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In der Schwebe

Büroneubau in Steyr
In der Schwebe

Gemeinhin gelten Lofts als die edlere, ästhetischere Art des Wohnens oder Arbeitens. Denn der Mensch strebt zu Höherem – im Leben wie im Behaustsein.

Einen höher gelegenen Ort zu erschaffen stand auch den Architekten Dipl.-Ing. Karin Proyer und Dipl.-Ing. Hermann Proyer im Sinn, als ihr bisheriges Büro in den Fluten der Enns versank.
Mit der Chance auf einen Büroneubau verbanden die Architekten auch den Gedanken einer wirtschaftlichen Bauweise und Nutzung. In nur vier Monaten und zehn Tagen entstand unweit vom Stadtzentrum Steyrs das neue Ateliergebäude in nicht alltäglicher Formensprache und Passivhausqualität.
Auf einem quadratischen Betonkern und sechs filigranen Stützen „schwebt“ der wie ein liegendes Buch geformte Baukörper über dem Erdboden.
Während das Erdgeschoss auf Funktionales reduziert Raum für Technik und Lager bietet, entfalten sich im Obergeschoss Orte zum Leben und Arbeiten.
Nach Südosten hin streckt sich der Baukörper der Sonne entgegen und kippt die giebelseitige Fensterfront nach außen.
Ein Kontrast hierzu ist die geschlossene, gerundete Rückseite im Nordwesten, die den Baukörper harmonisch, aber bestimmt abschließt.
Kontrastreich gestaltet
Auch in der Material- und Konstruktionswahl kommt der Kontrast zwischen Funktion und Form, zwischen „Tragen und Schweben“ zum Ausdruck.
Nackter Beton dominiert das EG, warme Holztöne das OG. Auch das sichtbar verbindende Element, die Betontreppe ins OG, mündet auf einem holzbeplankten Balkon, der den Eingang zum Büro markiert. Ähnlich auch die Konstruktionsweisen: Geschalte Betonelemente samt Stahlbetonplatte im EG tragen den ungewöhnlich geformten, aus Holz-Fertigteilen gefügten Baukörper des OG.
Die Formensprache des schwebenden Baukörpers bleibt auch im Gebäudeinnern voll erhalten. So ist nicht nur der gewölbte „Rücken“, sondern auch das mit 3° Neigung ausgeführte Dach wahrnehmbar.
Unterschiedliche bauliche Maßnahmen im Roh- wie im Ausbau sorgen für die wirtschaftlich effektive Nutzung. Zwar erschwerte vor allem die offen liegende Stahlbetondecke die Pläne, jedoch machten die Planer aus der Not eine Tugend.
In der raumseitig aufgebrachten Dämmung des OG-Bodens konnten alle Leitungen sowie die Lüftung aufgenommen werden. Im EG verblieb sie als Sichtbetondecke.
Der aus gegossenem Steinharz auf Estrich ausgeführte Fußboden wirkt gemeinsam mit den raumseitigen Trennwänden als Massenspeicher. Letztere sind als 220 cm hohe, verputzte Mauerziegelwände ausgeführt. Im oberen Bereich der Trennwände dienen Glasscheiben der besseren Belichtung und schalltechnischen Abgrenzung. Holzständerbauweise, kombiniert mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade, kennzeichnet die Außenwände des OG.
Markant zeichnen sich hier vor allem die mit Echtholzfurnier ausgestatteten Fassadenplatten aus. Sie verleihen dem Baukörper diesen kontrastierenden „warmen“ Ton zum Betongrau. Die knapp 50 cm dicken Außenwände nehmen in ihrer Konstruktion problemlos alle haustechnischen Leitungen auf.
Durchdachte Haustechnik
Warm wird es im Loft dank einer kontrollierten Raumlüftung mit Wärmerückgewinnung, gekoppelt mit Wärmetauscher und integrierter elektrischer Zusatzheizung.
Ein Erdkollektor sorgt für die Vorwärmung der angesaugten Frischluft, die zudem noch mit der über den Wärmetauscher aus der Abluft gewonnenen Wärmeenergie angereichert wird.
Geräuschlos über Zuluftleitungen im Fußboden verteilbar, lässt sich bei Bedarf die warme Luft zusätzlich elektrisch weiter aufwärmen. Im Sommer ermöglicht der Erdkollektor durch Zuluftabkühlung akzeptable Raumtemperaturen. Ergänzt wird dies durch Verschattungen der umlaufenden Fenster.
Dachintegrierte Photovoltaik
Fast autark gestaltet sich die Versorgung mit elektrischer Energie dank einer dachintegrierten Photovoltaik (PV)-Anlage.
Zum Einsatz kam hier Evalon-Solar, die weltweit erste PV-Anlage dieser Art vom Flachdach-Systemanbieter alwitra GmbH. Sie ist eine Kombination aus flexiblen Photovoltaik-Modulen von Uni-Solar mit Dünnschicht-tripple-junction-technology, die auf die seit Jahrzehnten praxisbewährten Kunststoffdachbahnen Evalon laminiert sind. Damit wird eine flexible Anpassung an jede Dachform erreicht. Zusätzliche Rahmen mit Aufständerungen sind nicht mehr erforderlich.
Die flexiblen, dreilagig mit Solarzellen aus Dünnschicht-Silizium angereicherten Photovoltaik-Module sind allseitig wetterfest, transparent und polymerverkapselt. Von den drei übereinander liegenden Silizium-Schichten werden jeweils unterschiedliche Wellenlängen des Sonnenlichts genutzt, womit der Wirkungsgrad erhöht und konstante Erträge garantiert werden.
Funktion und Form vereint
Auf dem Dach des Atelierhauses in Steyr installierte man eine Anlage mit einer Fläche von rund 120 m² und einer Leistung von 5,2 kWp. Die einzelnen Bahnen wurden unmittelbar auf der aus OSB-Platten gefertigten Dachschalung montiert. Über spezielle Kabeldurchführungen wurden alle Anschlusskabel der Module ins Gebäudeinnere geführt und hier an die Netzwechselrichter angeschlossen.
Am rückwärtigen, gerundeten Übergang zwischen Dach und Fassade übernehmen materialhomogene Evalon-Dachbahnen die schützende Funktion einer Wetterschale. Der gestalterisch fließende Übergang zwischen Dach und Fassade wird somit durch gleiche Materialsprache aufgegriffen und unterstützt.
Resümee
Starke Formensprache, kombiniert mit innovativen Materialien und energetisch optimierten Systemen, macht den Büroloft der Architekten Proyer & Proyer zu einem gelungenen Beispiel moderner und zugleich wirtschaftlicher Architektur.
Das Verhältnis zwischen Gestaltung und wirtschaftlicher Nutzung bleibt in ausgewogener Schwebe. Moderne Materialien und traditionelle Konstruktionen kombiniert, ergeben eine ästhetische Passivhausqualität zu mehr als vertretbaren Baukosten.
Weitere Informationen
Evalon-Solar bba 502
Architekten: Dipl.-Ing. Karin Proyer und Dipl.-Ing. Hermann Proyer, Steyr
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