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Unaufdringlich integriert

Kavaliershaus in Lauenförde: Sanierung und Umbau zum Wohnhaus
Unaufdringlich integriert

Dipl.-Ing. Hans-Gerd Heye / red.

„Die Raumkonzeption verbindet technisch geschickt und optisch reizvoll den massiven Altbau mit dem offenen und hell gestalteten modernen gläsernen Neubau … So konzipiert … integriert sich das renovierte Kavaliershaus … unaufdringlich in die barocke Gutsanlage.”
Voller Lob ist die Jury des KfW-Award 2004 unter Vorsitz des Architekten Professor Hans Kollhoff über das siegreiche Projekt. Sanierung und Glasanbau zeichnet vor allem auch ein ökologisch durchdachtes Klima- und Energiekonzept aus.
Glasanbau erweitert Nutzfläche
Das Rittergut mit Herrenhaus, Nebengebäuden, Park und der angeschlossenen Dorfkirche ist Zentrum der kleinen Ortschaft Lauenförde-Meinbrexen im Weserbergland. Seit 1890 ergänzt das Kavaliershaus die barocke Gutsanlage.
Dessen Umbau zum Wohnhaus dauerte fast drei Jahre: Treppenhaus und Badezimmer wurden verlegt, das ehemalige Eishaus mit einem Zwischenbau eingebunden. Ein zweistöckiger Glasanbau erweitert im Erdgeschoss die Wohn-/Nutzfläche, das Obergeschoss dient als galerieartiger Arbeitsraum.
Die Sanierung umfasste auch Dach, Außenputz, Wärme- und Schallschutz, den Einbau von Energiespar-Fenster und die Heizanlage.
Da die Erweiterung das barocke Bild des Gutsensembles nicht verändert, stimmte auch die denkmalschutzbehörde zu.
Kühlende Wasserverdunstung
Vorhandene, natürliche Energiequellen einzubinden war die zentrale Idee des Klima- und Energiesparkonzeptes. Grundwasser mit einer relativ konstanten Temperatur zwischen 8 und 12 Grad Celsius kommt über einen Saugbrunnen aus 25 Metern Tiefe und dient als Wärmequelle. Ein Wärmetauscher entzieht ihm etwa vier Grad bevor es über einen Schluckbrunnen dem Erdreich wieder zugeführt wird.
Die Kühlung der Räume erfolgt ebenso auf natürliche Weise.
Die Berliner Architekten Imke Woelk und Martin Cors planten auch deshalb den gläsernen Anbau. Dieser kragt über einen Wassergraben aus, die Verdunstung kühlt im Sommer das Hausinnere ab.
Für den gläsernen Anbau wurden IPS-Stahlträger im Mauerwerk des Altbaus verankert und mit einer Pfahlgründung aus Stahlbetonstützen im Graben abgestützt.
Die Verglasung konnte nur von außen in die Pfosten-Riegel-Konstruktion eingesetzt werden. Wind- und Dachlast trägt eine Stahlkonstruktion. Die thermisch getrennte Außenhaut aus Aluminiumprofilen nimmt das Glas auf.
Thermischer Puffer
Mit „Wintergärten von früher” haben heutige Glasanbauten raumklimatisch nicht mehr viel gemeinsam.
Der zweistöckige Anbau fungiert – bei geschlossenen Fenstern und Türen in der Altbauwand – als thermischer Puffer zwischen innen und außen und senkt die Temperaturdifferenz zwischen Raum- und Außenzone. Dies verringert Transmissions- und Lüftungswärmeverluste.
Sind Fenster und Türen geöffnet, gleicht sich das Raumklima zwischen Alt- und Neubau an (Frühling, Herbst). Sind zusätzlich die Außenfenster offen, ist eine Querlüftung in Ost-Westrichtung in beiden Ebenen möglich (Sommer).
Auch Pflanzen sind ins Klima- und Energiesparkonzept integriert. Laubbäume spenden im Sommer Schatten, im Winter lassen sie Sonnenstrahlen passieren. Jalousien und das weit auskragende Flachdach dienen als Sonnen- und Blendschutz.
Glas
Dank High-Tech-Beschichtungen dämmen Gläser heute effizient. Planer und Bauherr entschieden sich beim Anbau und den Fenstern für iplus CS von Interpane. Ausschlaggebend war der niedrige Wärmedurchgangs-Koeffizient von 1,1 W/m²K (Ug-Wert nach DIN EN) bei einer Glasdicke von nur 24 Millimetern. Insgesamt wurden rund 45 Quadratmeter Fenster und 125 Quadratmeter Fassade des Anbaus mit diesem Glas ausgerüstet.
Auf der zum Scheibenzwischenraum gewandten Oberfläche der Innenscheibe ist eine hauchdünne, praktisch unsichtbare Schicht aus Edelmetall aufgebracht. Sie reflektiert die langwelligen Wärmestrahlen ins Haus und verhindert so den Verlust von Heizenergie.
Zusätzlich verbessert ein Edelgas (hier: Krypton) im Scheibenzwischenraum die Dämmung. Tageslicht gelangt jedoch weitgehend ungehindert ins Innere.
Die Wärmefunktionsschicht lässt auch energiereiches Sonnenlicht weitgehend passieren und sorgt so für den passiven Energiegewinn.
Denkmalpflege und Energieeinsparung vereint
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) engagiert sich für nachhaltiges Bauen, indem sie zinsgünstige Kredite für energiesparende Sanierungsmaßnahmen vergibt. Mit dem Bauherren-Wettbewerb „Wohneigentum mit Zukunft – Modernisieren und Energie sparen” will die Bankengruppe der Öffentlichkeit demonstrieren, wie zukunftsweisendes Bauen auch im Bestand möglich ist.
Weil innovative Energieeinspar-Projekte von der Investitionsbereitschaft der Bauherren abhängen, richtete sich der Wettbewerb an sie – und nicht an Architekten. Preisträger Lothar von Mansberg setzte sich mit seinem Kavaliershaus gegen rund 400 Mitbewerber durch.
Die Jury lobte besonders das auf pfiffige Weise divergierende Ansprüche erfüllende Gesamtkonzept:
„Modernen Wohnkomfort so elegant mit denkmalpflegerischen Aspekten zu vereinbaren und dabei auch noch ungewöhnliche umweltnahe Ideen0 bei der Energieeinsparung sowie dem Klimaschutz zu realisieren, verdient Anerkennung.”
Weitere Informationen
Warmglas iplus CS bba 501
Planung: Imke Woelk Martin Cors Architekten, Studio 844, Berlin
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