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Wechselspiele

Neubau eines Technologiezentrums in Zürich
Wechselspiele

Ein neues Technologiezentrum ist in Zürich entstanden. Die reduzierte äußere Fassade aus Sichtbeton steht im reizvollen Kontrast zu den großflächigen Verglasungen der inneren Fassade. Beide Materialien reflektieren Kernkompetenzen des Unternehmens.

Jörg Pfäffinger

Der Neubau des Technologiezentrums der Sika auf dem Werksareal Tüffenwies schafft Büro- und Laborarbeitsplätze für 200 Mitarbeiter aus dem Bereich Forschung und Entwicklung. Geforscht wird dort vor allem in den Bereichen Kleben und Dichten: In den Syntheselabors werden Grundlagen der Basischemie erarbeitet, in den Formulierungslabors werden chemische Zusammensetzungen erzeugt, die in den Prüflabors anwendungstechnisch geprüft werden. Im Pilot-Labor werden neu entwickelte Produkte zur großtechnischen Herstellung aufgearbeitet. Büroarbeitsplätze und attraktive Gemeinschaftsräume ergänzen den Forschungsbetrieb.
Das Gebäude vermittelt die Werte und Fähigkeiten des Herstellers, indem dessen Produkte zur Anwendung kommen. Die formale Reduktion der äußeren Fassaden aus Sichtbeton steht dabei in einem reizvollen Wechselspiel zu den inneren großflächigen Verglasungen. Beide Materialisierungen reflektieren die wichtigen Kernkompetenzen. Die Realisation des Neubaues begann im Herbst 2004 mit einem Studienauftrag, bei dem fünf Büros direkt einreichen konnten – der Auftrag ging an Andrea Roost in Bern. Projektleiter Martin Lüthi sagte: „Das bestehende Areal weist eine sehr heterogene Struktur auf und die Herausforderung war, auf dem recht kleinen Feld die geforderte Nutzung unterzubringen.“
Dabei bezogen die Planer ein älteres Laborgebäude in die zukünftige Nutzung mit ein und gestalteten eine positive Belichtungssituation sowohl für das alte, wie auch für das neue Gebäude durch dessen L-Form. Das Forschungsgebäude weist sechs oberirdische Geschosse, ein Untergeschoss und eine Dachzentrale für die Haustechnik auf. Im Erdgeschoss gibt es einen Konferenzbereich mit Foyer und Cateringküche, Prüflabors und Versuchsanlagen im Pilot-Labor. An der Nordseite befindet sich in den Regelgeschossen 1. bis 5. OG der Laborbereich mit großen Vertikal-Erschließungen. Die Nordfassade sei optimal für Laborarbeitsplätze, so Lüthi, denn dort sei direktes Licht, unter anderem wegen der Blendung gar nicht erwünscht. Durch die Nordausrichtung konnte hier auf einen außen liegenden Sonnenschutz verzichtet werden.
Verglasung und Sichtbeton
Die 70 Labor-Fenster sind nicht öffenbar, da man dort relativ konstante klimatische Bedingungen schaffen möchte, fünf von ihnen weisen eine verdeckte Beschattung auf. Dabei wurde die 2-fach Verglasung (1,1 W/(m2k) auf eine raumseitige Metallzarge montiert und außen mit einem 20 cm breiten, gezogenen Aluminiumrahmen eingefasst.
Die hofseitige Fassade, die einen zentralen Erschließungshof begrenzt, ist als im Werk vorelementierte Holz-Aluminium-Pfosten-Riegel-Konstruktion in Brettschichtholz Eiche ausgeführt. Im 1. bis 5. OG wurden 48 raumhohe Holz-Einsatz-Drehflügel als Lüftungsflügel mit vorgesetztem Aluminium-Lochblech eingesetzt. Diese Anordnung ist schlagregendicht und wirkt gleichzeitig als Absturzsicherung. Im EG wurde dasselbe Pfosten-Riegel-System mit integrierten Holz-Aluminium-Hebeschiebeflügeln und einer 2-flügeligen Holz-Eingangstüre verwendet. Der Uf-Wert des Systems liegt bei 1,4 W/(m2k).
Zur Gestaltung der Hoffassade sage Lüthi: „Wir suchten bewusst ein ruhiges Erscheinungsbild. Um auf Storenkästen verzichten zu können, haben wir die Fenster geschuppt angeordnet: Jedes Geschoss kragt 15 cm über das darunter liegende hinaus, wodurch die Storen von der darüber liegenden Glasscheibe verdeckt werden.“
Die Fenster im Konferenzbereich und an der Westfassade sind Holz-Aluminium-Konstruktionen mit 2-fach Verglasung (1,1 W/(m2k), deren Scheiben mit im eigenen Hause produziertem Klebstoff in die Rahmen eingeklebt wurden. Diese Fenster wurden in klassischer Weise in eine Laibung eingesetzt und mit Raffstoren als Verschattung ausgestattet.
Das Gebäude weist rund 10 000 m² Geschossfläche und ein Volumen von rund 40 000 m³ aus. Besonderheit ist die Sichtbetonfassade mit selbstverdichtendem SCC-Fliessbeton (Self Compacting Concrete), die dank Sika-Zusatzprodukten lediglich 10 cm stark ist. Sie weist keine statische Funktion auf, denn die Tragstruktur besteht aus einem konventionellen zweischaligen Aufbau: Ortbeton, der mit 20 cm Wärmedämmung versehen wurde.
Haustechnik
Die Lüftungszentrale befindet sich auf dem Dach, um möglichst kurze Wege zu den Schächten zu haben. Aus Gewichtsgründen ist die Dachzentrale ein Stahlbau, verkleidet mit Alulamellen, um Öffnungen für Frischluftfassungen, usw. unsichtbar zu integrieren.
In den Labors hat man mit sichtbaren Installationen Heiz- und Kühlsegel mit Doppelfunktion eingebaut, in den Büros gibt es konventionelle Heizkörper entlang der Fassade. Im Bürobereich gibt es Hohl- oder Doppelböden für die Elektroinstallation und die Quelllüftung. Alle Geschosse sind vom Grundriss her identisch, jedoch besteht die Möglichkeit, Großraum- sowie Individualbüros zu erstellen. Speziell war, dass das Gebäude in einem Grundwassergebiet steht. Es war nicht erlaubt, mehr Untergeschosse zu bauen, wie bereits an früheren Gebäuden vorhanden waren, die zuvor abgerissen worden waren. „Das führte dazu, dass der Neubau nicht unterkellert wurde, es gibt lediglich eine schmale Zone als Untergeschoss unter den Steigschächten. Dort sind die Energieeinspeisung, die Sanitärzentrale, die Erschließung der Hauptsteigschächte und ein paar Lagerräume untergebracht“, erläutert Lüthi.
Leicht – und selbstverdichtender Beton (LVB/SVB): Bei Betonen, bei denen zum Verdichten nur sehr geringe Rüttelenergie eingesetzt werden muss, handelt es sich um „leichtverdichtenden Beton“ (LVB), wenn keinerlei Verdichtungsmaßnahmen mehr erforderlich sind, spricht man von selbstverdichtendem Beton (SVB). Das Attribut „leichtverdichtend“ ist mit Betonen der Konsistenzklasse F5 und F6 verknüpft. Diese Betone weisen in ihrer Zusammensetzung zwar einen hohen Mehlkorngehalt auf, überschreiten – im Gegensatz zum SVB – den maximalen Grenzwert der DIN 1045 jedoch nicht. Selbstverdichtender Beton mit erheblich weicherer Konsistenz als herkömmlicher Rüttelbeton, entlüftet selbstständig durch die Wirkung der Schwerkraft. Er weist ein extrem gutes Fließverhalten auf und fließt von selbst fast bis zum Niveauausgleich selbst über weite Strecken. Durch die guten Fließeigenschaften füllt er auch anspruchsvolle Schalungsgeometrien problemlos aus und zeigt nach dem Ausschalen eine nahezu porenfreie Betonoberfläche. be
Architekturbüro: Andrea Roost, Bern
Bauleitung: Bauengineering.com AG, Zürich Fassadenplanung: Feroplan AG, Zürich
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