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Terrassen- und Balkonentwässerung: Flächendrainagen unter Plattenbelägen aus Fliesen oder Naturstein haben sich im Sinne des Frostschutzes zur Regelbauweise bei Balkonen und Terrassen entwickelt. Besonders leistungsfähig muss diese Drainage sein, wenn aus Gründen der Barrierefreiheit sehr niedrige oder gar keine Schwellen an den Balkon- oder Terrassentüren geplant werden.
Markus Hoeft
Balkone und Terrassen mit Fliesen- oder Natursteinplattenbelägen benötigen eine Flächendrainage, die durch Fugen in den Aufbau eingedrungene Feuchtigkeit zu den planmäßigen Entwässerungspunkten oder -rinnen leitet. Damit werden Ausblühungen und vor allem Frostschäden verhindert, weil gefrierendes Wasser Risse oder sogar Abplatzungen im Belag hervorrufen kann.
Noch höhere Anforderungen muss die Flächendrainage bei schwellenloser Ausführung der Balkon- oder Terrassentür erfüllen, weil hier neben den Niederschlägen auf die Bodenfläche auch das von Fassaden bzw. Verglasungen herablaufende Wasser sicher und rückstaufrei abgeführt werden muss. In diesem Fall ist der Schutz des Belags vor Frostschäden eher ein Sekundäreffekt.
Abdichtung und Gefälle als Voraussetzung
Primär geht es bei der Terrassen- bzw. Balkonentwässerung darum, stauendes Wasser an den schwellenlosen Türen zu verhindern, das ansonsten in die Wohnräume gelangen könnte. Traditionell lassen sich Flächendrainagen mit losen Kies oder Splittschichten ausführen, auf denen der Belag zumeist mit offenen Fugen verlegt wird. Eine gebundene Form der Drainage stellt sogenannter Einkornmörtel dar, also ein Estrichmörtel mit nur einer Korngröße als Zuschlag. Er hat den Vorteil, gleichzeitig als lastverteilende Schicht zu wirken, wie sie z.B. für die Verlegung von Natursteinplatten gefordert ist. Auf Einkornmörtel wird der Belag in der Regel mit geschlossenen Fugen verlegt.
Die Drainagewirkung der traditionellen Lösungen lässt sich wesentlich erhöhen, wenn darunter zusätzlich industriell vorgefertigte Drainageschichten für die horizontale Wasserableitung eingesetzt werden.
Der Kies, Splitt oder Einkornmörtel muss dann im Wesentlichen die senkrechte Wasserdurchleitung leisten, während die waagerechte Fortleitung in den Hohlräumen von Noppenbahnen oder anderen profilierten Materialien stattfindet.
Voraussetzung für die den erfolgreichen Einsatz der Flächendrainage zur Terrassen- und Balkonentwässerung sind in jedem Fall ein ausreichendes Gefälle im Bodenaufbau – für die industriellen Drainagelösungen werden in der Regel mindestens 1,5 %, besser 2 % Gefälle gefordert – sowie eine funktionierende Abdichtung. Zu beachten ist außerdem, dass der Bodenaufbau neben der Frostgefährdung auch thermischen Beanspruchungen durch intensive Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein kann. Durch unterschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizienten von Belag und Untergrund kommt es dadurch zu Spannungen, denen mit flexiblen Fliesenklebern und bei Verbundaufbauten auch mit flexiblen Abdichtungen oder einer Entkopplung des Belags begegnet werden muss.
Komplette Systemlösungen
Diese Vielfalt der Anforderungen an den Bodenaufbau bei Balkonen mit Plattenbelägen hat dazu geführt, dass die Hersteller komplette Systemlösungen und Sortimente für die Terrassen- und Balkonentwässerung (Neubau und/oder die Sanierung) entwickelt haben. Die Flächendrainage wird damit Teil eines abgestimmten Systemaufbaus, der Planer kann zusätzlich von der Fachberatung der jeweiligen Anbieter profitieren.
Bei den Abdichtungssystemen für Balkone und Terrassen von Sopro bilden die Drainage-Matte DRM 653 und der Drainage-Mörtel eXtra DMX 619 das Duo für eine fachgerechte Flächendrainage. Die rund 8 mm hohe Matte aus Polyethylen und einem speziellen Glasgittergewebe wird lose verlegt und dient der zuverlässigen horizontalen Entwässerung. Darüber befindet sich der spezialzementgebundene, schnell erhärtende Drainage-Mörtel mit Monokornsieblinie, der ein weitestgehend ausblühfreies und hoch wasserdurchlässiges Bett für die Fliesen- oder Natursteinverlegung bildet. In Verbundkonstruktionen beträgt die Mindestdicke 20 mm, auf Gleitschichten und damit auch auf der Drainage-Matte sind mindestens 50 mm einzubauen.
Im BDC-System von Mapei werden die Hohlräume für den Wasserabfluss nicht mit einer Matte, sondern mit einem Mörtel ausgebildet. Durch das Abziehen mit einer 20 mm Zahnkelle in Gefällerichtung bildet der schnell erhärtende Ausgleichsmörtel Planitop Fast 330 Tragstege aus, auf die anschließend ein Maschennetz ausgelegt wird. Bereits nach wenigen Stunden können auf diesem Aufbau die Fliesen mit einem Spezialklebemörtel verlegt werden. Als Vorteile des Systems sieht der Anbieter neben der dauerhaft hohen Drainleistung vor allem den Verzicht auf nachgiebige Zwischenschichten und die Spannungsreduktion durch die überwiegende Verwendung von Stoffen gleicher Bindemittelbasis. Für die Verlegung von Natursteinbelägen stehen im Sortiment außerdem zwei Drainestrichvarianten zur Verfügung, die je nach Situation mit oder ohne zusätzliche Drainagematte verwendet werden können.
Solche Drainagematten, die auch Funktionen der Entkopplung übernehmen, gibt es beispielsweise von Dural. Durabase DD++ ist eine 8 mm dicke Noppenbahn aus Polypropylen mit Vliesabdichtung, die unter Mörtelbetten oder unter losen Kies- und Splittschichten verlegt werden kann. Jeweils eigene Lösungen für die Verlegung unter Schüttungen, unter Estrich sowie unter Grobkornmörtel bietet außerdem Proline System im Sortiment Procodrain an.
Schwellenlose Balkone
Bei den bisher genannten Drainagelösungen steht in erster Linie die Terrassen- bzw. Balkonentwässerung in der Fläche zum Schutz des Belages gegen Frostschäden im Mittelpunkt. Noch einen Schritt weiter muss der Planer bei der Ausführung von barrierefreien Balkonen bzw. solchen mit nur sehr niedrigen Schwellen an der Balkontür gehen.
Denn wenn die Anschlusshöhe der Abdichtung an den aufgehenden Bauteilen unter dem von DIN 18195 Teil 5 „Abdichtungen gegen nicht drückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen“ vorgegebenen Wert von 150 mm liegt, muss mit Entwässerungsrinnen mit Gitterrosten vor der Balkon- oder Terrassentür gearbeitet werden.
Diese Rinnen nehmen neben den auf den Boden auftreffenden Regenmengen auch das von der Fassade bzw. der Balkonverglasung herablaufende Wasser auf. Sie führen dadurch der Flächendrainage ein Vielfaches an Wasser zu als Ausführungen ohne Rinne. Und zwar planmäßig bei jedem Regen, während Drainagen allein zum Schutz des Belages nur ungewollt durch Fugen und Risse eingedrungenes Wasser abzuleiten haben. Dies muss bei der Auswahl und Dimensionierung der Drainage in der Bodenfläche berücksichtigt werden.
Berücksichtigt werden müssen ebenso die Folgen eines eventuellen Rückstaus. Wird die Abdichtung, wie in den Normen und Merkblättern als Regelbauweise gefordert, an allen aufgehenden Bauteilen bis 150 mm über Belag geführt, hat eine kurzzeitige Überforderung der Flächendrainage bei einem Starkregen meist keine negativen Auswirkungen. Die Wohnräume sind durch die markante Schwelle an der Balkon- bzw. Terrassentür ausreichend gegen rückstauendes Wasser geschützt.
Diese Schwelle ist jedoch wenig komfortabel und schon gar nicht barrierefrei. Für letzteren Fall verlangt DIN 18025 Barrierefreie Wohnungen – Teil 2 Planungsgrundlagen „die stufenlose Erreichbarkeit der Räume“ – Türanschläge und –schwellen sind zu vermeiden und wo dies technisch nicht möglich ist, auf maximal 20 mm Höhe zu beschränken.
Statt der Schwelle muss in diesen Fällen eine Entwässerungsrinne die Wohnräume vor Überflutung schützen. Sofern diese Rinne in die Flächendrainage unter dem Belag entwässert, ist auch die Flächendrainage rückstaufrei zu planen und zu bemessen.
Starkregenereignisse
Angesichts sich häufender Starkregenereignisse empfiehlt eine von der Firma Gutjahr beauftragte Studie zur „Funktionsfähigkeit von Drainageschichten unter Balkon- und Terrassenbelägen“ dafür die Fünf-Minuten-Regenspende eines Jahrhundertregens zugrunde zu legen. Unter diesen Bedingungen kommt die Studie zu Richtwerten für das Wasserableitvermögen von Drainschichten von 0,3 l/(m x s) bei 50 mm Anschlusshöhe im überdachten Außenbereich bis 1,0 l/(m x s) bei behindertengerechter Ausführung im nicht überdachten Bereich.
Für das jeweils konkrete Objekt sollte der Planer eine eigene Bemessung durchführen, wofür die horizontale Abflussleistung der Flächendrainage vom Hersteller zu erfragen ist.
Mattenaufbauten mit erklärter horizontaler Abflussleistung gibt es beispielsweise in den Sortimenten AquaDrain von Gutjahr oder Troba Plus von Schlüter. Beide Hersteller bieten darüber hinaus auch aufgestelzte System an, bei denen der gesamte Freiraum unter dem Plattenbelag für die Entwässerung zur Verfügung steht.
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