Startseite » Fassaden »

Perforierte Keramikfassade für Forschungsinstitut in Barcelona

Neubau eines Forschungsinstituts in Barcelona
Keramisch perforiert

Das »Hospital de la Santa Creu i Sant Pau« in Barcelona ist ein historisches Krankenhaus-Ensemble, das für seine beeindruckende Modernisme-Architektur – eine katalanische Variante des Jugendstils – bekannt ist. Ein neues Forschungsgebäude von PichArchitects Pich-Aguilera und 2BMFG Arquitectes fügt sich mit seiner perforierten Keramikfassade harmonisch in den historischen Kontext ein. Darüber hinaus erfüllt die Fassade bioklimatische Funktionen.

Anforderung:

Neubau, der sich harmonisch in ein historisches Gebäudeensemble des katalanischen Jugendstils einfügt

Lösung:

Perforierte Fassade aus individuell gefertigten Keramikelementen, die in den Farben der umgebenden Architektur glasiert sind


Das »Hospital de la Santa Creu i Sant Pau« wurde zwischen 1901 und 1930 nach Plänen des renommierten Architekten Lluís Domènech i Montaner erbaut. Konzipiert ist das Krankenhaus nach den Prinzipien der funktionalen Gestaltung. Die Gebäude sind in Pavillons angeordnet, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind. Diese Anordnung sollte die Effizienz im Betrieb und die Trennung der verschiedenen medizinischen Fachbereiche gewährleisten.

Das Gebäude ist ein herausragendes Beispiel für den Modernisme-Stil, der stark von der Natur und organischen Formen beeinflusst ist. Dies zeigt sich in den dekorativen Elementen, den Bögen, den Säulen und den floralen Verzierungen. Die Fassaden des Gebäudes sind mit bunten Keramikfliesen geschmückt, die charakteristisch für den Modernisme-Stil sind. Die Fliesen zeigen eine breite Palette von Farben und Designs, darunter Blumenmuster und geometrische Formen.

»Hospital de la Santa Creu i Sant Pau« in Barcelona
Bild: mitzo_bs/stock.adobe.com

Fortschrittliche Architektur

Domènech i Montaner integrierte viele Elemente, die die natürliche Belichtung und Luftzirkulation fördern, was zu dieser Zeit fortschrittlich und innovativ war. Dies half dabei, eine angenehme Umgebung für die Patienten zu schaffen. Die Architektur des Hospital de Sant Pau wurde zudem so gestaltet, dass sie harmonisch in die umgebende Stadtlandschaft von Barcelona passt. Es wurde viel Wert auf die Einbeziehung von Grünflächen und Gärten gelegt, um eine heilende Umgebung zu schaffen.

1997 erklärte die UNESCO das »Hospital de Sant Pau« zum Weltkulturerbe. Ab 2009 wurden die medizinischen Funktionen in ein moderneres Gebäude verlegt. Die historischen Bauten dienen heute als kulturelles Zentrum, Museum und Veranstaltungsort.

»Hospital de la Santa Creu i Sant Pau« in Barcelona
Bild: lena_serditova/stock.adobe.com

Flexible Räume

Das neu errichtete Forschungsgebäude von PichArchitects Pich-Aguilera und 2BMFG Arquitectes befindet sich in der »Carrer de San Quintí«, zwischen der historischen »Casa de la Convalescència« und dem neuen Krankenhaus. „Als Vermittler zwischen dem städtischen Straßennetz und dem Krankenhausgelände schlugen wir ein Volumen mit klarer, sauberer Geometrie vor, das den institutionellen Charakter des Gebäudes unterstreicht“, so die Architekten.

Das 9.700 m² große Gebäude verfügt über zwei Untergeschosse, ein Erdgeschoss und drei Obergeschosse. Jede Ebene besteht aus einem 80 x 11 m großen, stützenlosen Raum, der mithilfe von Trennwänden flexibel an jede Nutzungsänderung angepasst werden kann. Häufig begangene Wege wurden verkürzt, nicht miteinander vereinbare Wege voneinander getrennt. So konnten für die unterschiedlichen Arbeitsteams großzügige, gut beleuchtete Räume geschaffen werden. 

 „Diese Maßnahmen haben es uns ermöglicht, weniger Fläche als geplant zu bauen und gleichzeitig das geforderte Funktionsprogramm beizubehalten“, erklären die Architekten.

Forschungsgebäude in Barcelona mit perforierter Keramikfassade
Bild: Aldo Amoretti

Perforierte Keramikfassade

Wichtig war den Planern, dass sich der Neubau harmonisch in den historischen Kontext einfügt. Dafür sorgt nun eine perforierte Keramikfassade, die innen wie außen in den gleichen Farbtönen wie die historischen Pavillons gehalten ist und im Laufe eines Tages sowie aus verschiedenen Blickwinkeln überraschende, sich ständig verändernde Farbnuancen erzeugt. 

„Wir haben heute nicht mehr die Handwerker der damaligen Zeit, aber wir haben eine moderne Bautechnologie, die in der Lage ist, Fassaden herzustellen, die sich aus einer zeitgenössischen Perspektive auf die historische Architektur beziehen“, so die Architekten. 

Die Fassade wurde von der Firma Faveker entwickelt und besteht aus individuell angefertigten, in unterschiedlichen Farbnuancen glasierten Keramikplatten im Jalousie-Stil, montiert auf einem Netz aus geflochtenem Stahl. Insgesamt kamen etwa 45.000 maßgefertigte Platten mit Abmessungen von 42 cm Breite und 10 cm Höhe zum Einsatz.

Neben der Optik übernehmen die Keramikelemente auch bioklimatische Funktionen. Die keramischen Elemente sind in sich gefaltet, um das Gebäude vor der Sonne zu schützen. Die Platten an der Südfassade haben dabei einen überstehenden Rand nach unten, während die Fassadenelemente, die von der seitlichen Sonneneinstrahlung betroffen sind, seitliche Überhänge haben. Durch diese Konstruktion wird der Energieverbrauch im Gebäude erheblich reduziert.

Perforierte Keramikfassade am Forschungsinstitut Sant Pau in Barcelona
Bild: Aldo Amoretti

Höchstmaß an Energieeffizienz

Viele weitere Maßnahmen tragen dazu bei, dass das Forschungsinstitut Sant Pau maximale Energieeinsparungen bei minimalen Umweltauswirkungen sowie Materialkosten erreicht. 

Bereits während des Bauprozesses wurde der Energie- und Materialverbrauch gesenkt, indem überwiegend modulare und industriell gefertigte Elemente zum Einsatz kamen. Das Gebäude ist außerdem so konzipiert, dass der Energiebedarf durch zahlreiche passive Strategien minimiert wird:

  • Die Innenhöfe sind Kanäle für natürliches Licht und ermöglichen eine Querlüftung.
  • Die vorgehängte hinterlüftete Fassade schützt vor starker Sonneneinstrahlung und sorgt in Kombination mit einer Fassade aus Sandwichpaneelen für eine gute Isolierung.
  • Thermisch träge Materialien wirken als Puffer gegen plötzliche Temperaturschwankungen und reduzieren den Energieverbrauch für Heiz- und Kühlungssysteme. 
  • Ein begrüntes Zisternendach speichert Regenwasser, bietet thermischen und akustischen Schutz und verringert den Wärmeinseleffekt, wodurch die Temperatur in der Umgebung des Gebäudes gesenkt wird.

Darüber hinaus verfügt der Neubau über hocheffiziente Managementsysteme für Klima, Beleuchtung und Wasser sowie ein photovoltaisches Solarfeld auf dem Dach, das die Energieabhängigkeit ebenfalls minimiert. Durch all diese Maßnahmen verbraucht das Forschungsinstitut Sant Pau 62 % weniger Energie als ein gleichwertiges Referenzgebäude. 

Perforierte Keramikfassade als Überdachung am Forschungsinstitut Sant Pau in Barcelona
Bild: Aldo Amoretti

Kreislauffähig und minimalistisch

Das Forschungsgebäude wurde nach den Kriterien der Kreislaufwirtschaft entworfen. Es besteht aus Bauteilen, die in der Werkstatt hergestellt und auf der Baustelle zusammengebaut wurden. Bei Bedarf können die Komponenten demontiert und anschließend wiederverwendet bzw. recycelt werden. Zudem ist das Gebäude wandelbar und so konstruiert, dass es flexibel an künftige Nutzungsänderungen angepasst werden kann. Das verlängert seine potenzielle Lebensdauer erheblich.

Bei der Auswahl der Materialen gingen die Architekten nach minimalistischen Prinzipien vor: Alle Elemente, die nachweislich keinen eindeutigen Mehrwert bieten, wurden eliminiert. Abgehängte Decken, Handläufe, Verkleidungen und Veredelungen im Allgemeinen wurden auf das absolut Notwendige reduziert. Materialien mit geringen Umweltauswirkungen und niedrigem Wartungsaufwand wurden bevorzugt. Deshalb kamen Edelstahl oder Naturstein beispielsweise nicht zum Einsatz. Leichte Bauelemente wurden schweren vorgezogen. Zudem achteten die Planer auf wohngesunde Materialien, die einen minimalen Gehalt an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) aufweisen und somit die Luft in Innenräumen nicht belasten.

Neben Energieeffizienz und Nachhaltigkeit punktet das Gebäude zudem mit Erschwinglichkeit: Die Kosten für den Neubau betrugen 1.300 €/m², was für diese Art von Gebäude eindeutig im unteren Bereich liegt.


Projekt: Forschungsinstitut »Hospital de la Santa Creu i Sant Pau«

Standort: C/ de Sant Quintí, Barcelona, Spanien

Architekten: Pich Aquilera Arquitectes, Barcelona
www.picharchitects.com

2BMFG Arquitectos, Barcelona
2bmfg.com

Keramikfassade: Faveker
www.faveker.com


Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de