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Praxistest bestanden

Brandschutz- und Evakuierungskonzept für Turm des Kölner Domes
Praxistest bestanden

Mehrere tausend Besucher täglich besteigen den Südturm des Kölner Domes. Mit einem kombinierten Brandschutz- und Evakuierungskonzept erfüllt das historische Treppenhaus alle Auflagen des modernen Brandschutzes.

Dieter Henning, Siemens AG, Div. Building Technologies, Zertifizierter Fachplaner und Sachverständiger Brandschutz | be

Mit knapp 160 m Höhe ist der südliche Kölner Domturm ein Besucher-Magnet: Von den bis zu 5 000 Menschen, die täglich den Kölner Dom besichtigen, besteigen viele den Südturm und werden mit spektakulärem Ausblick belohnt. Um diese Besucherströme optimal bewältigen zu können, erschließt seit 2009 ein neuer, architektonisch anspruchsvoller Zugangsbereich den Turm von außen. Damit ergab sich jedoch eine neue Brandschutz-Situation: Denn wenn in den unterirdischen Kassen- und Servicebereichen ein Feuer entstünde, würde das enge steinerne Treppenhaus des Turmes schnell verrauchen und die Besucher ohne Fluchtmöglichkeit einschließen.
Siemens und die Berufsfeuerwehr Köln entwickelten deshalb – begleitet durch den TÜV Rheinland – ein Konzept, das im Brandfall die Evakuierung der Turm-Besucher aus dem Treppenhaus über das Innere des Domes ermöglicht. Sowohl Zugangsbereich als auch Treppenhaus und Zugänge werden über zwei Technologien brandschutztechnisch überwacht: Automatische Rauchmelder mit ASA-Technologie, die sich über entsprechende Parametersätze individuell an die Umgebungsbedingungen anpassen lassen, und extrem sensible Ansaugrauchmelder (ASR).
Wird ein beginnendes Feuer detektiert, lösen die vier vernetzten Brandmelderzentralen die im Vorfeld ausgearbeiteten komplexen Steuerungen situationsabhängig und zielgerichtet aus: So werden automatisch Türöffnungssysteme in den Zwischengeschossen aktiviert. Sie geben – je nach Szenario – automatisch den Zugang zu zwei Fluchträumen auf 20 und 45 m Höhe frei.
Zusätzlich zeigen optische Signalgeber den Rettungsweg zu den Fluchträumen an. Unterstützt durch ein Sicherheitskonzept können die Besucher in diesen Bereichen sicher abwarten, bis sie die durch das Brandmeldesystem informierte und geführte Feuerwehr evakuiert. Zusätzlich ermöglichen dort angebrachte Handfeuermelder den Besuchern auch eine manuelle Alarmierung. Beide Räume sind Bestandteil des Dom-Innenraumes und von dort aus zugänglich. Die Evakuierung kann dann ebenfalls auf diesem Weg erfolgen.
Anforderungen des Denkmalschutzes
„Wo es – wie hier – Sinn macht, nutzen wir selbstverständlich moderne Technik“, macht Dombaumeisterin Prof. Barbara Schock-Werner klar. „Und natürlich geht es neben der Sicherheit für unsere Besucher auch darum, die wertvollen Kunstwerke im Dom zu erhalten und zu schützen.“ Als Leiterin der Dombauverwaltung ist Prof. Barbara Schock-Werner jedoch auch für die Einhaltung des Denkmalschutzes verantwortlich: „Die Schwierigkeit besteht für uns immer wieder darin, die Erfordernisse eines funktionalen Gotteshauses mit denen eines bedeutenden Kulturdenkmals zu verbinden.“ Für die Installation notwendiger technischer Einrichtungen gibt es klare Vorgaben, die die Dombaumeisterin ganz pragmatisch auf eine kurze Formel bringt:
„Bei uns wird kein Loch gebohrt.“ Alle technischen Komponenten müssen sich also wieder entfernen lassen, ohne Spuren zu hinterlassen oder die Bausubstanz zu schädigen.
Für die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes im Südturm waren deshalb außergewöhnliche Lösungen gefragt: So wurden die Ansaugrauchmelder nicht angeschraubt, sondern mittels einer Klemmkonstruktion aus korrosionsfreiem Edelstahl befestigt. Auch Brandmelder und Leitungen wurden versteckt und ohne Bohrlöcher installiert.
Bewährungsprobe
Nach Abnahme der gesamten Anlage führten Siemens und der TÜV Rheinland einen Real-Testfeuerversuch mit 80 Jugendfeuerwehrleuten als Statisten durch. Dafür wurde – in Anlehnung an das definierte Testfeuer TF2 – mit einem speziellen VdS-Brandgasgenerator ein echter Schwelbrand simuliert, bei dem trotz sehr komplexer Luftströmungen im Kölner Dom eine schnelle und zuverlässige Branddetektion nachgewiesen werden sollte. Die Branddetektion erfolgte in dem Realversuch dann auch sehr schnell und präzise; die Steuerungen lösten wie vorgesehen aus. Die vorher nicht informierten Testpersonen gelangten im Rahmen einer Großübung der Feuerwehr Köln ohne Verzögerung in die Fluchträume und wurden durch die Feuerwehr sicher aus dem Gebäude geführt.
Das ergänzende Siemens-Konzept für Wartung und Instandsetzung sichert auch in der Folge die Funktionalität der Brandmeldeanlage und die damit verbundene Betriebssicherheit. Zudem gewährleistet es zukünftige Anpassungen an eventuelle Veränderungen.
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