Anforderung:
Ästhetisch hochwertige, blickdichte Glaslösung für vier hinterleuchtete Treppenhaus-Glaswände
Lösung:
1 914 opake Glastafeln mit Marmoreffekt aus mundgeblasenem Überfangglas, auf ESG-Scheiben auflaminiert
Bisher waren die Forschungseinrichtungen des Instituts auf dem gesamten Campus verteilt – ein grüner Park mit roten Backsteinbauten, der in den 1930er-Jahren errichtet wurde. Der Neubau des Biomedicums beherbergt nun fünf Abteilungen und 1 600 Mitarbeiter unter einem Dach. Die Architektur des Gebäudes soll insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Disziplinen fördern und damit den Übergang von der Grundlagenforschung zu klinischen Studien erleichtern. Die einzelnen Forschungsgruppen profitieren dabei von einer modernen, gemeinsam genutzten Infrastruktur: Teure Geräte oder auch Technologieplattformen werden bereichsübergreifend eingesetzt, ultraflexibel ausgestattete Labore erleichtern die Kooperation zwischen verschiedenen Arbeitsgruppen, und die offen gestalteten Freibereiche fördern auch spontane Begegnungen zwischen Mitarbeitern der unterschiedlichen Abteilungen.
Transparenz, Grün und Helligkeit
Das Biomedicum besteht aus vier Baukörpern, die sich um ein acht Stockwerke hohes, glasüberdachtes Atrium gruppieren. Umgeben ist das Gebäude von einer transparenten zweischaligen Fassade. Eine einladende öffentliche Eingangsebene – mit Zugang zu Atrium, Café, Auditorium, Konferenz- sowie Ausstellungsräumen – schafft neue Verbindungen zum umgebenden Park und öffnet das Biomedicum zur Stadt hin sowie zum neuen Universitätsklinikum Nya Karolinska Solna direkt nebenan.
Zudem wird der Park ins Biomedicum geholt: Das Atrium ist mit Grünpflanzen und Bäumen bestückt, Pflanzenwände erstrecken sich vom Eingangsgeschoss bis zum obersten Stockwerk und betonen damit die Vertikalität des Gebäudes. Durch das Glasdach dringt eine ausreichende Tageslichtmenge ins Innere.
An der Ecke zum Atrium hin verfügt jeder der vier Baukörper über ein eigenes Treppenhaus. Um auch hier für angenehmes Licht zu sorgen, kamen leuchtende Glaswände zum Einsatz, die sich harmonisch in das Gesamterscheinungsbild des Gebäudes einfügen.
Handgefertigtes Überfangglas für Glaswände
Zur Fertigstellung der vier bis zu 38 m hohen leuchtenden Fassaden wurden auf einer Fläche von über 900 m2 insgesamt 1 914 Tafeln handgefertigtes Glas der Glashütte Lamberts zu einem Verbundglas im Format von jeweils 550 x 885 mm verarbeitet und mittels einer ausgeklügelten Montage- und Lichtkonstruktion montiert. Das speziell für dieses Projekt entwickelte mundgeblasene Zylinder-/Tafelglas verfügt dank einer Überlagerung von opakem und opalen Überfangglas über einen charakteristischen Marmoreffekt und zeigt keinerlei durchsichtige Stellen – denn die dahinterliegende Konstruktion samt Lichtquelle sollte absolut unsichtbar bleiben.
Um die modulare Aufteilung der Glaswände gleichmäßig und in einer möglichst effektiven Größe zu gestalten, wurden alle 1 914 mundgeblasenen Glastafeln in einer leichten Übergröße angefertigt (normale Größe ca. 600 x 900 mm). Anschließend wurden die Paneele durch das Glasstudio Derix in einheitliche Fertigmaße zu je 550 x 885 mm geschnitten und auf ESG-Scheiben auflaminiert.
Anspruchsvolles Lichtkonzept
Die maßgeschneiderte Konstruktion wurde von Derix in Kooperation mit Arne Fiedler Lighting Solution konzipiert. So konnten die hinterleuchteten Glaswände mit einer Einbautiefe von lediglich 120 mm sowie einem engen Fugenbild von nur 2 mm zwischen den Glasmodulen realisiert werden. Die Konstruktion erlaubt eine klare Aufteilung der Elemente, ist schnell zu montieren und dabei noch wartungsfreundlich.
Durch das Know-how von Arne Fiedler konnte auch das anspruchsvolle Lichtkonzept von C. F. Møller umgesetzt werden. Jedes Modul ist einzeln ansteuerbar, um die Lichtdichte dem Tageslichtverlauf anpassen zu können. Der Lichtverlauf „Lightfading“ sollte individualisiert werden, um die besondere Qualität des mundgeblasenen Lamberts-Glases stärker hervorzuheben. Das Lichtkonzept macht eine weitere technische Beleuchtung der Treppenhäuser überflüssig, da diese nun ausschließlich „durch das Glas“ ausgeleuchtet werden.
Lotte Søborg, Architektin bei C.F. Møller Architects: „Das weiche Licht im Treppenhaus unterscheidet sich von allen anderen Lichtquellen im Innenhof des Biomedicums und hebt somit die Treppenhäuser optisch hervor. Es ist ein sehr angenehmes Licht. Aus der Nähe sind die Variationen des handgefertigten Glases deutlich erkennbar – es wirkt wie Perlmutt, sagte einer der Bauherren.“
Bauherr: Akademiska Hus, Stockholm (SWE)
Architekt: C. F. Møller Architekten, Stockholm (SWE)
www.cfmoller.com
Größe: 65 000 m2
Preise: u.a. Gewinner des Årets Bygge 2019, einer jährlichen Auszeichnung für das beste schwedische öffentliche Gebäude
Standort: Stockholm (SWE)
Architektin Lotte Søborg: „Wir wollten, dass die vier Treppenhäuser im Innenhof auffallen, da sie die Haupttreppen zu den Laboren sind. Es handelt sich zudem um Fluchttreppen, so dass es von größter Bedeutung war, dass das Licht im Treppenhaus gut ist – nicht nur an der Wand, sondern auch auf der Treppe.“
Architektin Lotte Søborg: „Als Architekt denkt man manchmal, man kann alles selbst lösen – aber das war wirklich eine sehr gute Zusammenarbeit. Unsere Idee kam in sehr gute Hände, und es wurde genauso, wie wir es wollten.“
Christian Baierl, Glashütte Lamberts, Projektleiter & Prokurist: „Nach der Fertigstellung der Glas-Licht-Wand war ich äußerst gespannt, wie sie wirkt. Tatsächlich war sie sogar noch besser als erwartet. Die Qualität über die Fläche – aber auch im Detail – war enorm und die technische Umsetzung perfekt! Es war schön zu sehen, wie begeistert die Auftraggeber waren.“
Laminieren
Dekorative Verglasungen in Gebäuden mit öffentlichem Publikumsverkehr fordern von Planern und Gestaltern die Einbeziehung von Personenschutz in ihre Überlegungen. Wo zwingend Verbundsicherheitsglas vorgeschrieben ist, können auch mundgeblasene Flachgläser von Lamberts mit Polyvinylbutyral-Folie (PVB) zu Verbundsicherheitsglas laminiert werden.
Eine weitere Möglichkeit, das Glas zu laminieren, bietet sich durch die Verwendung von 2-Komponenten-Silikonen oder Gießharzen. Beide Materialien eignen sich für unterschiedliche Anwendungen und werden von qualifizierten Fachbetrieben verwendet, um Glasbilder bzw. Glasgemälde ohne Bleisprossen zu (großflächigen) Einzelverglasungen zusammenzusetzen. Dabei werden die Glasteile auf eine Trägerscheibe auflaminiert. Die Trägerscheibe kann diversen Anforderungen wie Personenschutz, Wärmeschutz oder Brandschutz Rechnung tragen.
- Doku-Film (ca. 14 min) des Bayerischen Rundfunks zur Glasherstellung in der Glashütte Waldsassen:
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