Anforderung:
Effizientes + sicheres Energiekonzept im Fokus einer nachhaltigen Gebäudeplanung
Lösung:
70 Automationsstationen regeln, optimieren, steuern und überwachen. Echtzeit-, Multiuser-/Multitaskfähige Software.
2002 beschloss der Deutsche Bundestag den Wiederaufbau des im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten und 1950 gesprengten Berliner Schlosses. Drei der Außenfassaden und der Fassaden des historischen Schlüterhofes sollten in ihrem barocken Antlitz rekonstruiert werden, während der italienische Architekt Franco Stella die östliche Fassade in einem glatten modernen Betonstil errichten ließ.
Seit Sommer 2021 hat das Humboldt Forum seine Pforten als Universalmuseum geöffnet. Um die zahlreichen unterschiedlichen Ausstellungsstücke sicher zu konservieren und zu erhalten, war eine ausgeklügelte HLK-Anlage von Nöten. Die Voraussetzung dafür haben Fachleute von Kieback&Peter mit der passenden Gebäudeautomation gelegt.
Um die barocken Elemente des ehemaligen Berliner Stadtschlosses zu rekonstruieren, wurden über 2.800 Figuren und rund 23.000 Sandsteinelemente erschaffen. Nach achtjähriger Bauzeit und 640 Mio. Euro Kosten erhebt sich auf über 40.000 m² Nutzfläche das Humboldt Forum in der historischen Mitte Berlins auf der Spreeinsel. Der Träger des Humboldt Forums, die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, wollte einen Ort für Inspiration, Aktion und Austausch schaffen. Neben einer Ausstellung zur Geschichte des Ortes, erwartet die Besucher unter anderem die Ausstellung Berlin Global sowie das Ethnologische Museum und ein Museum für Asiatische Kunst.
Mess-Steuer-Regel-/Leittechnik für hohe Anforderungsdiversität: Gut geregelt
„Was die HLK-Technik betrifft, ist das Projekt Humboldt Forum nicht nur durch seine alleinige Größe mit einer Bruttogeschossfläche von mehr als 96.000 m² sowie rund 100.000 m³ eingebrachtem Beton und 20.000 t verbautem Stahl ein sehr anspruchsvolles Projekt“, erklärt Michael Thoma, Leiter Technisches Gebäudemanagement im Humboldt Forum und sagt weiter: „Auch durch die Unterschiedlichkeit der Objekte und deren diverse Anforderungen an Raumtemperatur und Raumfeuchte ist das Universalmuseum eine echte Herausforderung.“
Um in einem solchen Umfeld ein ökonomisches, sicheres und energieeffizientes Betreiben der technischen Gebäudeausrüstung zu gewährleisten, ist der Einsatz einer smarten Gebäudeautomation unabdingbar.
Die Experten von Kieback&Peter, einem der führenden Unternehmen im Bereich Gebäudeautomation, haben in einem Zeitraum von etwa vier bis fünf Jahren eine passende MSR (Mess-Steuer-Regel- und Leittechnik) im Humboldt Forum verbaut.
Dazu gehörte u.a. die Installation von rund 70 Automationsstationen ‚DDC4000‘ an insgesamt 46 Automationsschwerpunkten (ASP). Die Stationen können über einen intuitiv bedienbaren Farbtouchscreen manuell vor Ort bedient werden.
Sie bieten für die speziellen Anforderungen des Museums zugeschnittene Regel-, Optimierungs-, Steuerungs- und Überwachungsfunktionen.
Die einzelnen ASPs, in denen die DDCs verbaut sind, laufen im Hochleistungs-BMS (Gebäudemanagementsystem) von Kieback&Peter zusammen, das die Informationen der Stationen sammelt, visualisiert und bedienbar macht und eventuelle Stör- und Alarmmeldungen verarbeitet. Auf zwei Servern im Keller des Humboldt Forums haben die Experten hierzu die Software GLT-SW5000N aufgespielt, die sich durch Echtzeit-, Multiuser- und Multitaskfähigkeit auszeichnet.
Die Informationen, die das BMS bereitstellt, dienen dazu, Prozesse zu optimieren, energie- und kostensparende Maßnahmen einzuleiten und – falls nötig – Fehlfunktionen zu beheben. Neben der Gebäudeautomation für die HLK-Anlagen, war Kieback&Peter auch für die Installation des Entrauchungssystems im Humboldt Forum zuständig.
Vollklimaanlagen für Ausstellung: geregelt und gesteuert
Insgesamt sind im Humboldt Forum 41 Vollklimaanlagen verbaut. Jeder Ausstellungsbereich hat eine eigene RLT-Anlage, deren nachgeschaltete Konvektoren zusätzlich für die Temperaturregelung verwendet werden. Insbesondere in den warmen Monaten werden diese zur Erwärmung nach dem Entfeuchtungsprozess benötigt. In den Ausstellungsräumen sind wertvolle Objekte platziert, die bestimmte konservatorische Werte (Temperatur- und Feuchtewerte) benötigen, die nur geringfügigen Schwankungen unterliegen dürfen.
In den Konferenz-, Sozial- und Nebenräumen sorgen Teilklimaanlagen für die entsprechende Lüftung und Temperierung. Temperatur- und Feuchtefühler messen die Ist-Werte und leiten diese an die DDCs, die entsprechend der Regelabweichung die Raumwerte regeln: Zuluft wird über entsprechende Register entweder erwärmt, abgekühlt oder entfeuchtet. Außerdem ermitteln CO2-Fühler die Belastung der Abluft, damit der Außenluftanteil der RLT-Anlage entsprechend geregelt und gesteuert werden kann.
Anspruchsvolles HLK-Konzept
Das HLK-System des Humboldt Forums ist vielschichtig und wird multivalent betrieben. Die Kälteproduktion erfolgt über insgesamt sechs Kälteerzeuger: jeweils zwei Kälteverdichtermaschinen für die Nieder- und Hochtemperaturkälte über die Lüftungsanlagen sowie zwei Wärmepumpen für die Kühlung, aber auch Heizung des Museums. Neben der energieeffizienten „Freien Kühlung“, die bei ausreichender Außentemperatur über Rückkühler auf dem Dach erfolgt, ist der Eisspeicher ein Nachhaltigkeits-Highlight, der zur Spitzlastabdeckung bei Hitzepeaks im Sommer abgetaut werden kann.
Einen Großteil seiner Wärme bezieht das Humboldt Forum über einen Fernwärmeanschluss. Diese thermische Energie wird vor allem für die Heizkreise genutzt, die eine höhere Vorlauftemperatur als 45 Grad Celsius benötigen, wie die Heizregister der RLT-Anlagen. Das Atrium wird über Fußbodenheizungen erwärmt, die bei einer Vorlauftemperatur von etwa 45 Grad Celsius die in der Geothermie eingespeiste Abwärme der Wärmepumpen nutzt.
Projekt: Neubau mit teilkonstruiertem Schloss Humboldt Forum
Standort: Schlossplatz 1, 10178 Berlin, Deutschland
Architekturentwurf: Franco Stella Architetto, Vicenca und Berlin
www.francostella.eu
Planung | Realisation LPH 2 – LPH 9: Projektgemeinschaft: Franco Stella, Architetto; Hilmer & Sattler und Albrecht, Gesellschaft von Architekten mbH; Baumanagement Berlin GmbH
www.baumanagement.berlin
Michael Thoma, Leiter Technisches Gebäudemanagement im Humboldt Forum: „Was die HLK-Technik betrifft, ist das Projekt Humboldt Forum nicht nur durch seine alleinige Größe (…) ein sehr anspruchsvolles Projekt. Auch durch die Unterschiedlichkeit der Objekte und deren diverse Anforderungen an Raumtemperatur und Raumfeuchte ist das Universalmuseum eine echte Herausforderung.“