Startseite » Licht | TGA | Automation »

Neue lichterfüllte Mitte

Rheinisches Landesmuseum Bonn
Neue lichterfüllte Mitte

Die vielen Facetten des Rheinlands, seit Jahrtausenden eine Schnittstelle vieler kultureller Strömungen, sind im neu eröffneten Rheinischen Landesmuseum in Bonn dargestellt. Prähistorische, geschichtliche und zeitgenössische Zeugnisse durchdringen in verschiedenen Schichten und Ebenen die Gestaltung, aber auch die gesamte Architektur des neuen Hauses.

Schon bei der Annäherung weist das Gebäude den Besucher augenfällig auf Jahrtausende der Bau- und Baustoffgeschichte hin: Die Materialien der zweischichtigen Außenhaut spannen den Bogen von einem der ältesten Baustoffe, Holz, zu einem modernen HighTech-Baustoff, Glas.
Im begehbaren Zwischenraum bilden steinerne Monumente aus verschiedenen Epochen die materialgeschichtliche Brücke.
Die „innere“ Fassade des Hauses ist plastisch durchgebildet, verschalt mit sägerauen, unbehandelten Holzbrettern, das Ganze überfangen mit einer gläsernen Vitrine, in der sich die Umgebung spiegelt.
Bestand
Der vorgefundene Baubestand im Herzen von Bonn umfasste einen älteren, nüchternen Buntsandsteinbau von 1909 und eine südliche Erweiterung von 1967, eingebettet in eine geschlossene gründerzeitliche Bebauung zwischen zwei Parallelstraßen. Im Zuge der Neuplanung stand auch eine städtebauliche Neuordnung an: Das eigentliche Museum wurde freigestellt.
Beide Straßen sind seitlich über einen Fußgängerweg, der durch einen Skulpturengarten führt, verbunden. Der Haupteingang wird über einen großzügigen Vorplatz erreicht, der das gesamte „Glashaus“ wirksam zur Geltung bringt.
Zentrale Halle
Im neuen Museum fällt die Orientierung leicht. Das weite Foyer ist von einem Museumsshop und einem Restaurant flankiert. Anschließend betritt der Besucher eine große zentrale Halle, die alle Geschosse umfasst und von oben über eine gläserne Lichtdecke erhellt ist.
Hier verschafft er sich einen ersten Überblick. Die Halle erschließt alle Bereiche des Museums. Geschickt haben die Planer der Architektengruppe Stuttgart die unterschiedlichen Geschosshöhen der beiden Bauabschnitte aufgegriffen:
Frei in den Lichthof der Halle eingehängte Treppen und Rampen mit unterschiedlichen Steigungen lassen beim Begehen keine Langeweile aufkommen. Eine matt transluzente Glasdecke aus satinierten Glastafeln taucht die Halle in ein gleichmäßig mildes Licht. Die sorgfältig und präzise detaillierte Konstruktion der Lichtdecke ist eine patentierte Entwicklung des Spezialunternehmens Glas Marte aus Bregenz. In der Mitte gibt ein klar verglastes Oberlicht den Blick auf den Himmel frei. Je nach Lichteinfall und -menge werden über den Glastafeln Leuchtstoffröhren zugeschaltet.
Sind in der Halle alle Themen des Museums spontan erfassbar, bieten die Seitenflügel und –räume vertiefende oder spielerische Informationen, die über verschiedene Medien alle Sinne ansprechen: Monitore und Multimediastationen bieten ausführliche Erläuterungen.
Lichtes Tonnengewölbe
Eine Steigerung des Themas „Lichtdecke“ erwartet den Gast auf der zweiten Ebene des Altbaus: Die beiden obersten Geschosse sind in einem weiteren Lichthof zusammengefasst, der von einem gläsernen Tonnengewölbe überspannt und durch Tageslicht erhellt wird.
Das Halbrund der Tonne gibt mit dem modernen Baustoff Glas eine zeitgemäße Antwort auf die Rundbogenfenster von 1909.
Konstruktion im Detail
Die Qualitäten ausgereifter Konstruktionen sind daran zu erkennen, dass Details – statisch und bauphysikalisch einwandfrei – auch optisch elegant ausgebildet sind. Bei den gläsernen Lichtdecken im Rheinischen Landesmuseum Bonn umfassen – jeweils mittig an den Längsseiten – vier speziell entwickelte, glasperlgestrahlte und eloxierte U-Profile die Glastafeln.
Sie sind mit dem Glas verklebt und schwächen somit nicht den Querschnitt. Jeweils zwei der Profile werden von einer Halterung aus verchromtem Messing aufgenommen, die über eine Edelstahlstange mit Spannschloss und Halfenschienen von der Rohdecke bzw. Tragstruktur abgehängt ist. Mehrere Justiermöglichkeiten gewährleisten die perfekte Ausrichtung der Lichtdecke: Die Abhängestange wird in einer an der Rohdecke fixierten Schiene justiert, die Höhenregulierung erfolgt über das Spannschloss, die Glastafeln sind vertikal beweglich gelagert.
Bei der gläsernen Tonne treten – wie in einem „echten“ Tonnengewölbe – zu den Vertikalkräften noch Horizontalkräfte auf, die abzufangen sind. Hierzu wurden spezielle, passgenaue Halterungen konstruiert.
Die gelungenen Neuentwicklungen sind das Resultat einer engen Zusammenarbeit von Glas Marte, einem Gesellschafter der uniGlas GmbH & Co.KG, mit dem Spezialunternehmen KAB Koch Deckensysteme GmbH & Co.KG. Das technische Engineering zur Ausarbeitung der Lichtdecken bis zur CAD-Planung erfolgte durch Glas Marte, während KAB Koch Deckensysteme Aufmaß, Koordination, Montage und Abwicklung übernahm.
Auch die gestalterische Forderung nach 12 mm breiten Fugen zwischen den Glastafeln konnte realisiert werden, um bei genauerem Hinsehen die Tiefe des Lichtraums und der Lichttechnik oberhalb der Decke erfassen zu können.
Materialreduktion
Im neuen Rheinischen Landesmuseum stehen die dargestellten Themen im Vordergrund. Die Konzentration auf wesentliche Inhalte liegt auch in Gestaltung der Räume begründet, die gut geschnitten, aber sehr zurückhaltend in Material und Detail ausgeführt sind.
Die technische Ausstattung beispielsweise für Klimatisierung, Sicherheit, Medien und Licht ist bündig in Decken und Wände integriert. Die Materialien sind auf wenige Baustoffe reduziert: Viel Holz, unbehandelter Estrich, glatte, farblich angelegte Wände und Glas: Klares Glas in den Fenstern, die teilweise überraschende Ausblicke bieten, satiniertes Glas in elegant unaufdringlichen Haltern für großzügige Lichtdecken.
Die ursprüngliche Aufgabe des Baustoffs Glas vermittelt den Kontakt nach draußen; das natürliche Tageslicht, die Helligkeit und Weite werden auch im Inneren des Museums mittel- und unmittelbar wahrgenommen.
Weitere Informationen
Lichtdecke bba 550
Planer: Architektengruppe Stuttgart Knut Lohrer, Uli Pfeil, Prof. Dieter Herrmann, Prof. Gerhard Bosch, Dieter K. Keck Projektleitung: Cathrin Dietz, Verena Wortelkamp
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de