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Verglasung sorgt für Licht im Innenraum

Umbau Keller-Wasserspeicher zum Wohnhaus in Deventer (NL)
Mit neuer Leichtigkeit

Im niederländischen Deventer hat das vor Ort ansässige Studio Groen+Schild die Reste eines Trinkwasserkellers aus den 1950er-Jahren als Ausgangspunkt für ein ungewöhnliches Wohnhaus genutzt. Der neue Pavillonaufbau mit geschosshoher Verglasung führt die vorhandene Bausubstanz aus Sichtbeton mit gläserner Leichtigkeit fort, dabei sorgen die großen Glasflächen für lichtdurchflutete Innenräume.

Anforderung:

Kreativ-nachhaltige Umnutzung eines fensterlosen Keller-Wasserspeichers zum lichten Wohngebäude

Lösung:

Geschosshohe Glasschiebetüren im Betonkeller, darüber neuer Pavillon mit geschosshoher Verglasung


Robert Uhde

Ähnlich wie in vielen anderen Ländern wurden auch in den Niederlanden seit Jahrhunderten Zisternen oder Reinwasserkeller zur Speicherung von Trinkwasser errichtet. Mit dem Aufkommen moderner Kläranlagen wurden diese Keller zunehmend überflüssig. Ein Teil davon liegt noch bis heute brach. Das galt auch für einen in den 1950er-Jahren errichteten, seit Jahrzehnten brach liegenden Trinkwasserkeller in Deventer-Colmschate.

Um die vorhandene, seit Jahren als Partykeller genutzte Anlage aus Sichtbeton zu neuem Leben zu erwecken, hatte der Eigentümer entschieden, den rund 300 m³ fassenden Keller in ein modernes Wohnhaus umzuwandeln. Mit der Planung des Projektes – und mit der komplizierten Ausformulierung des Bauantrages – wurde schließlich die ortsansässige Architektin Ellen Schild beauftragt. Ihr 2002 gegründetes Studio Groen+Schild hat sich auf die kreative Umnutzung von (Industrie-)Gebäuden spezialisiert und überrascht dabei durch kontrastreich umgesetzte Lösungen mit hoher Nachhaltigkeit. Beste Beispiele dafür sind die Umnutzung eines in Stahlbetonbauweise errichteten Silos in Deventer zum eigenen Büro oder die Umnutzung einer ehemaligen Zigarettenfabrik in Zevenaar zu einem vibrierenden Kulturzentrum.

Kreativ mit Kontrasten: Beton und Verglasung

„Bei dem Trinkwasserkeller in Deventer handelte es sich um einen 16 x 16 m großen, rund 2,50 m tiefen Betontrog mit einem oberirdisch angrenzenden Pumpenhaus“, berichtet Ellen Schild. Um die wasserdichte Wanne mit ihren vier mächtigen Pilzstützen aus Stahlbeton für Wohnzwecke nutzen zu können, wurde rückseitig angrenzend an den Trinkwasserkeller zunächst ein Patiohof ausgehoben. Parallel dazu wurde die freigelegte Bestandswand durch Fenster und Schiebetüren (Aluminium-Schiebetürensystem ‚AluK Infinium‘ von AluK Limited) geöffnet, um so ausreichend Tageslicht in den direkt angrenzenden Schlafzimmern sowie im Badezimmer zu ermöglichen. Die im Hof eingefügte Betontreppe ermöglicht gleichzeitig eine attraktive Verbindung zwischen dem Patiohof und dem auf Erdgeschossniveau angrenzenden Garten.

Direkt über diesen Privaträumen wurde anschließend ein pavillonartiger, optisch beinahe schwereloser Aufbau mit geschosshoher Verglasung umgesetzt. Der umlaufende Glasvorhang und die schwarzen, extrem schlanken und leicht zurückliegend platzierten Stahlstützen ermöglichen dabei ähnlich wie beim legendären Farnsworth House von Mies van der Rohe einen fließenden Übergang zwischen innen und außen und sorgen gleichzeitig für einen gelungenen Kontrast zur Schwere des betonierten Kellergeschosses.

Ein charakteristisches Element des Entwurfes ist außerdem das als Holzkonstruktion aus 380 mm langen und 100 mm dicken Balken aus laminiertem Holz errichtete und oberseitig mit Sedum begrünte Dach: „Im Zusammenspiel mit der durchgehenden Verglasung scheint der Aufbau regelrecht über dem Gebäude zu schweben“, erklärt Ellen Schild. „Der Rhythmus der sichtbar gebliebenen, nach außen zum Teil deutlich vorkragenden Holzbalken ermöglicht dabei eine schöne Verbindung zu den ringsum aufragenden Bäumen.“

Materialbetont

Komplettiert wird der Entwurf durch das weitgehend unbehandelt gelassene und jetzt als Eingangsbereich fungierende Pumpenhaus mit seinen hellen horizontal gemauerten Klinkern und den frontseitig vertikal gemauerten rotbraunen Klinkern. Im luftigen Innenbereich der Wohnung angelangt schließt sich dann der offene Wohnbereich mit Küche an. Die Holzdecke und die schwarzen Stahlstützen und -profile sorgen dabei gemeinsam mit dem hellen Betonestrichboden, der aus Holz gefertigten Küche und der ebenfalls aus schwarzen Stahlprofilen gestalteten Treppe ins Untergeschoss für ein kontrastreiches und materialbetontes Ambiente, das nach außen hin durch eine breite Terrasse fortgeführt wird. Die 25 cm dicke Decke aus Stahlbeton ist dabei weitgehend unbehandelt geblieben, es musste lediglich eine Aussparung für die Treppe ins Untergeschoss ausgefräst werden.

Geschosshohe Verglasung aus Isolierglas

Die Realisierung des Projektes konnte nach Erteilung der Baugenehmigung durch die Gemeinde im November 2019 beginnen. In einem ersten Schritt war zunächst die rund 25 cm dicke, holzgemaserte Sichtbetonwand des Wasserkellers freizulegen. Nachdem die Raumunterteilung im Untergeschoss fertig gestellt worden war, konnte die Umsetzung des oberirdischen Aufbaus erfolgen.

Ein zentrales Gestaltungselement ist dabei die vom Boden bis zur Decke durchgehende, in Kooperation mit dem Fassadenbauer Alverre aus Oldenzaal realisierte Glasfassade mit ihren 3 m hohen und im Mittel 2,60 m breiten Isolierglas-Elementen (Shenzhen Sun Global Glass). Für optimierten Wärmeschutz setzen sich die jeweils 51 mm dicken Elemente zusammen aus 10 mm äußerer ESG-Floatglasschicht, 11 mm innerern Schicht aus Verbund-Sicherheitsglas 55.2, einem 2 x 12 mm, mit Argon gefülltem Zwischenraum sowie einer dazwischen liegenden, 6 mm Sicherheitsglasschicht.

Wohnen wie im Wald

Betont wird der nahtlose Übergang von innen und außen durch die Integration von geschosshohen Schiebetüren. Die Schwellen der Türen wurden dabei unsichtbar in den Betonboden eingearbeitet, so dass die Glasfronten als einzige Trennung zwischen Wohnzimmer und Terrasse fungieren.

„Wenn Sie im Wohnzimmer sitzen, fühlen Sie sich entsprechend wie in einem Wald“, fasst Ellen Schild den Eindruck zusammen. „Die umliegenden Bäume sorgen dabei für eine ausreichende Verschattung rund um das Grundstück, so dass das Haus trotz der durchgehenden Glasfassaden auch im Sommer nicht zusätzlich gekühlt zu werden braucht.“


Projekt: Wohnhaus

Standort: Deventer-Colmschate, NL

Bauherr: privat

Planung: Studio Groen+Schild, Deventer (NL)

Projektteam: Ellen Schild, Arnold de Bruin, Fabian Wesseling
www.studiogroenenschild.nl

Landschaftsarchitekten: Remmelink Groen Advies, Jaco Remmelink, NL

Bauunternehmen: JVZ Ingenieurs Deventer, Harry Zwiers, NL

Fertigstellung: 2021


Architektin Ellen Schild: „Im Zusammenspiel mit der durchgehenden Verglasung scheint der Aufbau regelrecht über dem Gebäude zu schweben.“


Robert Uhde

Studium der Kunst und Germanistik in Oldenburg. Erstes Staatsexamen. Ausbildung zum Fachredakteur für Architektur bei der Verlagsgruppe Rudolf Müller in Köln. Seit 1997 freier Autor für Fachzeitschriften und Tageszeitungen. Eigenes Büro in Oldenburg.
www.robert-uhde.de


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