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Weich gerundete Spitze

Neubau eines Bürogebäudes in Hamburg
Weich gerundete Spitze

Wie ein skulpturaler Körper erhebt sich das LOC 290 am S-Bahnhof Bahrenfeld im Hamburger Ortsteil Ottensen und zieht die Blicke der Passanten auf sich. Die dunkle, matte Zinkfassade der sieben Obergeschosse steht im Kontrast zu den in abgesetzten Streifen um das Gebäude laufenden Fensterflächen und dem hellen, zurückgesetzten Sockel.

Claudia Frahm | jo

Die charakteristische Textur des vorbewitterten Titanzinks und sein anthrazitfarbenes Erscheinungsbild unterstreichen den voluminösen Charakter des Büroneubaus. Zudem betont das unregelmäßige Raster der versetzten Zink-Profile die Fassade und erzeugt ein optisches Pendant zur stark gerasterten Struktur des mit Verblendmauerwerk im Dänischen Normalformat verkleideten Erdgeschosses. 790 m² Fensterfläche aus Kunststoff-Fensterelementen durchbrechen diese monolithische Einheit und verleihen dem Objekt eine doch eine gewisse Leichtigkeit.
Spitze Winkel
Ottensen ist ein Ortsteil des Hamburger Bezirks Altona. Die zunächst landwirtschaftlich geprägte Siedlung wandelte sich ab 1850 im Zuge der Industrialisierung zunehmend. Zahlreiche ehemalige Fabrikgebäude wie z. B. die Zeise-Hallen kennzeichnen bis heute das Stadtbild. Doch auch die bäuerlichen Ursprünge sind bis heute ablesbar – im verwinkelten Verlauf der Straßen, in dem sich die früheren Feldwege und Raingrenzen abzeichnen und in den für diesen Stadtteil charakteristischen „Ottenser Nasen“: Um möglichst jeden Meter des Baugrundes zu nutzen, wurden die Ecken der mehrgeschossigen Wohngebäude bis in die spitzen Winkel der alten Grundstücke hinein gebaut und die für Ottensen typischen, spitz zulaufenden Bauformen entstanden.
„Ottenser Nase“
Auch das LOC 290 steht auf einem spitzwinkligen Grundstück und auch hier hat der Grundstückszuschnitt in alter Hamburger Tradition den Entwurf des Architektenbüros SEHW und den Grundriss des Gebäudes mit definiert. Das Grundstück lag nach dem Rückgang der industriellen Nutzung des Stadtteils brach. Jetzt ergänzt der Neubau die zwei Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite und stellt im Dreiklang mit ihnen eine Art „Landmark“ dar. Die Gebäudeaußenwände verlaufen parallel zur Bahn im Norden und zur Friedensallee im Südwesten. Die Außenwand im Süden verläuft parallel zur Nordwand und ergibt sich aus der für Bürogebäude optimalen Gebäudetiefe von etwa 15 m. Im Osten bildet der Bau den Abschluss zum benachbarten Wohnungsbau. Da der Übergang von der Süd- in die Süd-West-Fassade nicht spitz als Ecke, sondern weich als Rundung ausgeführt wurde, entschieden sich die Architekten auch dafür, den spitzen Winkel im Übergang von der Süd-West- in die Nordseite zu runden.
Vorbewittertes Titanzink
Die gebogene Form der Fassade erforderte ein besonderes Material, das sich leicht runden und auch an den gerundeten spitzen Winkel anpassen ließ. Die Architekten entschieden sich für vorbewittertes Titanzink von VMZINC. 1 375 m² Anthra-Zinc wurden allein für die Fassadenfläche verarbeitet. Hinzu kamen Fenster- und Attikaabdeckungen, Laibungen, Fassadenanschlüsse sowie Deckenverkleidungen. Hierbei waren für die Material-Wahl nicht nur die vielseitigen Verarbeitungsmöglichkeiten und guten zinkspezifischen Eigenschaften ausschlaggebend. Titanzink lässt sich beliebig verformen, kann gekantet, gerundet, gefalzt und profiliert werden. Das Material enthält keinerlei Verunreinigungen, die durch Wind und Wetter oder Feuer freigesetzt werden könnten. Das verwendete Titanzink zeichnet sich gegenüber reinem Zink durch eine verbesserte Dauerstandfestigkeit, geringere Wärmedehnung und verringerte Kaltsprödigkeit aus. Der Werkstoff ist langlebig, sehr widerstandsfähig und altert natürlich und wartungsfrei. Er wird ressourcenschonend produziert und ist zu 100 % recycelbar.
Vorgefertigte Profile
Für die Fassade wurden VMZ Flatlock-Profile gewählt, die in zwei vorgegebenen Höhenrastern in jeweils vier Längen (1, 2, 3 und 4 m) verwendet wurden. Dieses industriell hergestellte Rautensystem basiert auf einer traditionellen Verarbeitungstechnik: Die vorgefertigten Großrauten werden in den seitlich umlaufenden Umkantungen mit Haften befestigt. Untereinander werden die einzelnen Elemente durch Einhängen verbunden. Die obere Rückkantung der Großrauten wird dabei zurückgesetzt, so dass die beim Verbinden von zwei Rauten vorhandenen vier Blechstärken an der Fassade eine glatte, flächenbündige Oberfläche bilden. Die Rauten können auf ebenen oder gewölbten Fassaden eingesetzt werden. Für die Rundungen des LOC 290 wurde der genaue Radius der Profile durch spezielles Walzen erzielt. Wichtig war dabei, die Befestigungsfalze nicht zu quetschen. Das war insbesondere am spitzwinkligen Übergang zwischen der Süd-West- und der Nordseite eine echte Herausforderung.
Die Flatlock-Profile können auf einer vollflächigen Holzschalung mit einer Mindestdicke von 24 mm oder auf einer Sparschalung verlegt werden. Hier wurde eine hinterlüftete OSB-Schalung mit Aluminium-Unterkonstruktion gewählt, auf der die Handwerker die Profile mit Haften und Haftstreifen befestigten. Die Rauten werden montagefertig komplett mit Haftstreifen angeliefert.
Entwurfsplanung: SEHW Architekten GmbH, Hamburg Ausführungsplanung: Behrendt Wohnungsbau KG (GmbH & Co.), Hamburg Statik: Wetzel & von Seht, Hamburg
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