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Gläsern inszeniert

Neubau eines Museums in Friedrichshafen
Gläsern inszeniert

Beim neuen Dornier Museum direkt am Flughafen Friedrichshafen sollte die 100 Jahre dauernde Unternehmenshistorie hautnah erlebbar sein – durch eine außergewöhnliche Architektur, nahezu 400 Exponate und spannende Präsentationsformen. Hierfür setzten die Generalplaner von Atelier Brückner als Gestaltungselement vor allem auf den Werkstoff Glas.

Bruno Lukas/jo

Auf einer Ausstellungsfläche von rund 5 000 m2 vermittelt das Dornier Museum Friedrichshafen die Lebensleistung des Luftfahrtpioniers Claude Dornier, der nicht nur ein genialer Konstrukteur, sondern auch ein sehr erfolgreicher Unternehmer war. Bereits der Standort des Museums beeindruckt, denn der Neubau liegt direkt an der Landebahn des Flughafens Friedrichshafen.
Das vom Architekturbüro Allmann Sattler Wappner Architekten geplante Gebäude ist als Hangar konzipiert, wobei der Grundriss eine Abzweigung des Rollfeldes nachzeichnet. Die Architektur des Museumsgebäudes wird zwei ganz unterschiedlichen Anforderungen gerecht: Einerseits bietet der Hangar ausreichend Platz für die Originalflugzeuge, andererseits bildet eine „Museumsbox“ im Gebäudeinneren das Kernstück der Ausstellung. Die Form des Museums leitet sich aus dem direkten Zugang der Flugzeuge vom Hangar zur Start- und Landebahn ab. Transluzente Raumschalen, die den gekrümmten Weg begleiten, begrenzen den Innenraum. Die Stirnflächen mit Orientierung zum Flughafen werden über transparente Tore geschlossen.
Multi-Media Projektionen
Die Museumsbox besteht aus neun in U-Form angeordneten Ausstellungsräumen. Sie geben mit jeweils spezifischen Raumbildern die einzelnen Epochen der Unternehmensentwicklung von Dornier wieder. Das wichtigste verbindende Element ist der intensive Einsatz von Lichtinstallationen und Projektionen. Ausgeführt wurden die Interieur-Installationen meist in Verbindung mit dem Werkstoff Glas, der mit bewährten und neuartigen Technologien eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
Neben herkömmlichen Glasschaukästen beeindrucken vor allem die sechs interaktiven, „schaltbaren“ Glasvitrinen sowie der begehbare Glasboden. Hier zeigen sich die Stärken des Materials, das von scheinbaren Widersprüchen lebt, in diesem Fall transparent–opak, stabil–fragil und eindimensional–mehrdimensional.
Begehbarer Glasboden mit Landkarte
Der insgesamt rund 80 m2 große, begehbare Glasboden – davon 40 m2 mit einer Weltkarte bedruckt – verdeutlicht dem Besucher beim Rundgang die globale Entwicklung der Luftfahrt.
Der Ausstellungsgestalter Atelier Brückner hatte dieses Kartenmotiv von Beginn an als Bodenkarte auf dem Trägermaterial Glas vorgesehen. Das Projektteam stieß bei der Suche nach einem geeigneten Partner auf die Firma Glas Trösch. Der Glashersteller hatte nicht nur die passenden Produkte im Angebot – vielmehr konnte die Beratungsabteilung des Unternehmens vergleichbare Referenzprojekte vorweisen.
„Die Anforderungen an den Bodenaufbau waren besonders anspruchsvoll“, erklärt die für die Umsetzung zuständige Glas Trösch-Beraterin und Architektin Daniela Buck. „Neben der notwendigen Stabilität und Rutschhemmung war eine millimetergenaue Bedruckbarkeit in Verbindung mit einem 3D-Effekt erwünscht.“ Diese komplexe Aufgabenstellung löste man man mit einem dreifachen Glasaufbau mit Verbundsicherheitsglas (VSG).
„Das Glas ermöglicht durch den geschichteten Aufbau und die damit verbundene Tiefenwirkung die angestrebte Dreidimensionalität“, beschreibt Planer Christoph Längle vom Atelier Brückner die Vorteile des Trägermaterials. „Mit Hilfe der einzelnen Schichten können verschiedene Informationsebenen dargestellt werden.“
Die untere Glasschicht bildet die Basis für die Weltkartenelemente wie Kontinente, Meere und Städte. Die mittlere Glasschicht dient als Trägermaterial für die grafisch dargestellten Flugzeugmodelle und Flugrouten. Verwendet wurde für die untere und mittlere Schicht (jeweils 10 mm Dicke) das Glasprodukt Eurowhite, das zuvor im Lamex Colorprint-Digitaldruckverfahren veredelt worden war. Als oberes Deckglas kam das rutschhemmende Glasprodukt Antigliss zum Einsatz, mit ebenfalls 10 mm Dicke. Insgesamt 24 VSG-Elemente mit einer Abmessung von jeweils 1,75 x 0,95 m (L x B) bilden die Weltkarte und sind auf einem IPE 160 Doppel-T-Träger installiert.
„Die technische Herausforderung bestand darin, die Druckmotive auf einer sehr großen, segmentierten Fläche möglichst exakt aufzubringen, damit keine Verschiebungen entstehen“, erklärt Christoph Längle. „Eine anspruchsvolle Aufgabenstellung, die jedoch insgesamt gut umgesetzt werden konnte – auch durch die kontinuierliche Begleitung des Druckprozesses.“
Rutschhemmend und transparent
Bevor die Motive auf den einzelnen Ebenen positioniert werden konnten, galt es, die Anforderungen an die Rutschhemmung zu lösen, ohne die optische Wirkung der Grafiken zu beeinträchtigen. Die Rutschhemmung richtet sich bei öffentlichen Gebäuden wie dem Dornier Museum nach der Arbeitsstättenrichtlinienverordnung. Für Bodenbeläge gelten die Bewertungsgruppen R9 bis R13. Sie geben die in der schiefen Ebene (6 bis 35 Grad) ermittelte Rutschgefahr nach DIN 51130 wieder.
Da ein rutschhemmender Siebdruck aus optischen Gründen nicht in Frage kam, entschied sich Atelier Brückner nach entsprechender Ausschreibung für das transparente AntiGliss-Glas. Es erreicht durch seine Oberflächenstruktur einen Wert von R11, liegt somit über den Anforderungen und bietet ein hohes Maß an Sicherheit. Der Vorzug des Produktes ist, dass die unter dem Deckglas liegenden Grafikelemente nicht verdeckt werden. Somit kommen sämtliche Details der Weltkarte vollständig zur Geltung.
Vitrinen mit „schaltbarem“ Glas
Ein Blickfang sind auch die sechs großen Glasvitrinen in der Ausstellungsbox. Sie beinhalten eine Reihe historischer Modelle der legendären Dornier-Konstruktionen.
Das Besondere an den Vitrinen: Ihre Rückwände wurden mit dem transparenten Verbund-Spezialglas Lamex Transopac ausgeführt und können vom transparenten in einen opaken Zustand umgeschaltet werden. Im opaken Zustand dienen die Glasrückwände als Projektionsflächen für die Darstellung diverser Filmsequenzen, die per Beamer eingespielt werden. Der Besucher ruft mittels Sensortaste die jeweiligen audiovisuellen Informationen ab und kann die jeweilige Vitrine dadurch „zum Leben erwecken“.
„Die in Reihe gestellten Glasvitrinen entfalten im transparenten Zustand eine Fernwirkung. Der Besucher erfasst auf einen Blick Modelle aus verschiedenen Epochen“, erläutert Christoph Längle von Atelier Brückner. „Durch das Umschalten der Rückwand werden hingegen die Detailinformationen eingeblendet. Der Besucher wird damit an der jeweiligen Vitrine in einer bestimmten Zeitepoche festgehalten“. Analog zur Bodenlandkarte arbeiten die Ausstellungsmacher auch hier mit unterschiedlichen Informationsebenen, die durch die Schaltbarkeit der Glasoberflächen ein- und ausgeblendet werden können. „Dadurch verändert sich natürlich auch das gesamte Raumbild“, erklärt Längle. Das blitzschnelle Umschalten der Gläser innerhalb von weniger als 100 Millisekunden von transparent auf opak erfolgt mittels elektrischer Energie. Das Gleichrichten von integrierten LCD-Kristallen sorgt mit einer Spannung von 60 Volt bei 25 Watt Leistung pro m2 für die „perfekte Verwandlung“ – und damit für ein visuelles Erlebnis der besonderen Art.
Architektur: Allmann Sattler Wappner Architekten, München
Ausstellungsgestaltung: ATELIER BRÜCKNER, Stuttgart
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