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Das Unternehmen POST Luxembourg hat seinen neuen Hauptsitz bezogen. Das Gebäude von metaform architects besticht durch außergewöhnliche Architektur und eine besonders nachhaltige Bauweise, ausgezeichnet mit dem DGNB-Platin-Zertifikat. Highlight des Neungeschossers ist die 30 Meter hohe, innenliegende Wendeltreppe in Form einer Helix, welche dem Gebäude auch seinen Namen verleiht.
Anforderung:
Nachhaltig gebauter Firmensitz mit modernen Arbeitsplätzen und identitätsstiftender, kommunikationsfördernder Architektur
Lösung:
Nullemissionsgebäude (DGNB-Platin-Zertifikat) mit Atrium und skulpturaler Treppenanlage als kommunikativem Herzstück
POST Luxembourg ist Marktführer im Bereich Post- und Telekommunikationsdienste in Luxemburg und einer der größten Arbeitgeber des Landes. Der neue Hauptsitz »Helix« bietet auf 27.700 m² Platz für 850 Mitarbeiter und wurde als vielseitiges, benutzerfreundliches Gebäude konzipiert, das die Aktivitäten und Funktionen des Unternehmens unter einem Dach vereint. Der Bau soll mehr kreative Verbindungen zwischen den Mitarbeitern ermöglichen und dadurch identitätsstiftend und motivationsfördernd wirken.
Integrierter Bestandsbau
»Helix« befindet sich im Herzen des belebten Bahnhofsviertels mit Blick auf die »Place de la Gare«, eine der meistbefahrenen Straßen der Stadt. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde der Neubau auf dem Gelände des alten, geschichtsträchtigen Postgebäudes fertiggestellt. Die denkmalgeschützte Fassade des »Accinauto«-Gebäudes im Norden des Grundstücks – ein Überbleibsel aus den 1950er-Jahren – blieb dabei erhalten und wurde gemeinsam mit dem Dachvorsprung in das neue Gebäude integriert.
„Durch den Erhalt des historischen Gebäudes und die Errichtung des neuen Gebäudes auf einem bestehenden Fundament und Kellergeschoss wurden über 8.600 m³ Beton eingespart“, so die Architekten von metaform. „Verglichen mit dem, was bei einem Abriss und Neubau in die Atmosphäre freigesetzt worden wäre, konnten dadurch 2.600 Tonnen Kohlendioxidemissionen eingespart werden.“
Lebendige Lamellen-Fassade
Um eine nahtlose Integration zwischen dem bestehenden denkmalgeschützten Gebäude und dem neuen Hauptquartier zu erreichen, wurde das ursprüngliche Schrägdach extrudiert und allmählich in eine vertikale Fassade umgewandelt. Diese rotierende Faltung der Dachform weicht die monumentale Steinkante des Neubaus auf und fügt sich gleichzeitig in die Ausrichtung der benachbarten Fassaden ein.
„Um das Äußere zu beleben und mit der Straße zu interagieren, haben wir vertikale Lamellenstein-Elemente verwendet, welche die Fassade aktivieren“, so die Architekten. „Ihre unterschiedliche Tiefe erzeugt einen wellenförmigen Rhythmus, der das Gebäude zum Leben erweckt.“
Lydie Polfer, Bürgermeisterin, Stadt Luxemburg: „Dieses Gebäude ist einer der Bausteine, die den Imagewandel des Stadtteils markieren werden.“
Ruhige Oase im Inneren
Während das Gebäude von einem dichten städtischen Gefüge aus Verkehr und Lärm umgeben ist, beherbergt sein Inneres einen ruhigen Zufluchtsort mit Gärten und gepflasterten Flächen, in denen sich die 850 Mitarbeiter entspannen können.
„Eine der wichtigsten gestalterischen Initiativen bestand darin, neben den Büros und Fluren Zonen für das Wohlbefinden der Nutzer zu schaffen“, so metaform architects. „Eine Kombination von Innenhöfen mit kleinen Bereichen städtischer Natur bietet eine Pause von der unmittelbaren geschäftigen Umgebung und die Möglichkeit, sich zu erholen und zu entspannen.“
Atrium als kommunikatives Herzstück
»Helix« umfasst neun oberirdische Etagen sowie vier Untergeschosse und zeichnet sich durch moderne Arbeitsplätze, attraktive Gemeinschaftsräume sowie ein einladendes Atrium aus. Das Erdgeschoss beherbergt die Poststelle, die für den Empfang von Kunden reserviert ist. In den oberen acht Etagen sind Büros mit einer offenen Bürotypologie untergebracht, ausgestattet mit je sechs bis acht Arbeitsplätzen. Zahlreiche Gemeinschaftsbereiche, in denen man sich treffen, zusammenarbeiten, Ideen austauschen, kochen, entspannen und Sport treiben kann, tragen zum allgemeinen Wohlbefinden der Mitarbeiter bei.
Herzstück des Gebäudes ist das zentrale Atrium, das sich über neun Geschosse erstreckt. Eine 30 Meter hohen skulpturale Wendeltreppe in Form einer Helix verbindet alle Ebenen miteinander. „Dieser Raum wird zu einem Knotenpunkt des Austauschs zwischen den Abteilungen, wie ein symbolischer roter Teppich, der zwischen den Teams verläuft“, so metaform architects.
Logistische Meisterleistung
Die moderne Wangentreppe wurde vom Unternehmen Metallart aus Stahl gefertigt und beeindruckt mit monumentalen Dimensionen sowie präziser Ausführung. Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Form wurde die Wendeltreppe in großen Teilen im Werk vorkonfektioniert. Jeder Treppenlauf besteht aus zwei Teilen, die während der Rohbauarbeiten vor Ort zusammengesetzt wurden.
„Das wiederum war ein logistisches Meisterwerk, da die großen Elemente nur über das Dach eingebracht werden konnten“, berichtet GG Kirchner, Partner bei metaform und Projektleiter beim POST Headquarter. „Aufgrund der Lage der Baustelle im Zentrum von Luxemburg Stadt musste die Anlieferung just-in-time eingetaktet werden. Zeitgleich wurde dort auch die neue Straßenbahn gebaut. Langer Rede kurzer Sinn – es gab keinen Platz, um die großen Teile zwischenzulagern. Das ganze hat dann auch noch während der Covid-Pandemie stattgefunden.“
Skulpturale Wendeltreppe
Die Wendeltreppen-Anlage wurde durchgängig als U-Profil mit geschlossenen Wangen und Stahlstufen in Holz-Faltwerkausführung realisiert. „Zum einen sind die Seitenwangen aus architektonischen Gründen geschlossen umgesetzt, um den skulpturalen Charakter zu unterstreichen“, so Architekt GG Kirchner, „zum anderen dienen die geschlossen Seitenwagen zur Aussteifung der gesamten Konstruktion.“
Die Verkleidung an der Unterseite ist ebenfalls aus einem Stahlblech gefertigt. „Da es sich hier um eine doppelgekrümmte Fläche handelt, kann man sich ungefähr vorstellen, wie anspruchsvoll die Ausführung war“, so der Architekt.
Die Stahlstufen wurden ganz zum Schluss mit einem Holzbelag verkleidet. Beidseitig an den Innenseiten der modernen Wendeltreppe verlaufen Handläufe aus edlem Massivholz sowie LED-Spots für die punktuelle Beleuchtung. Der Holzbelag sowie die dezenten Holzhandläufe aus Europäischer Eiche stehen in harmonischem Kontrast zu den begrünten Galeriegeländern. Ergänzend zur Haupttreppe verläuft vom Atrium direkt ins zweite Obergeschoss eine gegenläufige Nebentreppe, mit der die moderne Wangentreppe ihre dynamische Basis erhält.
DGNB Platin-Zertifikat
POST Luxembourg hatte sich zum Ziel gesetzt, mit seiner neuen Firmenzentrale die Platin-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zu erlangen – eine der höchsten verfügbaren Umweltzertifizierungen, die es derzeit gibt. Um diese Anforderungen zu erfüllen, musste der Entwurf strenge ökologische Kriterien erfüllen.
Zu den Maßnahmen gehören u.a. die Verwendung von lokalen, natürlichen Materialien, die Klimatisierung über aktive Kacheln, ein automatisches Beleuchtungsmanagement oder auch die Regenwasserrückgewinnung, bei der Regenwasser in einem unterirdischen Reservoir von über 270 m³ gespeichert und anschließend gefiltert wird, bevor es in den Toiletten oder zur Bewässerung der Pflanzen Verwendung findet.
Das Gebäude verfügt zudem weder über eine Klimaanlage noch über einen Heizkessel. Stattdessen wird die Temperatur über einen riesigen Eisbehälter (2.133 m³) sowie ein Wärmerückgewinnungssystem reguliert, das sich hinter dem Gebäude befindet. Das Gebäude ist außerdem mit Sonnenkollektoren und energieeffizienten Hochleistungsgläsern ausgestattet.
Projekt: POST Headquarters – Luxembourg
Standort: 38 Place de la Gare, 1616 Luxemburg
Bauherr: POST Luxembourg
Architekten: metaform architects, Luxembourg
www.metaform.lu