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Sichtbeton im Korkeichenhain - Neue Mediathek auf Korsika

Neubau einer Mediathek in Porto-Vecchio auf Korsika
Sichtbeton im Korkeichenhain

Einen ungewöhnlichen Bau haben Dominique Coulon & Associés im korsischen Porto-Vecchio realisiert. Um die Natur zu erhalten, wurde die neue Mediathek vollständig um die vorhandenen Bäume und Felsen herum entwickelt. Die sich daraus ergebende fließend-organische Form setzten die Architekten in Sichtbeton-Bauweise um. 

Anforderung:

Neue Mediathek, die ausreichend Platz (auch für kulturelle Aktivitäten) bietet und gleichzeitig Rücksicht auf die umgebende Natur nimmt

Lösung:

Sichtbetonbau, dessen organische Form sich um die vorhandenen Bäume und Felsen herum entwickelt


Die französische Mittelmeerinsel Korsika ist geprägt durch ein langgestrecktes Hochgebirge mit reichem Waldbestand, das zu den angrenzenden Küstenlinien hin steil abfällt. Zwischen diesen Gebirgszügen finden sich breite Küstenebenen, in denen Baumarten wie Edelkastanien, Laricio-Kiefern und Olivenbäume kultiviert werden.

Im Südosten der Insel liegt Porto-Vecchio, eine Stadt mit rund 11.000 Einwohnern, die für ihre historische Zitadelle aus dem 16. Jahrhundert und die malerische Altstadt bekannt ist. In der Nähe befinden sich Strände wie Palombaggia und Santa Giulia mit klarem Wasser und weißem Sand. Geprägt ist die Region durch eine reiche Vegetation, darunter ausgedehnte Wälder sowie Stein- und Korkeichenhaine, die historisch eine wichtige Einnahmequelle darstellten.

Bewaldete Hänge bei Porto-Vecchio auf Korsika
Bild: Eugeni Pons

Umarmung der Landschaft

2016 schrieb die Stadt Porto-Vecchio den Wettbewerb für eine neue Mediathek aus. Die ursprüngliche Bibliothek war mit nur 230 Quadratmetern viel zu klein und erfüllte nicht die Standards, die das Kulturministerium vorgab. Das Gebäude bot zudem keine Aussicht auf die Umgebung und war vollständig vom Archivbestand belegt. Daher gab es dort auch keine Möglichkeit, kulturelle Veranstaltungen zu organisieren.

Als Standort für die neue Mediathek war ein felsiges Grundstück vorgesehen, das von Eichen und Olivenbäumen umgeben war. Als Sieger gingen Dominique Coulon & Associés aus dem internationalen Wettbewerb hervor: Ihr Entwurf zielt in erster Linie darauf ab, die umgebende Natur und ihre charakteristischen Elemente zu erhalten. Dazu vermaßen die Architekten jeden Baum und jeden Felsen, um daraus die organische Form des Sichtbetonbaus abzuleiten. „Seine Kurven sind so gestaltet, dass sie die Bäume und Felsen umfließen“, erklären die Architekten. „Das Gebäude umarmt die Landschaft, um sie besser zu schützen.“

In Teilen auf runden Stützen ruhend, scheint das Gebäude über der Landschaft zu schweben. Geschwungene Rampen erschließen die multifunktionalen Außenbereiche, die sich über etwa 1.600 Quadratmeter erstrecken und eine ideale Kulisse für Konzerte, Lesungen, Filmvorführungen, Workshops sowie Bürgerveranstaltungen bieten. Zudem lädt eine schattige Sommerterrasse unter dem aufgeständerten Gebäude zum Verweilen ein. 

Schwebende Sichtbetonrampe zwischen Vegetation - Mediathek in Porto-Vecchio
Bild: Eugeni Pons

Schwebender Monolith in Sichtbeton

„Um die organischen Formen und den Schwebeeffekt von Rampen und Gebäude umzusetzen, war Beton das Mittel der Wahl“, erklärt Architekt Dominique Coulon. „Zudem verstärkt Beton das monolithische Erscheinungsbild des Gebäudes – auch das war unser Ziel.“ Nicht zuletzt beeinflusste der Standort die Materialwahl: „Die Nähe zum Meer veranlasste uns, ein sehr widerstandsfähiges Material auszusuchen.“

Die eingesetzte Betonart ist ein einfacher, grauer Sichtbeton mit ausgewählten Zuschlagstoffen aus einem lokalen Steinbruch. Als Versiegelung kam ein farbloses, porenfüllendes, wasserabweisendes Produkt zum Einsatz. Ein zusätzlicher Graffitischutz wurde nicht aufgetragen.

„Sowohl die Bewohner als auch die politischen Entscheidungsträger waren von der Mineralität des Materials begeistert“, erzählt Dominique Coulon. „Das Gebäude spiegelt die Felsen der Umgebung wider und bildet einen harmonischen Kontrast zur umgebenden Vegetation.“ Am Material Beton schätzt der Architekt die gute Formbarkeit und seinen steinähnlichen Charakter. „Beton ist ein zeitgenössischer Gussstein – ein Material, das das Licht einfängt.“

Organisch geformt in Sichtbeton - Mediathek in Porto-Vecchio
Bild: Eugeni Pons

Fließende Innenräume

Im Inneren der neuen Mediathek entfaltet sich auf einer Nutzfläche von rund 1.200 Quadratmetern ein vielseitiges Raumangebot. Neben Bücherregalen mit Kapazität für etwa 20.000 Werke sind hier Leseplätze, Gruppen-, Werkstatt- und Ausstellungsräume sowie ein Café mit Garten untergebracht.

„Hauptmerkmal des Gebäudeinneren ist die Fließfähigkeit des Raumes“, so die Architekten. Kreisförmige Oberlichter, großflächige Verglasungen und Panoramafenster geben den Blick auf ausgewählte Landschaftsausschnitte und das Meer frei. Natürliches Tageslicht durchflutet die Räume und schafft eine Atmosphäre von Helligkeit und Transparenz.

Die Mediathek erfüllt nicht nur die Rolle einer Bibliothek, sondern agiert auch als Kultur- und Bildungszentrum. Dabei setzt sie einen Schwerpunkt auf die Vermittlung des korsisch-mediterranen Erbes.

Mediathek in Porto-Vecchio - Blick durch raumhohe Glasfassade in den von Sichtbeton geprägten Innenhof
Bild: Eugeni Pons

Bedeutende Investition

Mit einem Bauvolumen von etwa 4,5 Millionen Euro stellt das Projekt eine bedeutende Investition in die kulturelle Infrastruktur von Porto-Vecchio dar.

Die Mediathek in Porto-Vecchio von Dominique Coulon & Associés repräsentiert einen modernen Ansatz in der Architektur, der die Bewahrung der natürlichen Umgebung in den Vordergrund stellt. Durch die sorgfältige Integration des Gebäudes in das landschaftliche Umfeld entsteht ein Ort, der sowohl architektonische als auch kulturelle Werte vermittelt. 


Projekt: Mediathek Animu

Standort: Voie Romaine, 20137 Porto-Vecchio, Frankreich

Bauherr: Stadt Porto-Vecchio, Korsika, Fankreich

Architekten: Dominique Coulon & associés, Straßburg
www.coulon-architecte.fr


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