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Radiale Tragstruktur

Hangar 7 auf dem Flughafen in Salzburg
Radiale Tragstruktur

Gleich einem unbekannten Flugobjekt liegt der neue Hangar 7 im Osten des Salzburger Flughafens.

Architekt Volkmar Burgstaller aus Salzburg hat die Vorgaben und Visionen des Bauherren in einer vielbeachteten Stahl-/Glaskonstruktion umgesetzt.
Von Boden zu Decke ungeteilt gespannte Brandschutzgläser transportieren die gewünschte Transparenz und Leichtigkeit über die gläsernen Fassaden in das Innere des Gebäudes.
Futuristisches Stahlgebilde im Gelände versenkt
Das futuristische Stahlgebilde neben der Rollbahn ist von seiner geometrischen Form her ein Ellipsoid, welches – um seine Längsachse leicht gedreht – so im Gelände versenkt wurde, dass eine maximale Grundfläche entsteht.
Die beeindruckende Schalenkonstruktion entwickelt sich mit einer stützenfreien Spannweite von 66 x 95 Metern auf eine Scheitelhöhe von über 14 Metern.
An ihrer Nordseite schneidet eine raumschiefe Ebene das Ellipsoid quer zur Längsachse und öffnet es über ein 350 Quadratmeter großes Tor zur Rollbahn bzw. zur Piste und dem Terminal des Salzburger Flughafens. Zwei fünfgeschossige Glaszylinder durchdringen den Hangar an der südöstlichen Seite.
Über Brücken und Galerien miteinander verbunden, gewährleisten sie konstruktiv die Verankerung der Hauptform. Zwischen ihnen ist der Haupteingang angeordnet, von wo aus sowohl die Ausstellung als auch die gastronomischen Betriebe erschlossen werden.
Über die dem Restaurant im 1. OG vorgelagerte Terrasse führt der Skywalk in die unterhalb des Scheitels gespannte Skybar, die mit Glasfußboden und -wänden einen Blick vom höchsten Punkt der Kuppel ermöglicht.
Grenzen des technisch Machbaren.
Maximal große Glasflächen, gehalten von minimal kleinen Stahlprofilen – so lautete die Vorgabe an die Waagner Biro Stahl-Glas-Technik AG für die Errichtung des gläsernen Himmels.
Der Durchmesser der im veränderlichen Radius zu biegenden Stahlrohre sollte unter 406 Millimeter bleiben.
Nach mehreren Rechenläufen war die Konstruktion – insbesondere die Stellung von Ellipsoid und Glaszylinder zueinander – diesen Vorgaben entsprechend optimiert.
Dass aufgrund der leichten Drehung des Ellipsoids eine Seite der Hangarschale überhängend ist, war dabei eine zusätzliche Herausforderung, ebenso wie der oberste Bereich der Schale, welcher aufgrund der geringen Krümmung ein Durchschlagsproblem darstellte.
Zur Lösung wurde im Scheitelbereich eine Unterspannung in einer geometrisch adaptierten Form vorgesehen, welche nun die Skybar aufnimmt. In anderen Bereichen wurde die radiale Tragstruktur um Horizontalringe und Ausfachungen ergänzt bzw. ausgesteift.
Die für die Glasaufnahme erforderliche Sekundärstruktur besteht aus Flachstählen, welche zu einem Trägerrost verschweißt wurden.
Die gesamte Hangarschale ist mit Verbundsicherheitsglas geschlossen. Dieses ist punktgehalten gelagert und teilweise – im Bereich des Äquators – gebogen. Ein Siebdruck an der Außenseite gewährleistet den Sonnenschutz. Die größten Scheiben erreichen mit einem Format von rund 5 x 2 Metern die Grenzen des technisch Machbaren.
Die Fassaden der beiden gläsernen Zylinder sind doppelschalig: die Innenschale ist als Isolierglas mit Sonnen- und Wärmeschutzfunktion ausgeführt, wobei die einzelnen Scheiben ohne weitere Unterkonstruktion geschosshoch zwischen die Decken gespannt sind.
Der Zwischenraum zur Außenschale ist hinterlüftet und nimmt den verdeckt liegenden Sonnenschutz in Form von Außenraff-stores auf. Die Außenschale selbst besteht aus ebenfalls geschosshohen, punktgehaltenen Verbundglasscheiben, welche rahmenlos über Glasschwerter gelagert sind und zu Reinigungszwecken geöffnet werden können.
Brandschutzabschluss
An der baulichen Schnittstelle zwischen Glaszylindern und Hangar verlangte die Baubehörde die Ausbildung eines Brandschutzabschlusses, welcher gemäß den Wünschen von Architekt und Bauherrn ebenfalls in Glas ausgeführt werden sollte.
Als besondere Schwierigkeit dabei erwies sich die Tatsache, dass – aufgrund der leichten Drehung des Ellipsoids – die Fassade in diesem Bereich teilweise überhängend ist. Von einer äußersten Neigung von 12° entwickelt sie sich kontinuierlich hin zur Lotrechten dort, wo die gläsernen Doppeltüren als Durchgang vom Foyer zur Ausstellungshalle angeordnet sind.
Der Einbau einer Abfolge rautenförmiger Scheiben hätte – bei einer Länge der Seitenkante von 4 m – das Risiko einer Verwölbung von etwa 4 cm mit sich gebracht und damit die Gefahr eines späteren Bauschadens.
Um die Gläser ohne Verwölbung aneinander zu stoßen, also sowohl die Neigung als auch den horizontalen Polygonzug zu bewältigen, wurden die Scheiben auf einem Kegelstumpf abgewickelt und als verzerrte Rauten gefertigt, wobei die Scheiben an und für sich plan sind.
Als Konsequenz verlaufen die Fugen nicht parallel und die Gläser scheinen – je stärker die Neigung, desto augenfälliger – nach außen zu kippen.
Neue Dimension transparenter Architektur
Den Zuschlag für diese Sonderanfertigung von Brandschutzgläsern erhielt die Schott Jenaer Glas GmbH mit ihrem Bereich Spezialfloatglas.
Pyran S Brandschutzglas auf der Basis von Borosilikatglas eröffnet am Hangar 7 eine neue Dimension transparenter Architektur in bisher bei rahmenlosen Verglasungen unerreichtem Format: Die Brandschutzgläser trennen die beiden Brandschutzabschnitte über eine Geschosshöhe von bis zu 3,40 m.
Sie sind ohne den Einsatz vertikaler Profile vom Boden bis zur Decke gespannt, wobei die erforderlichen Halterungen im Bodenbelag bzw. in der Deckenverkleidung „versteckt“ sind.
Das Unternehmen lieferte u.a. 20 Tonnen Laminate aus Zwei-Scheiben-Pyran S in einer Stärke von 10 mm, wovon allein 65 Scheiben die Größe von 1200 x 3400 mm aufweisen. Andere Scheiben sind nach Schablonen gefertigt und mit Randausschnitten bis zu 65% der Glasfläche versehen oder zu Stufenisolierglas weiterverarbeitet.
Weitere Informationen
Brandschutzglas Pyran S bba 502
Architekt: Volkmar Burgstaller, Salzburg Stahlkonstruktion: Waagner Biro Stahl-Glas-Technik AG, Wien
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