außenkanten der Geschossdecken wurden ebenfalls bronzefarbenen Elemente aus Aluminium verarbeitet. Und auch für die vertikal profilierte Fassadenverkleidung wählten die Planer Elemente aus bronzefarben gefärbtem Aluminium, um so eine homogene Materialität und Farbigkeit zu erreichen (Fassadenpaneele ‚Linarte‘ von Renson).
Für die Böden der Balkone kamen anschließend witterungsbeständige Dielen aus Padouk-Holz zum Einsatz. Komplettiert wird das Projekt durch eine hochwertige Innenausstattung der Einheiten mit mit edlem Verbundparkett, mit Luxus-Sanitäranlagen sowie mit Designküchen. Im Zusammenspiel ist den Architekten ein hochwertig gestalteter Neubau mit fantastischen Ausblicken gelungen, der sich trotz seiner Größe sensibel in den umgebenden Kontext einfügt.
Projekt: Wohnhochhaus „One Baelskaai“
Standort: Oostende, Hendrik Baelskaai 1, BE
Bauherr und Projektentwickler:
Versluys Groep, Ooostende (BE)
Planung: BINST ARCHITECTS, Antwerpen (BE)
Projektarchitekt: Ward Lagrain
Team: Sebastien Delagrange, Stephane Van Eester, Joke Verstraete
www.binstarchitects.be
Bruttogeschossfläche: 23 900 m²
Bauzeit: 2016 – 2021
Architekt Luc Binst: „Die asymmetrisch-gebogene Linienführung der organisch vorkragenden Balkone greift dabei ganz direkt die Dynamik der hügeligen Dünen und der Wellen der Nordsee auf.“
Die Brüstungen der Balkone wurden über eine Länge von rund 1 800 m als gebogene Glasfronten in drei verschiedenen Biegeradien und mit schmalem Handlauf aus bronzefarbenem Aluminium umgesetzt.
Robert Uhde
Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de